Warum glauben manche man könne Homosexualität heilen?

9 Antworten

Die Wissenschaftist sich da gar nicht so eins, wie du anzunehmen scheinst. Man weiß beim menschlichen Verhalten in ganz vielen Bereichen nicht, wo da da die genaue Grenze ist. Beispiel Musikalität: Jemand kann "musikalisch geboren" sein, es also "in den Genen" haben, oder er ist sehr musikalisch, weil er von klein auf mit Musik zu tun hatte, bzw. weil es ihn schon immer interessiert und er sich viel damit beschäftigt hat. Das ist ja gerade das besondere am Menschen, dass wir unser ganzes Leben lang lern- und veränderungsfähig sind, auch im sexuellen Bereich. Freud nimmt zum Beispiel an, dass fast all Menschen eine homosexuelle Phase in der Pubertät haben. Es gibt durchaus Fälle, bei denen heterosexuelle Menschen homosexuell wurden (z.B. als Gegenreaktion zu erfolgtem Missbrauch) und auch anders herum. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch Menschen geben kann, wo die Neigung angeboren ist. Es ausschließlich so oder so zu sehen, negiert die Diversität des menschlichen Lebens und ist meistens ideologisch begründet. Das mal zur einen Seite der Frage.

Das andere betrifft den Begriff "heilen". Niemand würde auf die Idee kommen, man müsse Musikalität (oder fehlende Musikalität) "heilen". Uns ist ja schon allen bewusst, das Menschen verschieden sind, und dass es eigentlich keinen Grund gibt, diese Unterschiede alle gleich zu machen. Hinter dem Wort "heilen" steht der Gedanke, dass eine Abweichung von der "gesunden" Norm dem Individuum selbst schadet (Krankheit), oder anderen Menschen schadet (welche die Gesellschaft schützen sollte) oder der Gesellschaft als ganzes schadet.

Solche Definitionen gibt es ganz viele. Zum Beispiel definiert unsere Gesellschaft Pädophilie als so abweichend, dass sie sanktioniert wird, um die Gesellschaft und das Individuum (die Opfer, aber auch die Täter) davor zu schützen. Es gab Zeiten, da dachte man, man müsse sich und die Gesellschaft auch vor Homosexualität "schützen" (damals wurde Homosexualität und Pädophilie übrigens oft sogar gleichgesetzt. Pädophilie heißt wörtlich übersetzt nicht "Kinderliebe", sondern "Knabenliebe").

Nun werden solche Grenzen in der Gesellschaft aber oft nicht durch eine intellektuelle Auseinandersetzungt mit dem Thema definiert, sondern durch Traditionen, Gepflogenheiten und unausgesprochende Tabus. So ist zum Beispiel auch Polygamie oder Polyandrie verboten, obwohl das noch nie gesellschaftsweit diskutiert wurde. Eine Veränderung ist dann möglich, wenn (insbesondere betroffene) Menschen das Thema öffentlich und damit einer intellektuellen Diskussion zugänglich machen. Das passiert immer wieder und mit ganz unterschiedlichen Themen (z.B. auch dem Frauenbild) und ist enorm wichtig, damit eine Gesellschaft bewusst zu ihren (neuen) Normen findet.

Aufgrund dieser erfolgten Diskussion stehen heute die meisten Menschen in Deutschland auf dem Standpunkt, dass Homosexualität weder dem Homosexuellen selbst, noch seinem Gegenüber, noch der Gesellschaft als ganzes schadet. Wozu wäre eine "Heilung" dann also nötig? Anders gesagt, ist es völlig egal, ob es angeboren ist oder nicht. Auch wenn sich ein Mensch einfach nur "entscheiden" würde, homosexuell zu sein, sieht der Großteil der Gesellschaft heute keinen Grund mehr, das in irgend einer Weise zu verbieten oder zu bestrafen.

Es gibt aber durchaus Menschen, die denken, dass es einen solchen Schaden gibt. DAS ist der igentliche Kern der Diskussion (nicht, ob es angeboren ist oder nicht). Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben.

So könnte zum Beispiel jemand, der selbst bisexuelle Tendenzen hat, das aber partout nicht zu einem Teil seines Lebens- und Selbstbildes machen will, einen offen homosexuell lebenden Menschen ganz persönlich als Bedrohung empfinden ("der könnte mich anbaggern"). Wohl gemerkt, nicht überlegt, sondern auf der emotionalen Ebene. In seinem "Kampf gegen Homosexualität" wird er ganz andere Gründe anführen.

