Wie sind die Bildfehler entstanden (Analog-Film)?


13.05.2025, 08:38

Hier sieht man das entsprechende Film-Negativ zum bereits gezeigten Film-Positiv.


13.05.2025, 09:33

Mein Verdacht ist, dass Licht über das Filmfenster auf den Film fällt und die Defekte verursacht.


13.05.2025, 09:52

Auf dem Film-Negativ-Streifen sind die Defekte mit bloßem Auge kaum zu erkennen (Das äußerste rechte Bild habe ich sowohl als Negativ als auch als Positiv hochgeladen). Das Filmfenster der Canon EOS 100 hat aber genau die Größe in der Vertikalen, die auch die Bild-Defekte haben.


13.05.2025, 10:49

Eine schematische Grafik zum Schichtaufbau eines Farbfilms. Meine Vermutung ist, dass die rote Schicht sehr intensive Rot- und Orangetöne produziert, weil die oberen Schichten durch die massive Lichtmenge überfordert sind und nicht mehr korrekt Blau- und Grüntöne differenzieren.


13.05.2025, 11:39

Ein Bild des Verschlusses. Es sind Anzeichen des »sticky-shutter«-Defekts zu erkennen.


13.05.2025, 13:59

Der Digitalisierungs-Aufbau, der das Fehlerbild verursacht hat (im Objektiv hat sich das Licht der Leuchtplatte gespiegelt; diese Spiegelung wurde auf das Negativ reflektiert und hat zu der rötlichen Farbverschiebung geführt).


13.05.2025, 13:59

Das Anbringen der Streulichtblende hat das Problem behoben.


13.05.2025, 14:09

So sieht das Negativ nach einer Digitalisierung ohne Streulichteinfall während des Digitalisierens aus.

Fravofotodesign  13.05.2025, 07:45

Zeig doch mal ein Bild des Negatives. Das könnte helfen.

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 08:38

Ich habe ein Negativ hochgeladen. Vielen Dank für Deine Hilfe.

6 Antworten

Von Experte IXXIac bestätigt

Also woran genau das liegt, kann ich auch nicht erklären. Ein solches Fehlerbild habe ich noch nicht gesehen. Allerdings lassen sich einige Sachen ausschließen.

  1. Light leaks: Definitiv nicht. Wäre bspw. der Schaumstoff am Sichtfenster defekt, würde man das auch auf der Perforation oder auf dem Steg zwischen den Einzelbildern sehen. Sieht alles gut aus, daher kann man das ausschließen.
  2. Abgelaufender Film: Die Vermutung liegt nahe, aber das würde dann das gesamte Bild und nicht nur jeweils einen ähnlichen Bereich betreffen.
  3. Alte Chemikalien betrifft das ebenso.
  4. Sticky shutter: in eigentlichem Sinne nicht wirklich zutreffend. Damit wird ein verklebter Verschluss gemeint, der entweder nicht richtig öffnet oder zu langsam schließt. Wären die Bereiche links heller und hätte Deine Kamera einen horizontal laufenden Verschluss, wäre das ja denkbar. Doch Dein Verschluss läuft vertikal ab ... der Bereich links passt einfach nicht zu dem Fehlerbild. Außerdem wäre der Bereich dann einfach überbelichtet und nicht eingefärbt.

Auch wenn Deine Verschlusslamellen nicht wirklich gut aussehen, würde ich bei einer Farbschiebung das Problem immer zuerst beim Filmmaterial oder der Entwicklung suchen. Natürlich haben Über- und Unterbelichtung Einfluss auf die Farbdarstellung, führen aber nicht zum teilweisen "Ausfall" einzelner Farben. Ich würde mal ein anderes Labor testen, auch wenn ich mir das Fehlerbild nicht so ganz erklären kann.

Mir ist aber gerade noch etwas aufgefallen, wobei ich mich täuschen kann. Das dritte Bild zeigt einen Negativ-Scan. Der fehlerhafte Bereich ist deutlich zu sehen. Du hast den Negativ-Streifen abfotografiert. Ich habe mit genau dieses Negativ auf diesem Bild nochmal größer angeschaut. Ein fehlerhafter Bereich ist da gar nicht zu sehen. Kann es sein, dass es ein Problem beim Scannen gab?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fotografiere seit 2015 (wieder) überwiegend analog

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 13:55

Hallo Fravofotodesign,

ich spreche Ihnen meine Hochachtung und meine Dankbarkeit aus!

