Was hat Martin Luther mit der Hexenverfolgung zu tun?

5 Antworten

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Luther war davon überzeugt, dass es Hexerei gibt und war dafür, Zauberer und Hexen gerichtlich zu verfolgen. Er war für die Verurteilung der verdächtigten Personen. Aus einer seiner Predigten: "Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an".

hostelcrasher 
Fragesteller
 28.11.2010, 15:43

kurz und genau auf den punkt gebracht, danke!

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Mosus  28.11.2010, 16:39
@hostelcrasher

Entweder, die Menschen, auch Martin Luther, wussten es zu dieser Zeit nicht besser. Oder: Es wurde bewusst Angst unter die Menschen gestreut. Ein Glück: Heute sind wir schlau!

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Sokrates2010  28.11.2010, 17:47
@Mosus

Bedanke Dich bei der Katholischen Kirche und der Inquisition (heute: Kongregation für die Glaubenslehre). Chef: Kardinalpräfekt, bis zu seiner Wahl zum Papst war dies Josef Kardinal Ratzinger

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Der Satz: "Die Zauberinnen sollten getötet werden" findet sich gleich mehrfach im Luthers Texten. Er glaubte an auf Böcken und Besen reitende "Teufelshuren", die "Kinder in der Wiege marterten", und auch daran, das es in der Natur der Frauen liegt Zauberei und Aberglaube zu treiben. Für Luther stand fest: "Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden" Allerdings warnte Luther vor Hexenpanik und predigte es sei Unsinn, "dass ihr eine auftretende Pustel oder Krankheiten gleich den Zauberern zuschreibt". Obwohl Luther die von der Inquisation vertretene "Hexenverschwörung" ablehnt, kommt es auch in protestantischen Gebieten zu "Hexen-Verfolgungen" - unterstützt von den jeweiligen Landesherren.
"Übrigens beruhen viele Anklagen wegen Hexerei auf Nachbarschaftsstreitigkeiten - was aber damals nicht zur Einstellung der Verfahren führte". So die Ergebnisse neuester Untersuchungen in diesem Bereich.

Luther als Kind seiner Zeit war von der Existenz von Hexen und Zauberern überzeugt und auch, dass diese, falls ihnen Hexerei "nachgewiesen" wird, getötet werden sollen. Luther hat sich selbst nie an der Aufspürung oder Denunzierung von Hexen beteiligt und auch nicht dazu aufgefordert.Lebte Luther heute wäre er sicherlich entsetzt über seinen Aberglauben ebenso wie über seinen Hass auf Juden. Der war rein religiös begründet, nicht im entferntesten rassistisch! Er hasste die Juden, weil sie gegen seine Erwartung, seiner Lehre nicht folgten,also keine Christen wurden; nicht aber weil sie rassisch minderwertig seien! Schlimm genug! Auch Luther blieb in Irrtümern und Schuld verhaftet bis an sein Lebensende. So wurde Luther unheilvoll von dem NS-Regime missbraucht.

Im südthüringischen Schmalkalden läuft derzeit eine große und hochgelobte (siehe unter www.historischeausstellungen.de) Ausstellung mit dem Titel "Luther und die Hexen". Dort wird auf Luthers Haltung gegenüber Hexen eingegangen. Die usstellung kommt zu dem Schluss: Hätten sich protestantische Obrigkeiten an Luther gehalten, wäre es zu keinen Massenverfolgungen gekommen. Martin Luther lehnt die Vorstellung von Hexenflug und Hexentanz ab. Damit hätte es zu keinen Besagungen kommen können, welche Auslöser für die meisten Fälle von Hexenverfolgung waren. In der Ausstellug wird auch auf hunderte von Einzelfällen von Hexenverfolgung eingegangen. Eine höchst sehenswerte Schau.

Ich empfehle dir zum Thema Hexenverfolgung und Inquisition den Artikel in der neuesten ausgabe der Zeitschrift "Wissen der Welt". Diese stellt eine ganz interessante These zu Hexenverfolgungen auf: Je instabiler die religiösen und kirchlichen Verhältnisse sind, um so stärker wütete die Inquisition.