Warum gibt es so viel Gewalt in den USA, obwohl fast alle nett sind?
Ich bin seit einer Woche in den Vereinigten Staaten und bin überrascht wie freundlich, hilfsbereit und offen alle sind. Irgendwie hatte ich mir die USA etwas unfreundlicher/misstrauischer vorgestellt. Aber tatsächlich hatte ich bisher ausschließlich positive Begegnungen (z.B im Park, Stadion, Restaurant, Supermarkt, usw) mit den Menschen dort.
Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass wir in Deutschland uns davon ein Stückchen (Offenheit, Freundlichkeit) abschneiden können.
Trotzdem ist die USA im Vergleich zu Deutschland was Gewalt (z.B Mord) betrifft voraus.
Woran liegt es, dass die Menschen zwar freundlich und offen sind, aber trotzdem eine diese Gewalt vorhanden ist?
Liegt es nur an der sozialen Ungerechtigkeit , der politischen Spaltung und den Waffengesetzen?
3 Antworten
1. Als Tourist sieht man Land und Leute hauptsächlich von der positiven Seite. Mit Armen, Obdachlosen und Gang-Mitgliedern hattest du wahrscheinlich keinen Kontakt.
2. Extrovertiertheit und Laissez-Faire-Mentalität können im ungünstigen Fall mit Aggression einhergehen. Wo die Leute offener und temperamentvoller sind, fliegen bei Konflikten eher die Fäuste und sitzen die Waffen lockerer als dort, wo man verschlossener und leiser ist.
3. Die Waffengesetzgebung in den USA. Es gibt dort nicht unbedingt ein höheres Aggressionspotential, aber wenn es zu einem Gewaltausbruch kommt, sind die Folgen verheerender.
US Amerikaner sind zwar offener, aber dafür steckt auch weniger echte Emotion dahinter.
Du unterhälst dich 3 Stunden immer mal wieder mit jemandem auf einer Party, schon bist du in seinen Augen ein Freund, in Deutschland würde man das nur lose Bekannterschaft nennen. Um jemanden Freund zu nennen braucht es viel mehr, man vertraut der Person mehr und würde im Notfall auf die Person zählen. In den USA gibt es auch tiefe "echte" Freundschaften, aber eben auch sehr viele oberflächliche, denen du eigentlich total egal bist.
Vieles ist zudem immer übertrieben. Das Essen war nicht nur lecker, das war großartig. Der Film war nicht gut, sondern phänomenal. Das wirkt zwar sprachlich erstmal total positiv, aber du weißt oft nicht, ob es wirklich so gemeint war oder nicht. Vieles ist einfach fake-Freundlichkeit. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass es Leuten dann noch schwerer fällt negative Dinge anzusprechen, weil eben alles immer super und harmonisch sein soll und alleine eine neutrale Bemerkung schon wie eine herbe Beleidigung klingt.
Da staut sich sicher auch mal viel Frust und Wut an.
Zudem Smaltalken sie einfach gerne. Jeder Kassierer dort hat uns, weil wir miteinander nicht Englisch gesprochen haben, gefragt von wo wir kommen, wie lange wir dort sind, was wir schon gesehen haben und was wir noch vor haben. Mal ehrlich, dass interessiert den doch zu 0,0%, aber er ist es eben gewohnt, dass man sowas jeden Kunden fragt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er weniger Redepausen gemacht hätte, multitasking war (bei dem Typen den ich gerade vor Augen habe) nicht seins und dafür schneller kassiert... Zumal ich es auch auf dauer nervig fand, dass jeder so viel gefragt hat, selbst wenn man nur kurz was holen wollte. Auch die Leute an manchen Sehenswürdikeiten, Bedienungen im Restaurant usw. Wir sind denen trotzdem egal, die fragen das sicher hunderte bis tausende Touris im Jahr plus die ganzen Storys der Einheimischen...
Sie wurden so erzogen, dass man sowas macht, wir, dass man sowas eher nicht macht.
Ich glaube nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen Nettigkeit und Kriminalität gibt.
Nur weil dich jemand anlächelt, ist diese Person nicht gleich harmloser, als jemand, der nicht lächelt.