Warum baut Deutschland so wenig Wolkenkratzer?

12 Antworten

Platz ist halt nicht gleich Platz, so wie Mensch nicht gleich Mensch ist. Da gibt es die einen und die anderen und was den Platz angeht, da gibt es das ''Land'' und die ''Stadt''. Hier in Deutschland gibt es (immer noch) einen nicht annähernd so starken Drang zur Zentralisierung wie an den Orten mit den vielen Wolkenkratzern. Es gibt immer noch sehr viele die bereit sind für das Privileg ''im Grünen'' zu leben sehr viel Mühsal bezüglich des Arbeitsweges in Kauf zu nehmen und auch auf die Vergnügungsmöglichkeiten der Stadt zu verzichten. Allerdings beobachte ich hier durchaus einen schleichenden Wandel, es kann also gut sein, dass du im Laufe deines Lebens noch in den Genuss amerikanischer Verhältnisse kommen wirst.

Vielleicht hat Deutschland nicht die technischen Möglichkeiten. Diese riesigen Kräne und woher das qualifizierte Personal dafür? In den Staaten gibt es einen besonderen Indianerstamm,die machen die gefährlichen Kletterarbeiten in luftiger Höhe besonders gerne und gut. Wer soll das hier machen? Vielleicht ist dieser Baustil wirklich zu teuer.

VortexDani  02.04.2015, 11:44

nein, das Knowhow und Arbeiter sind da und bei solchen Großprojekten ist sowieso internationales Personal am Werk, es liegt daran, dass Bürger sich beschweren, historische Innenstädte, kein Bedarf, etc.

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Können würden wir das, schließlich bauen deutsch Firmen im Ausland an vielen Wolkenkratzern.

Die Frage ist ob sich das lohnt. Ist der Bedarf an Fläche so hoch das sich der Aufwand lohnt. Und wo wir beim Aufwand sind. Das Problem in Deutschland ist zu großen Teilen der Untergrund. Das Fundament muss so ein Gebäude auch tragen. Das ist unter Frankfurt/M. mit seinem felsigen Untergrund gegeben. Berlin ist aber eigentlich ein riesiger Sumpf. Hamburg eher Schwemmsand den Untergrund. Dort könnte man zwar auch bauen, sieht man ja am Fernsehturm, aber der Aufwand ist ungleich höher so das nur wenige Projekte realisiert werden.

Die meisten Städte in Europa, so auch in Deutschland, sind historisch gewachsen. Der Bau eines Hochhauses bedeutet nicht nur neuen Raum für Wohnungen und Büros, er bedeutet auch den Verlust von historischer Bausubstanz bis hin zur Zerstörung ganzer historische Stadtbilder. Verändertes Mikroklima, Schattenwurf, negative Auswirkungen auf die umliegenden Grundstückspreise im Schatten solcher Riesen sind weitere Auswirkungen.

Ab eine gewissen Höhe werden Hochhäuser unwirtschaftlich, weil sie einen höheren Aufwand in der Errichtung erfordern als normale Häuser. Da sind vor allem Statik, Versorgung, Haustechnik und Brandschutz die Preistreiber. So können Hochhäuser nur dort wirtschaftlich errichtet werden, wo die Grundstückspreise so exorbitant hoch sind, dass sich das Mehr an umbauten Raum pro Fläche im Verhältnis zu den erhöhten Erstellungs- und Betriebskosten eines solchen Hochhauses auch ökonomisch rechnet.

Es muss auch ein Immobilienmarkt da sein, auf dem sich entsprechende Mieten oder Verkaufpreise realisieren lassen. Der deutsche Mittelständler oder Besserverdiener zieht aber das geräumige Häuschen im Grünen einer kleineren engen Stadtwohnung vor. Und der Normalverdiener wird sich Wohnungen in solchen Häusern nicht leisten wollen und können.

Diese hohen Grundstückspreise sind, wenn überhaupt, nur in den Innenstädten der wenigen deutschen Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt) zu finden.

Dann gibt es noch diverse Bauverordnungen in den Städten, die oftmals eine maximale Höhe vorschreiben. So kann ich mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass die Kölner mitspielen würden, wenn ihr Dom, von einem dutzend Hochhäuser umringt, wie eine Hundehütte wirken würde.

Kurz zusammengefasst würde ich sagen, dass es in Deutschland keinen nennenswerten Immobilienmarkt gibt, der das Bauen von Hochhäusern in Größenordnungen hergäbe. Die Bevölkerungsentwicklung spricht auch nicht für eine solche Notwendigkeit. Zerstörte Innenstädte, Abwertung vorhandener Bausubstanz (auch historisch wertvoller Bausubstanz) sprechen genauso dagegen, wie ökologische Aspekte.

VortexDani  02.04.2015, 11:40

sehr ausführlich! zur Ergänzung kann man auf der CTBUH (Council on tall buildings and urban habitat) Seite mehr zu Wokenkratzern und Statistiken sowie zu deren Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit je nach Gebäude erfahren - die Höhe, ab der es sich eigentlich nicht mehr Lohnt abgesehen von Statussymbol etc. ist ca. 300m ;) http://www.ctbuh.org/

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veritas55  05.04.2015, 00:43

Du hast viele gute Argumente angeführt, aber dieses kann man sich am besten bildlich vorstellen ;)))

dass die Kölner mitspielen würden, wenn ihr Dom, von einem dutzend Hochhäuser umringt, wie eine Hundehütte wirken würde.

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die "einkastelung" von MENSCHEN in riesenbauten bringt MEHR probleme, als vorteile: schon vor vielen jahren nannte der berliner dramatiker heiner müller die wohnungen in plattenbauten:"fickboxen für proletarier". wer sich mal im umfeld von solchen massenquartieren umschaut, der stößt recht schnell auf die probleme, die mit der "kasernierung" von menschen einhergehen. dabei ist völlig egal, ob man die wohnungen übereinander oder nebeneinander stapelt: die flure werden als urinale und abstellflächen für sperrmüll genutzt, klingelknöpfe und fahrstuhl-bedienungseinrichtungen dienen als "testgelände" für feuerzeuge und briefkastenanlagen könnten von vornherein gleich weggelassen werden, weil die ebenfalls nur zum kaputtmachen nutzen. abgesehen davon bringen hochhäuser arge probleme des kleinklimas mit sich: in frankfurt\m. weht um die bankenriesen ein ständiger wind, der prospekte und sonstige papiere durch die strassen weht. mangels fußgängerverkehr gibt es dort auch keine läden oder geschäfte mehr, weil dort nur zu- und abfahrten zu den tiefgaragen zu finden sind.

VortexDani  02.04.2015, 11:53

das mit der Vermüllung ist aber auf fehlende sozialisation zurückzuführen, entweder weil die Wohnungen dafür gebaut wurden oder weil die Architektur das zulässt - es gibt moderne Konzepte die eine angenehme Atmosphäre und Gärten etc. beinhalten - außerdem kann in Zukunft aus Platzgründen nicht Jeder  ein Haus+Garten haben, und heute wegen Umwelt und Kosten sch on nicht, es wäre schön, aber unrealistisch, und Wolkenkratzer sind viel umweltfreundlicher, wenn man sie richtig baut (Dämmung, effiziente Belüftung, modernste Ressourcensteuerungssysteme und Infrastruktur - Nachteile sind leider der Schatten, bei schlechtem Untergrund Auswirkung auf Verwerfungen bei mehreren im Umkreis stehenden ab ca. 300m, und nicht zu vergessen der Wind und Einschräkung für Vögel und am Ende das Stadtbild

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