Waren die Leute früher irgendwie lockerer?
Ich weiß noch, als ich klein war, hat mein Opa immer Akkordeon gespielt und gesungen, meine Oma hat mitgesungen und ich habe als kleines Kind einfach irgendwas vor mich hin gejault.Und keinen hats gestört. Mein Opa hat uns Enkeln früher immer gesagt, wir sollen einfach das Glück aus uns rausschreien. Und keinen hats gestört. Mein Opa hat früher mit seinen Brüdern im Sommer gefeiert bis in die Morgenstunden und keinen hats gestört.
Heute haben wir Stress mit den Untermietern, wenn wir bei der Gartenarbeit das Radio mal etwas an machen oder wenn wir an Weihnachten mal was singen.
So unbeschwerte Stunden wie früher bei meinem Opa wären heute gar nicht mehr möglich. Und mein Opa war Maurer/Baggerfahrer. Der hat sowieso schon immer sehr laut gesprochen.
Früher haben die Leute meinen Opa immer gelobt, weil er so fleißig war und heute bekommt man von Mietern geschimpft, wenn man nicht Punkt 18 Uhr mit der Gartenarbeit fertig ist.
Sind die Leute heute irgendwie empfindlicher?
7 Antworten
Ja, das Leben war freier. Wir haben, als ich noch in einer Großstadt wohnte, öfters mal sog. Sessions veranstaltet. Da war es auch kein Problem, im Hinterhof die Musik mal lauter zu machen. Natürlich gab es auch damals schon Quengler, die "Ruhe" geschrien haben. Meist hat man kurzerhand bei den Leuten geklingelt und hat sie eingeladen, mitzumachen. Auch in der Arbeit hat man sich nach Dienstschluss (im Firmengebäude) oft zum Feiern getroffen, einen Grund gab es immer, auch, wenn er kurzfristig erfunden wurde.
Heute ist man anders freier, vielleicht ist das Wort "enthemmter" passender. Aber es ist nicht die Freiheit, die ich noch kennenlernen durfte.
Ich muss fairerweise sagen, dass wir früher in der Arbeit viel mehr Zeit für Projekte hatten, und unsere Chefs viel lockerer waren. Heute stehen viele Arbeitnehmer und auch Selbstständige unter immensem Druck, und dass macht "dünnhäutiger". Außerdem will heute keiner mehr Schwäche zeigen, sondern cool rüberkommen. Schade ist nur, dass sie diese Freiheit nicht kennen.
Du hattest einfach tolle Großeltern. Auch früher gab es Leute, die alles andere als locker gewesen sind, so wie es auch heute noch welche gibt, die nicht alles so eng sehen.
Definiere "früher"...
Selbstverständlich waren sie "lockerer" - vor allem die Menschen auf dem Land...
Sie waren noch näher an der Natur, näher an ihren eigenen Wurzeln - und nicht zuletzt näher an GOTT !
Das "einfache" Leben meiner KIndheit und Jugend (Baujahr 1962) hat mir Kraft und Starthilfe gegeben für mein weiteres Leben - obwohl wir als Familie große Schicksalsschläge erleiden und verkraften mussten...
Ich habe versucht, meinem Sohn (geboren 1990) zumindest einen Teil dieses Glücks der Einfachheit zu vermitteln - es gab in seiner Kindheit auch noch Winter voller Schnee...;)
Als "Feld-, Wald- und Wiesenkind", das ich schon immer war, habe ich ihm die Natur nahebringen können...
Draußen im Grünen rumtoben, Federballspielen bis die Nacht einbricht - ich bin dankbar für dieses Glück, und dass ich es weitergeben durfte...;)
Heute sind die Leute lockerer.
Das Leben ist stressiger geworden. Jeder strebt nach Geld und Karriere. Höher, schneller, weiter!
Mit einem halben Jahr in die Krippe, dann Kindergarten, Gymnasium, Studium, Ausbildung und Beruf, Techniker, Master, Bachelor, Kronprinz, Ölscheich .... aber nix vom Leben gehabt, außer Stress 🤷🏾♂️
Das zwischenmenschliche bleibt auf der Strecke. Jeder hetzt durch die Welt und vergisst dabei mal ein Bierchen beim Nachbarn zu zwitschern. Ruft aber die Polizei, wenn’s ein anderer tut.
Ich versteh genau was du meinst. Das bildest du dir nicht ein. Die Menschen verlernen langsam auch sich vernünftig zu unterhalten. Alles wird nur schnell gemailt, gepostet und getwittert. Die wenigsten Handys werden zum telefonieren genutzt.
aprops Großvater:
Mein Großvater hatte einen Gehstock in den er sich eine Querflöte geschnitzt hatte. Damit ist er über den Viktualienmarkt gelaufen und hat die Leute unterhalten. Dafür gabs Applaus und ein Augustiner 🙂 der hatte Spaß am Leben, den hat er meinem Vater und mir Gott sei Dank vererbt 😀
Ja, das war noch was, als zwischen Stachus und Marienplatz die Musiker noch richtig gute Musik machten.😁😁
Apropo Valentin, eine der beiden kleinen Karl Valentin Skulpturen, welche mein Großvater nach dem Vorbild am Viktualienmarkt anfertigen hat lassen, steht auf meiner Fensterbank 😉
Das kann ich mir gar nicht vorstellen, wie man in einem Gehstock eine Querflöte haben kann 😅
Ich glaube es war Bambus. Also hohl. Ich habe leider kein Bild. Den Stock haben wir ihm auf seinen Sarg gelegt. Der war sein Markenzeichen.
Ein Großonkel von mir hat früher in seinem Dorf Sonntagsabends immer zum Zapfenstreich und zum Gebet geblasen "Ich bete an die Macht der Liebe". Damals gabs Applaus von den Nachbarn. Wenn man das heute machen würde: O weh, o weh....😅