Das Fehlerbild ist nicht durch mangelhaftes Filmmaterial, einen Defekt an der Kamera oder einen Laborfehler entstanden.

Der Fehler wurde durch meine Nachlässigkeit beim Digitalisieren verursacht!

Ich habe die Negative selbst durch Abfotografieren digitalisiert (Kamera: Canon R6 Mark II; Objektiv: Canon RF 100mm F2.8 L Macro; LED-Leuchtplatte slimlite plano von Kaiser Fototechnik; Filmhalterung; Stativ).

Dabei hat sich Streulicht von der Leuchtplatte im Objektiv gespiegelt. Diese Spiegelung widerum wurde vom Objektiv auf das Negativ reflektiert und hat zu einer Farbverschiebung in der digitalen Datei geführt. Durch Anbringen der Streulichtblende an das Objektiv konnte ich die Spiegelung unterbinden. Das Fehlerbild tritt jetzt nicht mehr auf.

Da es Sie und andere möglicherweise interessiert, habe ich zwei Bilder vom Digitalisierungs-Aufbau (Vorher/Nachher) dem Beitrag ergänzt.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

Fravofotodesign  13.05.2025, 15:56
@carib98

Tja … manchmal steckt der Teufel im Detail. Aber schön, dass sich alles geklärt hat.

Light Leaks sehen anders aus, sie wären viel heller als der Rest.
Du solltest zuerst mal testen, ob das Problem auch bei einem anderen Film auftritt, könnte halt auch an der Filmchemie oder einem abgelaufenen Film liegen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Arbeite mit verschiedenen Canon Kameras seit 2008

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 08:48

Hallo,

vielen Dank für deine sachkundige und umfangreiche Antwort.

Mein erster Verdacht war, dass der Bilddefekt durch eine mangelhafte FIlmentwicklung verursacht worden ist. Ich habe den Film aber zur Entwicklung in ein Fachlabor (kein Großlabor) gegeben – deshalb habe ich diesen Verdacht wieder verworfen.

Den Film selbst – Kodak Gold 200 – habe ich im Kühlschrank gelagert. Er war bis 2026 haltbar. Allerdings weiß ich natürlich nicht, welchen Umwelteinflüssen der Film vor dem Kauf ausgesetzt war.

Der Bilddefekt tritt leider auch bei anderen Filmen, die mit dieser Kamera verschossen wurde, in ähnlicher Weise auf.

Uneternal  13.05.2025, 16:35
@carib98

Aha also das Problem lag jetzt im Endeffekt and der Digitalisierung. Da wäre ich jetzt ehrlich gesagt nicht drauf gekommen, aber gut dass du es selbst rausgefunden hast.

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 16:53
@Uneternal

Ja, der Fehler ist erst bei der Digitalisierung entstanden. Ich wäre ohne den Hinweis von Fravofotodesign auch nicht darauf gekommen.

unkontrollierter lichteinfall durch defekte am verschluss oder im kameragehäuse verursachen keine farblichen macken auf dem film, sondern schwärzt das negativ mehr oder weniger.

das wird aller wahrscheinlichkeit eine alters- oder wärmebedingte chemische veränderung der emulsion sein.

teste es doch einfach mal mit einem frischen film von rossmann

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fotos mit SLR (Minolta, Canon) seit über 40 Jahren

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 10:51

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Die rote/orange Färbung der Bilddefekte habe ich für ein typisches Symptom einer extrem starken Belichtung aller Schichten des Films gehalten. Ich habe als Ergänzung eine schematische Darstellung hochgeladen. Meine Vermutung kann aber auch falsch sein.

Was mich wundert ist, dass der Bilddefekt stets an der gleichen Stelle eines Bild-Negativs in ähnlicher Ausprägung auftritt.

