Viele deutsche Muttersprachler sprechen mit einem Ethnolekt. Was haltet ihr davon?

6 Antworten

Das rollende R haben wir in Bayern auch. Durch die viele Einwanderung von Preußen ist es leider im Rückzug. Vielleicht hilft uns da die RRrrruschische Einwanderrrung.

eine untypische Aussprache (Isch statt ich, oder das R zu rollen was typisch für den russischen Ethnolekt ist)
Was haltet ihr davon?

Finde ich furchtbar.

Ich persönlich sehe es eher als einen Indikator dafür, dass Gruppen sich aufgrund von schlechter integration abschotten.

Sehe ich auch so.

solange die Grammatik stimmt,

Tut sie oft aber nicht...

Wenn ich sowas lese wie "Ich gib ihn ein Handy." dann möchte ich schreiend davonlaufen...

tanztrainer1  03.09.2023, 17:22

So etwas wie in Deinem Beispielsatz ist ein typischer Grammatikfehler von Türken, wenn die Deutsch sprechen oder schreiben.

Das kommt garantiert nicht von deutschen Muttersprachlern.

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AuchKarma  03.09.2023, 17:23
@tanztrainer1

Ja, er meint die Deutschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind.

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tanztrainer1  03.09.2023, 18:05
@AuchKarma

Da denke ich aber, dass er das nicht unbedingt wissen kann. Das sind eher welche, die zuhause eben nicht Deutsch sprechen.

Wenn ein Elternteil Deutsch ist, sollte es so jemand auf jeden Fall besser beherrschen.

In meiner damaligen Schulzeit gab es hauptsächlich Kinder mit britischen Müttern, einen mit französischem Vater und einige wenige Türken, die aber ein sehr gutes Deutsch sprachen.

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AuchKarma  03.09.2023, 18:08
@tanztrainer1

Der Begriff Muttersprachler ist in diesem Zusammenhang unglücklich gewählt, weil die Eltern eben häufig auch nicht perfekt deutsch sprechen.

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tanztrainer1  03.09.2023, 18:20
@AuchKarma

Dann soll man sich halt nicht über eine nicht ganz korrekte Grammatik aufregen.

Solange man versteht, was gemeint ist, passt das doch.

Außerdem schreibt es der FS doch selbst:

Bitte beachtet dass ich Menschen mit Deutsch als MUTTERSPRACHE meine.
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AuchKarma  03.09.2023, 18:25
@tanztrainer1
Besonders in Großstädten und an Orten, wo Migranten ihre Parallelgesellschaften bilden, entwickeln deutsche Kinder mit Migrationshintergrund einen Ethnolekt.

Er meint nicht die "Biodeutschen".

Solange man versteht, was gemeint ist, passt das doch.

Naja... Wer in Deutschland geboren wird und aufwächst, sollte vernünftig reden können.

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spanferkel14  03.09.2023, 18:41
@tanztrainer1
Solange man versteht, was gemeint ist, passt das doch.

Das sehe ich nicht so! Wer hier geboren ist, sollte korrekt Deutsch sprechen können. Auch wenn die Eltern Kauderwelsch reden! Er hat schließlich in der Schule genug Gelegenheit, korrekt sprechen zu lernen. Wenn er Zeitung liest und fernsieht, wird ihm auch korrektes Deutsch "serviert."

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Da bin ich ja mal sehr gespannt ob Du auch nur eine einzige sachliche bzw. objektive Antwort bekommen wirst.

Ich persönlich habe keine echte Meinung dazu.

Linguisten nennen es "code-switching", wenn man z.B. zwei Sprachen miteinander mischt, was weder in der einen noch in der anderen Sprache vollkommen korrekt ist, sondern einfach eine wilde "Mischung" darstellt. Eine deutsch-türkische Mixtur wurde ja schon angesprochen.

Das ist eher das Ergebnis der interkulturellen Kontakte (nicht der Abschottung).

Auch die Aussprache kann durch solche Kontakte beeinflusst werden. Ein Beispiel aus dem Ausland: ich kenne sowohl die Aussprache des Schwedischen in Schweden selber als auch in Finnland. Finnlandschwedisch klingt monotoner, Standardschwedisch hat von Hause aus einen sog. melodischen Akzent.

Das ist das Ergebnis des Einflusses der (nicht-tonalen) finnischen Sprache.

