Warum finden Menschen Fahrerflucht so schlimm?
Also ich mein jetzt im Unterschied, ob ich jemanden zusammenschlage? Du fast den halt zusammen und den schlägst du zusammen. Warum ist das eine so verwerflich und das andere wird nicht als so schlimm betrachtet. Bei Fahrerflucht gibt es ja manchmal sogar nur einen Sachschaden. Wenn jemand zusammengeschlagen wird, ist das doch heftiger oder? Und wenn man einen Unfall macht und Fahrerflucht begeht, war es doch zumindest ein Unfall. Warum ist es besser, wenn man jemanden zusammenschlägt und dann davon geht oder läuft?
11 Antworten
- Jemanden zu verprügeln ist mies, armselig und kann das Opfer u.U. nachhaltig gesundheitlich schädigen und nicht wenige sterben an den Folgen. Strafrechtlich gesehen kann dies (je nach Art/Schwere der verursachten Verletzungen) von einfacher Körperverletzung (Antragsdelikt), bis hin zu schwerer Körperverletzung mit Todesfolge (Offizialsdelikt) variieren,
- Betr „Fahrerflucht“ erläutere ich es Dir nach schweizerischem Standard: Verursacht jemand mit seinem Fzg Sachschaden & fährt danach weiter, nennt man dies bei uns „Nichtgenügen der Meldepflicht“ (bis max 10‘000 sFr Busse). Verursacht man hingegen einen Unfall mit Personenschaden & entfernt sich daraufhin vom Unfallort, nennt sich dies „Führerflucht“ (Offizialsdelikt, bis zu 3 Jahren Gefängnis).
- Ob nun eine Person zusammengeschlagen wird oder durch einen Unfall im Strassenverkehr körperlichen Schaden erfährt - beides ist übel, denn beide Male hat sich der Verursacher strafbar gemacht, wenn auch nicht in derselben Art (siehe oben).
Filme sind nicht die Realität, aber mal davon abgesehen:
Verursacht jemand mit seinem Fzg einen Unfall mit Personenschaden (oder ist am Unfall beteiligt) & entfernt sich dann einfach vom Unfallort, ist dies nicht nur strafbar, sondern auch moralisch gesehen verachtenswert. Die verletzte Person wäre/ist auf medizinische Hilfe angewiesen, die der Geflüchtete hätte leisten MÜSSEN (1. Hilfe leisten, Polizei & Sanität verständigen). Jedes Jahr versterben einige solche Unfallopfer, weil die Hilfe zu spät kam, die andere Partei geflüchtet ist.
Ein solches Verhalten kann man durchaus als feige bezeichnen.
Hast du das wenigstens angeschaut ... Und man kann alles aus einer Empörung heraus als feige bezeichnen. 🙄
"Die verletzte Person wäre/ist auf medizinische Hilfe angewiesen, die der Geflüchtete hätte leisten MÜSSEN (1. Hilfe leisten, Polizei & Sanität verständigen). Jedes Jahr versterben einige solche Unfallopfer, weil die Hilfe zu spät kam, die andere Partei geflüchtet ist."
Okay, das ist dann wohl auch wirklich eine Milieu-frage ...
Empörung kann ich mir beruflich nicht erlauben, denn es steht mir nicht zu, zu moralisieren.
Das Thema hängt mir schon zum Hals raus. Der Durchschnittsbürger lebt wohl in einer Welt in der solche Dinge sein Vorstellungsvermögen überschreiten - ich mein jetzt nicht (unbedingt) dich. Sonst würde man in anderen Kategorien denken ... Es geht nicht um den Begriff feig, die Empörung dahinter ist nur irgendwie nicht begreiflich. Was ist an jemanden der jemanden überfährt und dann Fahrerflucht begeht anders als an einem Bankräuber, der mit einem Auto flieht? Irgendwie ... na egal.
Bei der Fahrerflucht kann man ja noch sagen "Sorry, nichts persönliches".
