Warum gehört der Roman "Jakob der Lügner" von Jurek Becker zur Literatur der DDR?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Roman hat durchaus mit den Themen der DDR zu tun:  zum Selbstverständnis der DDR hat ja die Vorstellung gehört, die DDR sei gegen den Nazismus immun (der habe aus bekannten ideologischen Gründen nur mit Westdeutschland bzw. dem Westen überhaupt zu tun); der Roman spielt weitgehend in einem jüdischen Ghetto ab, was natürlich direkt auf die Untaten der Nazis verweist.

Ferner wird am Ende das Ghetto noch von der Roten Armee befreit, also einer Metonymie für die UdSSR und deren Werte. Damit wird doch "ein positives Bild des Kommunismus" vermittelt.  Oder?

achwiegutdass  01.05.2017, 18:16

Herzlichen Dank für den Stern ! :)

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Nicht alles was zur DDR Literatur zählte, war auch automatisch Propaganda im Umkehrschluss. Solange es dem Regime nicht widersprach, konnte es auch erscheinen. In der DDR waren ja auch Science-Fiction-Romane von Kir Bulychev und Fantasy von Alexander Wolkow erhältlich, die auch rein gar nichts kommunistisches vermittelten obwohl sogar in der UDSSR verfasst, sondern lediglich optimistische Utopien dem Leser anboten. Auch bei Filmen war nicht alles Propaganda. Die DDR war ja nicht Nordkorea.

Da Becker den Roman in der DDR verfasst und veröffentlicht hat, gehört der Roman zur DDR-Literatur.

emaza 
Fragesteller
 26.04.2017, 19:38

Aber der Inhalt des Buches hat doch nichts mit den eigentlichen Themen der DDR Literatur zu tun oder?

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PatrickLassan  26.04.2017, 19:39
@emaza

Das Thema des Buchs hat nichts damit zu tun. Zur Literatur welchen Landes sollte der Roman denn sonst gehören?

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In der Schule haben wir gelernt,

Leider ist immer wieder festzustellen, dass in den hiesigen Schulen sehr viel Unsinn über die ehemalige DDR vermittelt wurde und wird!

Nachdem Becker es 1977 vorgezogen hatte, in der Bundesrepublik zu leben, kann man ihn nicht mehr zum Literaturerbe der DDR zurechnen.

Dass er nicht komplett geächtet war in der DDR, beweisen u. a. die Verfilmung seines "Jakob" durch die staatliche Filmgesellschaft DEFA (1974) sowie die Verleihung des Heinrich-Heine-Preises des Ministeriums für Kultur der DDR (1971).

KleinesReptil  15.03.2018, 21:37

1.) Du meinst die „damalige“, nicht die „ehemalige“.

2.) Becker ging nie endgültig in den Westen.

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666Phoenix  16.03.2018, 06:54
@KleinesReptil

zu 1.)

korrekt!

zu 2.)

Eine rein rechtliche Ausreise ist was anderes als eine gedankliche und verinnerlichte Verabschiedung!

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