Wer Standardschwedisch gewöhnt ist, findet den schonischen Dialekt (ganz im Süden Schwedens) auch oft furchtbar, aber das ist wiederum dem Einfluss der dänischen Sprache geschuldet.

Solche phonetischen und lexikalischen Mischungen sind also aus rein wissenschaftlicher Sichtweise normal, auch wenn sie uns oft schräg vorkommen.
Wer eine Sprache lernt, fängt oft mit einer Art "Mixtur" an. Geht mir auch so. Ich kann nicht wirklich finnisch sprechen, aber ich schaffe es schon, ein paar finnische Wörter in einen ansonsten schwedischen Satz hineinzumischen.

Jag har köpt en korvapuusti. (på svenska "örfil" istället för "korvapuusti")

Ich vermute mal, dass einige Deutsche das so mit der türkischen Sprache handhaben. Übrigens kann sich ein gerolltes r auch gut anhören.
Zarah Leander (geboren in Värmland/Schweden):

https://youtu.be/x7y4WTKK3ZQ

verreisterNutzer  05.09.2023, 02:38

Erstmal vielen Dank für deine Antwort.

Unter dem Begriff "Code Switching" kenne ich nur das Wechseln zweier Mundarten (für Jugendliche dann meistens zwischen Kiezdeutsch und normalem Hochdeutsch).

Bist du dir sicher, dass auch die Einblendung (wie im oben genannten Kommentar) zweier Sprachen als Code Switching durchgeht? Wenn ein Deutsch-Türke sich mit einer Person unterhält und dabei mitten im Satz von deutsch auf türkisch wechselt, sehe ich das eher als einen Code an.

Auch ich bin in einem Milieu mit hohem Migrantenanteil aufgewachsen, rede wie bereits erwähnt, jedoch ziemlich "normal", wenn ich's denn jetzt mal so nennen darf. Ich bin aber genau aus dem Grund mit Code Switching vertraut. Ich wende auch meistens einen sogenannten "Mix" zwischen Deutsch und meiner Zweitsprache an, jedoch in einer Konversation mit einer Person, die auch die Zweitsprache versteht (Familienangehöriger, Freund etc.) und das ist vom Gefühl her alles andere als ein Switch zwischen zwei Codes. Ich sehe das eher als ein Code an, eine komplett eigene Art und Weise der Verständigung. Ist aber wohl an dieser Stelle meine subjektive Meinung ☝️.

Das mit der schwedischen Sprache finde ich ziemlich interessant und ich finde auch, dass dieses Phänomen mit dem melodischen Akzent hier bei uns vorzufinden ist. So sprechen zum Teil auch Deutsche mit afrikanischem Hintergrund, meist mit einem anderen "Rhythmus". Es sind deutsche Muttersprachler, klingen aber unidiomatisch.

Du beschreibst Ethnolekte als ein Phänomen des interkulturellen Austausches und nicht der Abschottung. Ich denke dass ist eine Frage der Perspektive. Parallelgesellschaften die durch schlechte integration entstanden sind, sind leider Realität und daraus lässt sich auch vieles herleiten. So zum Teil auch Kanaksprak, als Zeichen der Rebellion gegen die deutsche Sprache. Nichts desto trotz kann sowas sicherlich auch das Nebenprodukt eines Kulturellen Austausches sein.

Mich würde gerne noch interessieren, ob denn die Sprecher der schwedischen Sprache in Finnland auch schwedische Muttersprachler sind, oder schwedisch als Zweitsprache besitzen? Ich finde dass man da auch nochmal differenzieren sollte, da ich lediglich das Phänomen von Sprachvarianten unter Muttersprachlern interessant finde, die sich trotz engem Zusammenleben entwickeln.

Zum Beispiel gibt es auch Individuen, die in einem homogenem, nicht-ausländischem Umfeld aufwachsen und trotzdem Elemente/Akzente und Aussprachen aus der Sprache ihrer Migranteneltern übernehmen. An dieser Stelle wohl aber eher eine individuelle Sache die nicht pauschalisiert werden kann.

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Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass diese Form der Sprache seit längerem schon eine Art verbindende Jugendsprache ist. "Egal wo du herkommst, diese Sprache verbindet uns- ich rede auch so"- ist die Botschaft.

Es wird als cool und völlig normal angesehen, noch dazu unterscheidet sich diese Art des Sprechens von der der Erwachsenen. Für einen Jugendlichen doch ideal.

Es schafft eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl.

Mich stört das nicht.