Warum hat man kein Plan was man werden möchte?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Beruf +Stärken finden sollte von der Schule unterstützt werden 29%
Schule einfach nicht Praktisch genug für das Leben gestaltet 29%
Andere meinung 29%
Beruf finden liegt nur einem Selber 14%
Die Schule will damit "Erziehen" 0%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Beruf finden liegt nur einem Selber

Also wenn ich die Fragen unter “Ausbildung und Studium” hier auf gf lese, ist mein Eindruck eher, dass manche Leute 500 Praktika machen könnten und dann eben für diese 500 Berufe 500 „Begründungen“ finden würden, warum sie diese auf gar keinen Fall lernen wollen würden. Der eine Beruf ist zu anstrengend, der andere zu langweilig, der dritte verlangt einen Schulabschluss, den man nicht zu machen gewillt ist, hier ist die doofe Nachtarbeit, in eine andere Stadt umziehen möchte man auch nicht, und der Klassiker „aber 3000 Euro will ich schon verdienen, sonst lohnt es sich ja gar nicht morgens aufzustehen“.
Und andersherum, wer halt grundsätzlich motiviert ist, der kümmert sich eben auch im Vorfeld selbstständig darum, sich zu informieren, und der kommt dann eben auch über negative Aspekte des gewählten Berufs hinweg. Also ich zum Beispiel, ich habe Speditionskauffrau gelernt. Weder mein Vater noch meine Mutter noch sonstige nahe Verwandte hatten einen kaufmännischen Beruf, ein Praktikum hatte ich in der Spedition auch nicht gemacht, aber die Berufsbeschreibung, die sich auf x Seiten im Internet einfach finden lässt, beschreibt den Job absolut korrekt. Dass es für mich trotzdem hart war am Anfang, lag daran, dass ich mich wie alle anderen auch natürlich erstmal an das Berufsleben gewöhnen musste, aber nicht an falschen Vorstellungen.

Mir fehlt deshalb das Verständnis für Leute, die ihre Ausbildungen abbrechen mit Begründungen, die in Zusammenhang mit den berufstypischen Arbeitsbedingungen stehen, und dann auch noch schon wieder anderen die Schuld daran geben.

Übrigens hätte ich aber nach der 10. Klasse auch noch nicht die Reife gehabt,, ins Berufsleben einzusteigen - weswegen ich ja weiter zur Schule gegangen bin. Wenn man sich für reif genug hält, die Schule zu verlassen, sollte man sich auch reif genug fühlen, in die Arbeitswelt zu gehen. Das eine aber nicht das andere ist nichts anderes als das kindische „ich habe keine Lust, es ist alles so dooooof!“.

Wer keine Lust auf nichts hat, dem kann keine Schule, kein Praktikum helfen, kein mahnender Zeigefinger helfen.

Andere meinung

In meinem Bundesland werden alle Schüler in der neuen mit das Thema Berufsfindung konfrontiert. Die ganze Klasse macht zusammen Tests außerhalb der Schule. Es gibt verpflichtetend Praktika.

Also, so ganz richtig ist deine These nicht

Beruf +Stärken finden sollte von der Schule unterstützt werden

Ich finde die Schule in dem Sinne auch nicht wirklich geeignet. Ich hatte in der 8. Klasse ein Praktikum und ein Jahr später, wo es mit bewerben losging, so einen Test am Computer, was zu einem passen könnte (bei mir kam nur Kram raus, der mich gar nicht interessiert). Ich fände es schon gut, wenn man überall zumindest noch ein 2. Pflichtpraktikum einführt (weiß nicht, ob einige Schulen das schon haben).

Meine Eltern sind z. B. in der DDR aufgewachsen und hatten in der Schule noch technisches Zeichnen und weiter gefächerten Werkunterricht. In den letzten beiden (?) Jahren war es wohl von der Schule aus auch Pflicht, in einigen vorgegeben Betrieben ein bisschen zu arbeiten (nur Hiwi-Aufgaben und kann man wohl auch eher negativ sehen, weil es auch unvergütet war, soweit ich weiß^^). Sowas würde einem ja auch schon mehr helfen zumindest eine ungefähre Richtung zu finden, die einen interessiert. Zumindest kommt man so auch mit Dingen in Berührung, die man zuhause vielleicht nicht unbedingt macht

Andere meinung

Als Berufseinstiegsbegleiter an zwei Schulen kann ich dir recht genau sagen, woran das liegt. Die folgenden Aussagen sind natürlich nicht allgemeingültig. Es sind meine persönlichen Beobachgungen und Erfahrungen.

1. Zu viel Auswahl: Es gibt über 400 verschiedene Ausbildungsberufe, Studiengänge nicht mitgerechnet, und keiner der Jugendlichen kennt sie alle. Den richtigen Beruf in dieser Menge zu finden ist so gut wie unmöglich.

2. Mangelnde Interessen: Ich erlebe es sehr oft, dass ich Schüler feage, was sie denn gerne in ihrer Freizeit tun und erhalte dabei oft die Antwort: nichts.

3. Keine Unterstützung vom Elternhaus: Das trifft natürlich nicht auf die Allgemeinheit zu, aber Eltern beraten ihre Kinder selten bei der Berufswahl. Außerdem motivieren sie ihre Kinder nicht genug.

4. Unrealistische Vorstellungen: Manche der Schüler haben Ideen und Traumberufe, die für sie unerreichbar sind. Meistens weil sie einfach zu faul sind, um an der Erfüllung ihres Traumes zu arbeiten.

5. Beratungsresistent: Wie oft ich schon mit Schülern verschiedene Möglichkeiten durchgegangen bin und Berufe angeboten habe, bei denen sie von vorneherein Nein saten, einfach weil die Berufsbezeichnung nicht gut klingt, weiß ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall oft. Erdt vor kurzem beriet ich einen junger Schüler, der gerne Krankenpfleger werden möchte, aber in Mathe und Biologie jeweils auf einer 5 stand.

6. Kaum Eigeninitiative: Ja, Schüler brauchen oft einen Schubs um etwas zu tun. Aber nur die wenigsten bleiben dann in Bewegung. Die meisten benötigen für jede weitere Aktion auch weitere Schübe.

Schule einfach nicht Praktisch genug für das Leben gestaltet

Das Deutscheschulsystem ist schon nicht wirklich eine Hilfe. Ich meine, ich weiss nach 12-13 Jahren Schule, wie man eine Lineare Gleichung bildet und abliest, aber nicht wie man eine Steuererklärung lesen tut? Das sagt schon alles aus.

Die meisten Schüler verbringen von 8 bis 16 Uhr ihre Zeit in der Schule. Die meiste Freizeit nutzen sie dann um sich zu entspannen, ihre hobbys oder Freunde/Familie. Da hat man manchmal nicht die Zeit um seine Stärken zu finden. Ist zwar hart, aber die Wahrheit.