Warum lernt man im Religionsunterricht nicht, dass Martin Luther ein Antisemit war?

19 Antworten

Ich kann mich erinnern dass wir das im Unterricht hatten, kann aber sein dass das je nach Bundesland oder Kirchenprovinz anders ist oder das auch nur das persönliche Anliegen meines Lehrers war. Für die Konfirmation spielt es eher keine Rolle.

dass sein Glaubensführer Martin Luther ein Antisemit war.

Luthers Problem mit den Juden lag an seinem Unverständnis dafür, dass sie keine Christen waren oder wurden. Dieser Antijudaismus von ihm ist nicht klein oder schön zu reden, trotzdem muss man ihn vom Rasse-begründeten Antisemitismus unterscheiden, für den man ihn aber auch als Wegbereiter sehen muss.

Menschen entwickeln sich langsam - im Lauf ihres Lebens.

Die Menschheit als Ganze macht auch eine Entwicklung durch - in ihrer Geschichte.

Ein 21jähriger darf keinen 16jährigen kritisieren, dass der noch nicht so reif ist wie ein 21jähriger.

Genauso sollten wir Menschen im 21. Jh. uns nicht erlauben, die Menschen des 16. Jh. von unserer heutigen Sicht aus zu kritisieren. Wären wir selber, wenn wir damals gelebt hätten, denn schon so aufgeklärt wie wir es heute sind?

Wesentlich für unsere Entwicklung sind gute Gespräche mit anderen und vielseitige Medien. Wenn man das nicht hat, merkt man in vielem nicht, wo man einfach ein Kind seiner Zeit ist. Im 16. Jh. konnte man vielleicht mit ein paar Nachbarn, die einfache Bauern waren, reden. Es gab noch nicht mal Bibliotheken oder Tageszeitungen, wo man Denkanstöße bekam, geschweige denn ein WWW und gf.

Luther war kein Antisemit.

Luther selbst hatte sich in seinem Buch "Von den Juden und ihren Lügen" ganz klar als Antijudaist bezeichnet, aus religiösen Gründen, weil die Juden uneinsichtig waren.

Ein Antijudaist aus religiösen Gründen ist aber kein Antisemit.

Antisemitismus richtet sich - wie das Wort schon sagt - gegen semitische Völker gemeinhin, also gegen Malteser, Äthiopier, Juden, Araber, Eriträer, ... etc. .

Luther hatte nichts gegen semitische Völker gemeinhin geäußert, diese waren nicht sein Thema.

Deshalb war Luther kein Antisemit sondern Antijudaist.

Um das klar zu stellen: Jeder Christ, der sich zu seinem christlichen Glauben bekennt, ist naturgemäß kein Antisemit sondern Antijudaist so wie Luther!

Denn wäre es anders, dann würde er als Christ den jüdischen Glauben goutieren, für richtig und gut heißen !

Woher ich das weiß:Recherche

Im Mittelalter war fast jeder Antisemit, das war Alltag. Und Martin Luther versuchte als Theologe mit seinen Schriften das zu untermauern. Da war er nicht allein, das war normal damals.

Natürlich gab es Ausnahmen und Juden fanden nach unzähligen Progromen und Vertreibungen anderswo Schutz, aber die antijüdische Einstellung endete erst langsam in der Aufklärung.

Warum man das dann betonen muss, was damals normal war, erschließt sich mir nicht. Denn fast jeder Landesherr, fast jedes Kirchenoberhaupt, fast jeder Theologe drangsalierte seine jüdischen Mitbürger.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
mulan2255  09.01.2024, 07:17

Dass mit der Aufklärung die antijüdische Einstellung langsam endete, halte ich für einen Mythos. Wäre das so, hätte der Holocaust nicht stattgefunden und würde der nie abwesende Antijudaismus nicht heute wieder in der „bürgerlichen Mitte“ seine hässliche Fratze zeigen.

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SamaMoldo  09.01.2024, 07:30
@mulan2255

Der religiöse Antijudaismus endete weirgehend mit der Aufklärung und wurde vom modernen Antisemitismus abgelöst.

Juden waren fortan nicht mehr "Gottesmörder", sondern das Feindbild wurde aus dem religiösen Kontext herausgelöst.

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mulan2255  09.01.2024, 13:50
@SamaMoldo

Bei manchen spielt die religiöse Komponente zwar noch immer eine Rolle, aber was du sagst, ist wohl richtig. Der „moderne“ Antisemitismus ist ja um keinen Deut besser als der frühere, denn auch dieser konnte und kann töten. Er hat viele Gesichter. Gerade hatte ich’s erlebt, indem jemand schwarz auf weiß durch Bestätigung diesen geleugnet hat, indem mittels Haarspalterei z.B. Antijudaismus kein Antisemitismus sei. Ein Schelm wer Arges dabei denkt!

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Es ist allgemein bekannt auch im Luther Jahr wurde sehr viel darüber gesprochen.

Aber für was steht die Lehre Martin Luther?

Er hat gesagt allein das was in der Bibel steht ist das was zählt. An dem wir unseren Glauben ausrichten sollen. Wenn Martin sagt Juden sind Scheiss ist das seine Objektive Meinung sie nicht mit der Bibel übereinstimmt. Somit irrelevant.

Meinen Augen auch wichtig zu sehen das auch er wie eigentlich alle Menschlichen Helden in der Bibel fehlerbehaftet waren. Wir keine vorgefertigte Meinung annehmen sollen keine Menschen auf eine Socke stellen sollen, sonder das Gehirn einschalten und selber denken.

Wie heißt es doch so schön wer ohne Fehler ist werfe den ersten Stein.