Wann gibt sie endlich auf?
Hey, ich gehe seit mehreren Monaten zu zwei Therapeuten. Allerdings geht es in diesem Beitrag nur um die eine Therapeutin, mit der ich mich am besten verstehe.
Ich hab das Gefühl, dass sie langsam merkt, wie hoffnungslos ich bin. Sie meinte, dass es ihr wichtig ist, wie es mir geht und dass sie immer ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie merkt, dass ich trotz Therapie immer wieder in doofen Sachen gerate. Sie gibt sich selber die Schuld, weil sie eine große Verantwortung über mich als Therapeutin hat. Dabei trägt sie doch keine Schuld, wenn ich wieder mal Schei*e baue. Langsam merke ich, wie sie mich immer mehr aufgibt. Ich hab wirklich lange versucht, mir helfen zu lassen und hab mir überall Hilfe gesucht, wo ich nur konnte (beim Psychiater, bei der Schulleitung, bei Lehrern, beim Jugendamt, bei Sozialarbeitern, Beratungsstellen etc.)
Aber ich kann nicht darauf verzichten, mir immer wieder selber zu schaden. Ihr müsst wissen, meine Vergangenheit war schlecht (über 10 Suizidversuche, sexueller Missbrauch, Prostitution, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung, schwer kranke Mutter, psychisch kranke Eltern, Kriminalität, Vernachlässigung). Dabei bin ich gerade mal 15 Jahre alt. Ich hab nie wirklich gelernt, wie viel wert ich habe. Deshalb begebe ich mich immer wieder extra in Risiken, damit ich spüre, dass ich lebe. Und ich will nicht aufhören damit. Meine Therapeutin hat Angst, dass ich wie meine Geschwister ende (drogenabhängig, schwerkriminell, auf der Straße, psychisch und körperlich krank). Das einzige positive an meinem Leben ist, dass ich viele Freunde habe. Ich fühl mich dennoch hoffnungslos. Man kann schließlich niemandem helfen, der keine Hilfe möchte.
Wann bricht meine Therapeutin endlich mal die Therapie ab? Ich will sie nicht zu sehr überfordern. Ich muss bald einen Vertrag unterschreiben, dass ich mich nicht mehr in Risiken begebe, aber ich will nicht unterschreiben...
Sie denkt, mich würde meine Zukunft interessieren, dabei will ich nicht mal eine Zukunft...
8 Antworten
Nimm Deinen Text und zeig ihn Deiner Therapeutin.
Jetzt mal ins Blaue hinein:
„Ich hab das Gefühl, dass sie langsam merkt, wie hoffnungslos ich bin.“ Das ist Dein Glaubenssatz. Wie soll sie dagegen ankommen? Wenn Du so denkst, wird das eine selbsterfüllende Prophezeiung und Du arbeitest, wenn man Deinen Text so liest, gut daraufhin. Du möchtest quasi, daß Du ein hoffnungsloser Fall wirst. Dein Scheitern ist jeweils immer eine Bestätigung für Dein Selbstbild. Jede Aktion, die Dich in dieser Annahme bestätigt, hat damit genau diesen Zweck erfüllt und Du wirst damit nicht aufhören.
Du bist kein hoffnungsloser Fall. Du bist 15 mit einer schwierigen Vergangenheit. Die Vergangenheit kannst Du nicht ändern, doch sie muss nicht Deine weitere Zukunft bestimmen. Ob Du ein „hoffnungsloser“ Fall wirst ist Deine Entscheidung. Genau ab jetzt. Jeden Augenblick immer wieder.
„Das einzige positive an meinem Leben ist, dass ich viele Freunde habe.“
Warum sind Deine Freunde mit Dir befreundet? Was schätzen sie an Dir? Bist Du ein guter Freund?
„Man kann schließlich niemandem helfen, der keine Hilfe möchte.“
Exakt. Es kann sein, daß Deine Therapeutin das merkt. Sie will Dir helfen, Du lässt es nicht zu und arbeitest sogar dagegen. Sie möchte Dich nicht aufgeben, Du bist jung und hast Potenzial. Trotzdem wird es sie anstrengen.
Übrigens hast Du Dich noch nicht abgeschrieben und siehst Dich selbst nicht als hoffnungslosen Fall, ansonsten würdest Du die Therapie von Dir aus abbrechen und hättest sie gar nicht erst angefangen. Bleib stark und sieh Dich als einen klugen Menschen, der syntaktisch gute Sätze schreibt und nur noch nicht seinen Weg im Leben gefunden hat, doch mit 15 Jahren über viel Potenzial verfügt, welches es auszuschöpfen gilt. Du hast so viele Möglichkeiten vor Dir, musst es Dir nur selbst erlauben, sie auch zu ergreifen und erfolgreich dabei sein zu dürfen.