Müsste – sofern eine alters- oder wärmebedingte chemische Veränderung vorliegt – nicht das ganze Bild-Negativ von dem Bilddefekt betroffen sein?

noname68  13.05.2025, 11:01
@carib98

das kann aber auch durch eine einseitige wärme-einwirkung auf den aufgerollten film in der patrone sein, z.b. wenn sie in der sonne gelegen hat und sich die beleuchtete seite stark erwärmt. hohe temperaturen mögen kb-filme nicht, daher hat man sie früher immer im kühlschrank gelagert, wenn sie nicht sofort "verbraucht" wurden.

nochmal: teste es mit einem frischen film, ob es am film oder an der kamera liegt.

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 11:08
@noname68

Ich lagere meine Filme im Kühleschrank, den Film habe ich erst wenige Minuten vor der Verwendung in die Kamera eingelegt. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der Film vor dem Kauf schädigenden Umwelteinflussen ausgesetzt war.

Solche Art der Bilddefekte traten leider auch bei anderen Filmen auf, die ich mit der Kamera belichtet habe. Deshalb würde ich gerne so viele Ursachen wie möglich ausschließen, bevor ich den nächsten Film belichte.

Sieht für mich eher danach aus, als wenn der Film schon "gammelig" gewesen wäre.


carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 08:50

Das könnte auch die Ursache des Defekts sein. Abgelaufen war der Film allerdings nicht. Ich habe ihn außerdem im Kühlschrank gelagert. Ich weiß aber natürlich nicht, welchen Umwelteinflüssen der Film vor dem Kauf ausgestzt war.

Das Filmfenster, in dem man den eingelegten Film sehen kann, ist überflüssig. Das kann man mit schwarzem Isolierband zukleben. Die üblichen Verdächtigen sind die Rückwanddichtungen, die sich im Laufe der Jahre zu einer teerartigen, klebrigen, schwarzen Masse zersetzen. Die kann man erneuern. Bei manchen Kameras hilft es, einen schwarzen Strickwollfaden in die Rille mit dem schwarzen Dreck hineinzulegen und anzudrücken. Durch den Teer klebt der Faden von selbst. Am Scharnier ist häufig noch eine Dichtung, die kann man durch ein Stück schwarze, selbstklebende Samtfolie ersetzen, hält aber auch nicht ewig, weil es immer verrutscht. Besser ist es,dünnen Samt mit Pattex festzukleben. Manchmal ist da auch eine Moosgummidichtung.

Woher ich das weiß:Hobby

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 10:55

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Das Filmfenster werde ich in jedem Fall in Zukunft zukleben. Die Dichtung an dem Filmfenster scheint aber in gutem Zustand und intakt zu sein.

Jo3591  13.05.2025, 11:06
@carib98

Was mich allerdings ein wenig nachdenklich macht, ist die Tatsache, daß sich am Rand, wo die Perforation ist, keine Belichtungsspuren auf dem Film zeigen.

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 11:12
@Jo3591

Das hat mich auch gewundert. Das Filmfenster hat allerdings in der Vertikalen ungefährdie die Ausmaße, die Kleinbildfilm im eingelegten Zustand in der Vertikalen in der Kamera hat.

Die exakte Begrenztheit der Bildfehler könnte aber auch damit zu tun haben, dass der Verschluss aufgrund eines Defekts am linken Rand zu viel Licht durchlässt.

Jo3591  13.05.2025, 11:32
@carib98

Die hat doch einen senkrecht ablaufenden Lamellen-Schlitzverschuß, dann müßte ja der Schlitz eine ganz seltsame Form haben. Und die Fehler sehen ja immer etwas anders aus. Ist bei abgenommenem Objektiv und offener Rückwand auf den Lamellen vor dem Spannen und nach dem Ablauf des Verschlusses irgendwelcher klebriger Dreck zu sehen, vorne oder hinten?

carib98 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 11:46
@Jo3591

Die Kamera hat in der Tat einen Schlitzverschluss – ich habe gerade ein ergänzendes Bild vom Verschluss hochgeladen und dem Beitrag angehängt.

Auf den Lamellen sind Anzeichen des »sticky-shutter«-Defekts zu erkennen. Der Defekt des Verschlusses ist in etwa dort lokalisiert, wo auch die Bilddefekte auf dem Negativ auftreten. Möglicherweise besteht also ein Ursachenzusammenhang.

Jo3591  13.05.2025, 12:12
@carib98

Ich habe mal gelesen, daß man das angeblich mit Q-Tips mit ganz wenig iso-Propanol angefeuchtet, weg bekommen soll.