Ich kann es aus Deiner Sicht verstehen.
Für Leute wie mich kann man dieses „Wertesystem“ eh nicht nehmen. Es ist unser Job, die unschönen Taten der Menschen zu bearbeiten und dazu gehört es auch, dass wir mit Opfern & Hinterbliebenen konfrontiert sind, nicht nur mit Tatverdächtigen/Tätern - aber wir haben uns diesen Beruf freiwillig ausgesucht:)
Übrigens:
Danke für den Stern:)
Was ist denn dein Beruf? Oh grad auf deiner Seite gesehen. Nein, ich mache solche Dinge nicht, arbeite in der psychiatrischen Pflege und möcht im Frühjahr noch das Bachelorstudium zum Sozialarbeiter beginnen.
Wow, ebenfalls ein interessanter & intensiver Beruf. Da bist Du bestens gerüstet für Dein künftiges Studium👍🏻
Hallo Knochenjimmy!
Ich sehe den Unterschied darin, dass das Auto in der Regel aus dem Opfer ohne Schaden für den/die Fahrer/in einen Schwerstverletzte/n machen kann.
Die Flucht im Auto ist auch wesentlich einfacher, als ohne Fahrzeug.
Diese Ungleichheit wird von den Verursacher:innen des Unfalls ausgenutzt.
Die Schläger:innen sind wohl meist den Angegriffenen überlegen, sonst würden sie es nicht machen, nehme ich an. Aber die die Ungleichheit ist nicht so ausgeprägt. Das wirkt weniger kaltblütig, als das feige Flucht-Ergreifen im Auto.
Ansonsten ist jede Art von Fahrlässigkeit zum Schaden anderer in meine Augen ein ähnliches Vergehen, das zwar eine Handlung ohne Vorsatz war, mit z.B einer Flucht aber auch vorsätzlich den Schaden in Kauf nimmt.
LG
gufratella
Das hängt sicher auch damit zusammen, dass noch irgendwie die Vorstellung des Duells gegeben ist. Also beim Sich-prügeln hat der andere im 1 gegen 1 auch eine Chance. Während wenn man ihn überfahrt nicht.
Man hat halt den Eindruck, dass Fahrerflucht mehr geächtet wird. Weil wenn jemand zusammengeschlagen wird, bleibt ja auch niemand jetzt neben den Typen stehen - sondern man schleicht sich nachher.
Ja, das vermute ich auch, das ebenbürtige Duellieren ist zwar ziemlich doof, aber ehrenvoll.
Da gibt es z. B. diese Szene aus dem Film Goodfellas, wenn man in der Lage ist jemanden tot zu schlagen warum sollte einen dann Fahrerflucht kümmern und was hat das mit feig zu tun - ist dad nicht irgendwie unpassend? O.o https://youtu.be/vLkPxpT_G4o
Ich schrieb: Die Schläger:innen sind wohl meist den Angegriffenen überlegen, sonst würden sie es nicht machen. In deinem Filmbeispiel ist die Überlegenheit und Hinterhältigkeit offensichtlich. Die 1:1-Duell-Situation liegt nicht vor. Ein Äquivalent zur Fahrerflucht ist aber nicht, wenn diese nicht geplant war.
"Ein Äquivalent zur Fahrerflucht ist aber nicht, wenn diese nicht geplant war."
Was heißt das jetzt?
Schlägereien werden oft nicht von 2 gleich starken Parteien getätigt. Sobald dies der Fall ist, evt sogar noch irgendwelche waffenartige Gegenstände ins Spiel kommen, ist definitiv nichts „Ehrenwertes“ darin zu finden.
Ich hatte Fälle, bei denen es mit ein paar Faustschlägen anfing & mit einem Toten endete, weil eine Partei zb eine Stichwaffe einsetzte, sein Können als Kickboxer missbrauchte (unehrenhafter gehts bald nicht mehr), o.ä.
