Vorwissen im Geschichtsstudium?

4 Antworten

Hallo,

ich denke nicht, daß das Auswendiglernen von geschichtlichen Daten eine gute Vorbereitung auf das Studium ist. Im Fach Geschichte geht es weniger darum, wann was wo stattgefunden hat als vielmehr um die Zusammenhänge und die historische Einordnung und Bewertung des Geschehenen.

An Deiner Stelle würde ich mir überlegen, welche Epoche mich besonders interessiert oder welches Thema, und mir dazu ein Buch von einem renommierten Historiker (darf auch eine Historikerin sein) besorgen, das nicht allzuviele Fachkenntnisse voraussetzt. Du dringst tiefer in die Materie ein, als Du es aus dem Schulunterricht gewohnt warst und lernst, wie Historiker ticken, worauf sie den Blick lenken, wie sie ihre Schlüsse ziehen.

Ich lese im Moment ein Buch von Reinhard Stauber über den Wiener Kongreß.

Hier kamen Regierende und Vertreter großer europäischer Mächte zusammen, um einmal nicht mit dem Säbel zu rasseln, sondern um im Gespräch Fragen über die Zukunft Europas zu klären. Er hat wahrscheinlich den einen oder anderen Krieg verhindert und so vielen Menschen das Leben und die Gesundheit gerettet.

Sogar Frankreich, das sich mit den napoleonischen Kriegen bei seinen Nachbarn verhaßt gemacht hatte, wurde - obwohl Napoleon besiegt und zum Abdanken gezwungen worden war und Frankreich als der Verlierer dastand, mit ins Boot genommen und nicht gedemütigt.

Die Spielregeln der Diplomatie mußten damals noch erfunden werden. So manches lief nicht rund - aber man begegnete sich, sprach miteinander, verhandelte - im Grunde das Rezept, nach dem Politiker auch heutzutage das eskalieren von Konflikten zu verhindern suchen.

Vielleicht interessiert Dich aber auch mehr die Antike oder Spätantike oder das sogenannte Mittelalter oder die Zeit der Renaissance oder die neuere Geschichte oder die Geschichte anderer Länder.

Zu all diesen Epochen und Themen gibt es unendlich viele und interessante Bücher.

Such Dir etwas Schönes aus und habe Spaß daran. Das ist besser als stures Pauken.

Herzliche Grüße,

Willy

Mach dir da keine Sorgen. Man sollte vielleicht ein grobes Basiswissen haben, was du aber durch den Abschluss des Abiturs definitiv hast. Im Studium wird dir dann sowieso alles beigebracht. Zumindest in Geschichte wird da nicht erwartet, dass du schon alles weißt.

In Latein könnte ich dir maximal empfehlen ein paar Vokabeln zu lernen, das wird dir im Studium dienlich sein. Zumindest bei uns werden die Klausuren ohne Wörterbuch geschrieben.

Mxllix33 
Fragesteller
 13.09.2021, 19:15

Danke dir! Das weiß ich schon, bin gerade fleißig dabei, die Vokabeln der prima zu lernen. :)

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Also, mit Erlangung deiner Hochschulreife hast du ja die Studienreife erlangt. Ab da beginnt dein Geschichtsstudium. Dass das Dritte Reich so derart überrepräsentiert ist, ist ein Problem, da zuwenig Platz für andere, wichtige historische Themen bleibt, das Geschichtsverständnis vieler Schulabgänger auf dem Niveau von einer ZDF-Vorabenddokumentation bleibt. (abgesehen davon, dass Schüler zum Thema 3. Reich nur noch abkotzen ... ich glaub nicht, dass es der Sache dienlich ist)

Du wirst alles notwendige beigebracht bekommen, mach dir keinen Kopf und viel Spaß mit diesem schönen Fach.

Mxllix33 
Fragesteller
 13.09.2021, 19:00

Dankeschön!! Das Dritte Reich ist schon wichtig, allerdings wird so viel in den Hintergrund gerückt.. ich glaube, ich hatte seit der 10. Klasse nichts mehr anderes als das Thema und ich habe bis zur 13. Klasse das Gymnasium besucht lol.

Alles andere von davor, französische Revolution, Reformation, Antike, etc. ist wirklich nicht mehr in meinem Kopf.

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Eisenzeit  13.09.2021, 19:04
@Mxllix33

Natürlich ist das 3. Reich wichtig und da es unsere Gegenwart so nachhaltig prägt muss es auch ausführlich besprochen werden. Aber es darf nicht zu einer Art Ersatzreligion werden oder auch nur andere Themen verdecken. Um Geschichte zu verstehen braucht es Zeit und Tiefgang. Selbst das Dritte Reich ist nur schwer zu begreifen, wenn man nicht die Folgen und nicht die Ursachen versteht, die wiederum auf andere historische Ereignisse zurück gehen.

Und außerdem:
Man möchte vielleicht junge Menschen auch von Geschichte begeistern und ihnen ihre Vorstellungskraft erweitern - dies gelingt nicht mit einer masochistischen Dauerbeschäftigung. Es gibt so viele spannende wie wichtige Themen ... kein Wunder, dass die meisten Schüler wirklich keine Lust auf Geschichte haben.

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Viel wichtiger sind gute Ausdrucksfähigkeit, analytisches Denken, Fremdsprachenkenntnisse, Fleiß und Frustrationstoleranz. Das "Schulwissen" kann man im Studium weitgehend vergessen (außer bei Latein).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung