Warum erhalten Kinder aus ärmeren Haushälten eher selten eine Empfehlung für das Gymnasium?

7 Antworten

Man kann hier aber sicherlich keine einzelnen Aspekte nennen, sondern man muss versuchen, ein Gesamtbild zu betrachten.

Vermutlich bleibt die Empfehlung aus, da die Lehrer / die Schule hier von bestimmten Gegebenheiten ausgeht / ausgehen. Diese basieren auf angeblichen und vermeintlichen Erfahrungswerten, sind aber dadurch natürlich nicht legitimiert, da sie das alte Problem der fehlenden Chancengleichheit nur fortführen.

  1. Bildung als Gut: Offensichtlich vermutet man, dass die Einstellung der Eltern zum Thema Bildung nicht ausreichend ist und sich auf das Kind überträgt. Entsprechend schlecht sind die Prognosen für eine höhere Schulbildung, d.h. man spricht keine Empfehlung aus, da man den Schulabruch schon glaubt, vorhersehen zu können - was absolut nicht legitim ist.
  2. Die Unterstützung durch die Eltern: Bildungsferne Eltern können ihre Kinder einfach nicht so gut unterstützen, wenn die Kinder Schulprobleme haben. Das ist sicherlich nicht falsch, aber es ist trotzdem kein legitimer Grund, da man die weitere Entwicklung eines Kindes und die weitere Unterstützung der Eltern nicht vorhersehen kann.
  3. Geld: Eine längere Schulbildung bedeutet auch, dass die Eltern die Kinder finanziell länger unterstützen müssen. Oft genug schließt sich nach dem Abitur noch ein Studium an. Auch hier scheint man davon auszugehen, dass die Eltern das nicht wollen.
  4. Gesellschaft: Ärmere Schichten wurden schon immer in vielen Bereichen benachteiligt, das betrifft auch die Schule. Früher konnten sich nur reichere Familien den Schulbesuch ihrer Kinder leisten. Das ist heute noch zu spüren und in gewisser Weise wird hier nur eine elitäre Tradition fortgesetzt.

Das sind jetzt nur ein paar Gedanken und Vermutungen, denn eine echte Wahrheit wird es hier nicht geben. Keine Schule und auch kein Lehrer wird freiwillig zugeben, dass er Schüler aus sozial schwächeren Familien benachteiligt bzw. diskriminiert, indem er ihnen bei gleicher Leistung keine Empfehlung ausspricht.

Rein faktisch betrachtet gibt es auch keinen legitimen Grund. Deutschland steht schon seit Ewigkeiten in der Kritik, die verbal propagierte Chancengleichheit nicht umzusetzen. Die Kritik kommt nicht nur aus dem Inland, sondern Jahr für Jahr auch aus der EU.

Vielleicht kennst du diese Seite schon. Falls nicht, schau sie dir mal an. Vielleicht kannst du noch etwas für dich verwerten.

Arme Eltern, schlechte Schüler - iwd.de

Der Zwischenschritt.

Es geht nicht ums Geld, sondern um die Bildung der Eltern bzw. die Bedeutung von Bildung im Haushalt und in der Familie. Wenn Bildung eine hohe Bedeutung hat, die Eltern hinterher sind usw. usw. dann geht das auf die Kinder und sie erreichen in der Regel bessere Leistungen in der Schule.

Nun gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und dem Status der Eltern als Akademiker bzw. Nicht-Akademiker bzw. dem Status der Eltern als Akademiker und der Bedeutung von Bildung im jeweiligen Haushalt.

Das heißt: Letztlich hängt das nicht direkt mit dem Einkommen zusammen, sondern es hängt von Faktoren ab, die wiederum auch von Bedeutung für das Einkommen sind.

Wenn du aber Akademiker (oder eventuell auch gebildete Nicht-Akademiker) hast, die nicht sonderlich viel verdienen, in deren Haushalt Bildung aber einen hohen Stellenwert hat, werden die Kinder vermutlich ebenso auf das Gymnasium kommen... unabhängig vom tatsächlichen Einkommen. Einfach weil dem Kind eine bestimmte Bedeutung von Bildung vermittelt wird und Bildung im Familienleben ganz normal transportiert wird.

user734645726 
Fragesteller
 07.01.2024, 13:51

Meiner Meinung nach sind Eltern aber nicht der einzige Einfluss durch den die Bedeutung von Bildung vermittelt werden kann, sondern dies ist auch Aufgabe der Schule welche allen die gleichen Möglichkeiten ermöglichen sollte. Wenn ein Kind herausragend in der Grundschule ist, warum sollte es dann in der weiterführenden Schule die Bedeutung von Bildung vergessen und schlecht werden.

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Weil häufig die Eltern aus ärmeren Haushalten ihre Kinder nicht ausreichend fördern. Wie die Sendung Hartz und herzlich. Oft sind die Eltern selbst nicht ausreichend gebildet und ein gewisses Wissen muss für solche Schulen schon vorhanden sein. Abgesehen davon das die Eltern wenig Geld zur Verfügung haben um ein Kind kreativ zu fördern, sie nutzen das Geld für sich selber Internetradio, Netflix, Internet, rauchen oder trinken. Die Kinder machen selten Ausflüge, sind überwiegend sich selbst überlassen.

Tja, warum ist das so? Das habe ich mich auch gefragt, weil es bei uns ebenso war. Mittlerweile sind von den "reichen" Kindern einige runter vom Gymnasium, mein Sohn (keine Empfehlung) ist aber noch da und will Mathe und Physik studieren (beides 1). Frech und unverständlich, was Lehrer sich bei so etwas denken, wenn sie solche Empfehlungen aussprechen, aber wirklich verstehen tu ich es bis heute nicht. Jeder hat das Recht hier in Deutschland, sich nach oben zu arbeiten und das beginnt bei der Schulbildung.

Ich habe mich damals schlicht nicht "bequatschen" lassen und es durchgezogen.

Meine Eltern waren noch "Volksschüler", ich dann Realschule mit Abschluss und Ausbildung und mein Sohn jetzt Gymnasium. Aber man will dort wohl "unter sich" bleiben, hilft ja aber nix - mein Sohn ist jetzt da und bleibt auch da ;-)

user734645726 
Fragesteller
 07.01.2024, 13:44

Ich finde Sie haben die richtige Entscheidung getroffen und ich wünsche Ihrem Sohn noch viel Erfolg in seinem weiterem Leben

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Ich hatte Glück. Meine ärmlichen Eltern hatten nichts dagegen, dass ich auf das Gymnasium wechseln konnte. Später in Mittel- und Oberstufe jedoch spürte ich eine Abneigung und Ignoranz gegenüber eines "Gebildeten", der was "Besseres" sein könnte, und dem aber das "Hirn verbrannt wurde". Meine Eltern sind nicht mal zur Abiturfeier gegangen.

verreisterNutzer  07.01.2024, 13:51

Das ist echt ein Unding. Bei uns geht es so einigermaßen, die SuS untereinander gucken da nicht so drauf...bei den Eltern ist das eher anders, aber das kümmert mich schlicht nicht - was gehen mich die anderen Eltern an...?

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