Im Falle des Kickboxers erhielt das Opfer einen Kick an den Kopf, fiel kopfvoran auf den Bordstein & erlitt dadurch solch schwere Schädelverletzungen, dass er auf Platz verstarb.
Du siehst anhand dieses Beispiels, dass auch Zweikämpfe nicht immer „ehrenhaft“, bzw fair sind.
Es geht da doch nicht um moralische fragen sondern darum, dass der umgebracht werden soll. Ich finde den Begriff kaltblütig sehr passend.
Du hast da irgendwas falsch verstanden ... Ich hab das nie gesagt oder geschrieben.
Wenn ich erst jemanden absichtlich mit dem Auto umfahre und dann geplante Fahrerflucht begehe, ist die Fahrerflucht die Veruschungstat (sich der Entdeckung entziehen), das andere aber ein Anschlag. Wenn ich jemandem auflauere und ihn/sie niederschlage und dann wegrenne, ist das Wegrennen die Vertuschungstat nach dem Anschlag. Das sind äquivalente Vorgehensweisen.
Im Film war der Angriff und sicher auch die Vertuschung geplant. Wenn jemand aus Fahrlässigkeit jemanden mit dem Auto verletzt, hat er/sie die Möglichkeit anzuhalten und erste Hilfe zu leisten und einen Rettungswagen zu rufen. Dann ist die Situation nicht mehr äquivalent zum geplanten Anschlag mit Fäusten.
Immer schön gendern, besonders auch bei Terrorist:innen und Verbrecher:innen.
Versteh die Frage nicht.. Ob du jemanden überfährst oder haust ist, vorausgesetzt es kommt ein ähnlicher Schaden zustande, mehr oder weniger gleich schlimm, aber wenn man jemanden verletzt liegen lässt und einfach wegrennt/fährt ist zumindest dreist. Man sollte zu dem Fehler schon stehen, vor allem weil gerade bei Autoschäden die Versicherung das oft nur zahlt, wenn der Täter bekannt ist und nicht bei Fahrerflucht. Klar will man selbst keinen Ärger mit seiner Versicherung aber kann man mit dem Gewissen leben jemanden anderen den Tag vermiest zu haben und der weiß nicht mal warum?
"n Ärger mit seiner Versicherung aber kann man mit dem Gewissen leben jemanden anderen den Tag vermiest zu haben und der weiß nicht mal warum?"
Da geht es ja eher um Knochenbrüche und Krankenhaus. Den Tag vermiest zu haben ist irgendwie ... Na ja.
Im Fall des Schlagens besteht oft die Möglichkeit, dass sich das Opfer wehrt und das könnte dann u.U. wesentlich weniger heftig ausfallen oder sogar dazu führen, dass das Opfer den Täter in die Flucht schlägt.
Bei Fahrerflucht nutzt man im Grunde eine sehr starke Waffe, gegen die man sich als Mensch nicht zur Wehr setzen kann, für einen Angriff. Ob mit Absicht oder nicht ist dann noch eine andere Eskalationsstufe. Aber grundsätzlich scheint mir die Fahrerflucht "feiger" zu sein, da man als Täter kaum einen eigenen Schaden erleidet und das Risiko des Eigenschadens niedriger liegt.
Natürlich gibt es in beiden Fällen zig Variationen dazwischen; pauschal kann man das wohl nicht vergleichen und immer mit dem gleichen Strafmaß belegen.
Mir ist der Mensch den ich zusammenschlage doch genauso egal, wie der, den ich zusammenfahre. ¯\_(⊙_ʖ⊙)_/¯
Beides ist schlimm. Man sollte nicht eines von beiden relativieren.
Da gibt es z. B. diese Szene aus dem Film Goodfellas, wenn man in der Lage ist jemanden tot zu schlagen warum sollte einen dann Fahrerflucht kümmern und was hat das mit feig zu tun - ist das nicht irgendwie unpassend? O.o https://youtu.be/vLkPxpT_G4o