Andere Menschen sehen gesellschaftliche Gefahren (keine Kinder mehr), Gefahren für einzelne Schutzbedürftige (fehlendes Rollenbild bei Kindern homosexueller Paare) oder auch Gefahren für die Homosexuellen selbst (z.B. die statistisch gegebene höhere Promiskuität und damit verstärktes Risiko von bestimmten Infektionskrankheiten. Was ist dann aber mit treuen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, die es ja auch gibt. Und was mit "fremdgehenden" Heteros?). Persönlich habe ich oft den Eindruck, dass das eine "Intellektualisierung" von eigentlich emotionalen Abwehrhaltungen sind (also vorgeschobene Gründe für ein unhinterfragtes Unwohlsein).

Zemarkas22 
Fragesteller
 11.01.2020, 17:37

Manche behaupten ja man könne es entweder durch Gebete wegbeten, oder durch irgendwelche seltsamen Therapien.

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Aroanida  11.01.2020, 17:44
@Zemarkas22

Warum sollte man aber jemandem, der damit selbst, für sich, ein Problem hat, verbieten, eine Therapie zu machen (sie muss ja nicht seltsam sein)? Das wäre auch wieder ideologischer Zwang. Eine gute Therapie ist in Bereichen, bei denen es eben nicht um "Krankheit" geht, auch möglich und dann zumeist ergebnisoffen. Sie könnte also dazu führen, dass er seinen Frieden mit seiner Homosexualität macht, oder sie hinter sich lässt. Beides wäre OK.

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Zemarkas22 
Fragesteller
 11.01.2020, 17:45
@Aroanida

Soweit ich weiss kann man Homosexualität nicht durch irgendwelche Therapie loswerden.

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Aroanida  11.01.2020, 17:48
@Zemarkas22

Dann hast du dich noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt. Es gibt Fälle, in denen das durchaus ging, und andere, in denen das nicht ging. Wie gesagt, Menschen sind sehr verschieden. Die Frage ist, ob wir als Gesellschaft das eine oder andere aus ideologischen Gründen "vorschreiben" sollten. Ich denke nicht.

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Zemarkas22 
Fragesteller
 11.01.2020, 17:49
@Aroanida

Bitte verbreite hier keine Unwahrheiten, denn sowas geht nicht, da es keine Krankheit in dem Sinne ist.

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Aroanida  11.01.2020, 17:54
@Zemarkas22

Ich habe mir viel Mühe mit meinem Post gegeben, und es schmerzt mich, dass du ihn offenbar nichtmal gelesen hast (jedenfalls nicht über den ersten Absatz hinaus). Ich habe dort gerade geschrieben, was die Definition von Krankheit ist, und warum, man bei Homosexualität heute nicht (mehr) davon ausgeht. Stress ist auch keine Krankheit. Trotzdem gehen Menschen zum Therapeuten, um damit umgehen zu lernen oder ihn loszuwerden. Das hat doch damit nichts zu tun.

Es ist kein gewinnbringender Diskurs, wenn du mit einer vorgefassten Meinung Menschen mit differenzierterer Meinung Dinge unterstellst, die so nicht stimmen. Ich klinke mich daher an dieser Stelle aus.

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Zemarkas22 
Fragesteller
 11.01.2020, 17:57
@Aroanida

Sie mögen zwar zu einer Konversiontherapue gehen, doch heilt diese die Homosexualutöt nicht, im Gegenteil es führt oft zu Selbsthass. Und dann Suizid.

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Weil sie nicht einsehen wollen, dass es eine gesunde Alternative und Spielart der Sexualität ist, die man zu akzeptieren muss.

Ist wohl eher die Hoffnung dass die Kette des Lebens nicht abreißt wenn der Sohn wieder "normal" ist.

Aber es ist nicht therapierbar und auch nicht heilbar. Man tut gut daran es einfach zu akzeptieren.

Es ist dann für alle einfacher.

man könne Homosexualität heilen.

Schon wieder diese unendliche Frage.
Warum glauben Leute dies und das ? Das ist so - Gründe dazu gibt es wie Sand am Meer - und oft garkeine.
Was sollen solche Hinterfragungen also bringen ?
Sich selbst damit wichtig tun, wie "aufgeklärt" man selbst ist !!!
Darauf kommt es doch hinaus.

Das sind auch die selben Menschen, die glauben, dass Gott nicht gewollt hat, dass Frauen arbeiten gehen, weil sie ausschließlich dafür geboren wurden, um wiederum Kinder zu bekommen, sie zu erziehen und für den Mann den Haushalt zu erledigen haben.

Die selben glauben auch, dass Frauen nicht hinter das Steuer gehören, obwohl Männer die meisten Unfallverursacher sind.

Zemarkas22 
Fragesteller
 11.01.2020, 16:58

Solange sie keine medizinische Beweise dafür haben, dass sie Schwule heilen können, haben sie keinen Recht diese Liebe abzusprechen.

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