Wenn DU die Therapie nicht willst, dann brich DU sie auch ab. Aber abgesehen davon rate ich dir, dich nur auf eine Therapie zu konzentrieren. Das ist für die Psyche schon anstrengend genug.
Ich denke du solltest genau diese Gedanken persönlich mit deiner Therapeutin besprechen.
Ich bin ziemlich sicher, dass sie einige Punkte ganz anders sieht als du. Du erwartest, dass sie die Therapie beendet, weil sie dich für einen hoffnungslosen Fall hält, aber das tut sie nicht.
Sie gibt sich selber die Schuld, weil sie eine große Verantwortung über mich als Therapeutin hat.
Ach wirklich? Hat sie das so gesagt, oder ist das deine persönliche Interpretation der Lage?
Wann bricht meine Therapeutin endlich mal die Therapie ab? Ich will sie nicht zu sehr überfordern.
Du überforderst sie nicht. Sie ist dafür ausgebildet Menschen wie dir zu helfen. Da du offenbar psychisch schwer krank bist, wird die Therapie lange andauern, also Jahre. Das weiß sie auch und sie weiß, dass der Weg steinig sein wird mit vielen Rückschlägen.
Scheint ein Spiel von dir zu sein, Therapeuten loszuwerden, indem du dich als untherapierbar hinstellst. Vielleicht hat sie dich längst aufgegeben und braucht einfach das Geld.
Das klingt für mich eher wie Ausreden deinerseits. Du erkennst doch deine Fehler. Warum willst du sie nicht ändern? Du schiebst scheinbar dein Fehlverhalten auf Gründe, die dir in der Vergangenheit passiert sind. Das funktioniert aber nur so lange, bis du merkst, das du diese Fehler begehst. Ab dem Punkt sind es nur Ausreden.
Eine Therapeutin ist nur dazu da, dir Hilfe anzubieten. Wahrscheinlich gibt sie auf, weil du aufgibst
Eine Borderline Persönlichkeitsstörung, die ich habe, entsteht oft bei Menschen mit traumatischen Erfahrungen. Diese Störung führt dazu, dass ich Schwierigkeiten habe, meine Gefühle zu kontrollieren. Außerdem habe ich einen extrem ausgeprägten Selbsthass und begehe Risiken. Das sind einige Symptome meiner Störung. Hätte ich diese Vergangenheit nicht, wäre ich nicht voller Wut und Angst. Ich hab kein Vertrauen in Menschen mehr, weil ich sogar von meiner eigenen Familie kaputt gemacht wurde. Das führte dazu, dass ich so eine große Wut habe, die ich dann mit Selbstzerstörung oder Schei*e bauen irgendwie besser ausdrücken kann. Natürlich ist das keine Entschuldigung, für mein Fehlverhalten, aber eine Erklärung.
Richtig. Es ist keine Erklärung. Ich hatte ebenfalls ein traumatisches leben. Aber in dem Moment in dem ich das erkannt habe, konnte ich keine Ausreden mehr suchen. Also ja, es ist keine Entschuldigung. Eine Erklärung hilft da nicht. Du hast es in der Hand
Stell dir vor, ein Kind muss so viel durchmachen, weil Erwachsene nicht hinbekommen, auf das Kind aufzupassen. Und am Ende muss das Kind diesen ganzen Mist ausbaden, je älter es wird. Und dann wird einem gesagt, man muss sich selber daraus holen, obwohl andere einen überhaupt in so eine Lage gebracht haben . Und das mit einem 0815 Spruch wie „das Leben ist nunmal kein Zuckerschlecken“ zu verharmlosen, wäre auch keine sinnvolle Option. Das einzige, was ich als Kind wollte war Wertschätzung, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Und wer hat jetzt mit den Folgen (Schuldgefühlen, Flashbacks, Selbsthass, Identitätskrise etc) zu kämpfen? Ich. Und das nur, weil die Erwachsenen um mich herum zu unfähig waren, mich zu beschützen.
Siehst du? Die anderen, Blabla. Kein Wunder das dir keiner mehr helfen kann
Wenn andere Menschen dich enttäuschen, dann solltest du gelernt haben, sich nicht auf diese zu verlassen
Also darf ich nicht darunter leiden , dass ich missbraucht und misshandelt wurde?
Also ist es normal, dass man seinen Eltern nicht vertrauen soll?
Du darfst drunter leiden, aber keine Ausreden suchen und die Schuld für sein jetziges versagen immernoch auf deine Vergangenheit schieben. Gewisse Faktoren beeinflussen dich natürlich noch, aber du legst deine komplette Verantwortung ab, und suchst dann Ausreden und gibst der Vergangenheit schuld.
Du musst deinen Eltern nicht vertrauen. Habe ich auch nie getan
Sehr schöne und höfliche Antwort, finde ich.