Warum hat die AfD so wenig Mitglieder?

7 Antworten

Ich glaube, dass die Wählerschaft der AfD weniger eine Parteimitgliedschaft anstrebt als die Wähler anderer Parteien.

Dazu fehlt ihnen Wille, Zeit und/ oder Kapital.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wähler der AfD
Im Vergleich zu der Anzahl Ihrer Wähler hat die AfD mit Abstand die wenigsten Mitglieder der im Bundestag vertretenen Parteien.

Ist mit 9 Jahren auch mit Abstand die jüngste aller Bundestagsparteien. Als nächstes kommen die Grünen mit knapp 30 Jahren.

Um deine Rechnung mal weiterzuführen:

Die SPD ist mit 159 Jahren auch 17,6 mal so alt wie die AfD.

Weil eine Mitgliedschaft Geld kostet.

Viele wählen AfD weil sie halt einfach "gegen etwas" sind. Ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel kostet nichts und man hat dem Gefühl, dass man "den anderen" damit eins ausgewischt hat.

Wenn's dann aber darum geht, dass man zu seiner "Überzeugung" steht, sei es durch Taten oder zumindest Geld, dann schwindet die Sympathie doch ganz schnell.

PIutonium 
Fragesteller
 07.05.2022, 13:47

Eine Mitgliedschaft kostet auch in den anderen Parteien Geld, das beantwortet also nicht die Frage.

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KathrinStuggi  07.05.2022, 13:53
@PIutonium

Doch, weil die "Ankreuzer" anderer Parteien auch für ihre Überzeugung zahlen. Bei den AfD-Kreuzmachern reicht die Überzeugung und der Wille nicht so weit.

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Ich kenne einige Sympathisanten der AfD - keine Nazis oder Radikale, aber sehr konservativ eingestellte, ältere Menschen mit CDU-Vergangenheit - und die sagen, dass sie entweder zu alt sind für eine Parteimitgliedschaft oder Angst davor haben, dann "verbrannt" zu sein, wenn die AfD-Mitgliedschaft bekannt wäre. Ich kenne aus diesem Umfeld nur eine Person, die mit 74 Jahren konsequent der AfD beigetreten ist und kein Geheimnis draus macht.

Ansonsten sind Wählerzahlen kein Indikator für hohe Mitgliederzahlen und die meisten Wähler der AfD wählen diese Partei nicht ihrer selbst wegen, sondern aus Unzufriedenheit mit den Altparteien, denen sie auf diesem Wege eine Ohrfeige verpassen wollen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Der Vergleich mit der SPD ist insofern interessant, weil die SPD ja von einer großen Vergangenheit kommt und noch sehr davon profitiert. Etwas alter Glanz der großen, längst vergangen SPD fällt auch auf die heutigen SPD-Bonzen ab. Dann wird gern die große Opposition zum 3. Reich betont (auf die die SPD auch durchaus stolz sein darf) oder man sonnt sich in der Erinnerung an Willi Brandt und Helmut Schmidt. Dabei trägt man das "sozialdemokratische" Label längst nur noch aus Nostalgie und weil man zu faul ist sich einen ehrlichen Namen zu geben.

Aber:

Man zehrt auch vom Vermögen alter Tage und dies sind auch und ganz besonders die Mitgliederzahlen. Leider habe ich gerade die Zahlen nicht im Kopf, diese dürften aber bereits um Millionen gesunken sein: weil viele Menschen im Alter sterben, weil viele die Partei in den 90ern und später verlassen haben, weil kaum noch neue Mitglieder nachkommen.

Da es aber früher eigentlich nur CDU. FdP und SPD gab, die SPD als große Volkspartei auch Millionen Mitglieder hatte und alte Menschen sehr parteitreu sind, sind die meisten nie ausgetreten, egal ob sie sich noch mit der SPD identifizieren können oder nicht.

Die AfD ist hingegen jung, in einer Zeit, in der ohnehin kaum jemand einer Partei beitritt. Deren Wähler stammen aus allen anderen Parteien, auch aus der SPD (so wie ich). Sie treten aber keiner Partei mehr bei (so wie ich), auch wenn sie vorher in einer anderen waren.