Umfrage: Ist jeder Krieg bei dem Zivilisten sterben ein Genozid?
ist ja aktuell sehr beliebt diese Gleichsetzung
Das Ergebnis basiert auf 42 Abstimmungen
13 Antworten
Der Hintergrund der Frage ist vermutlich der aktuelle Konflikt im Gazastreifen. Im Hinblick darauf Antworte ich auch und ich nehme jetzt die Bestimmungen der "Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" als Grundlage.
Entsprechend der genannten Konvention muss für einen Völkermord eine "Intention" nachgewiesen werden. Dieses wird für gewöhnlich über sogenannte "Verhaltensmuster" (Pattern of Conduct") in Verbindung mit Absichtserklärung (Statement of Intention) nachgewiesen.
Schaut man sich die Südafrikanisch Argumentation und die kürzliche Entscheidung des IGH bezüglich Israel-Gaza an, in dem der IGH feststellte, dass zumindest einige der Provisionen der Genozidkonvention erfüllt sind, dann ist Israel einem Genozid entsprechend dieser Konvention näher, als die meisten anderen Parteien die aktuell militärische Kampagnen führen, wenn man von Aserbaidschan absieht, in dessen Kampagne gegen die Armenier ein Völkermord schon fast unabstreitbar ist.
Ich stimme dir zwar zu, dass der Begriff Genozid heute fast schon "en vogue" ist, immerhin waren westliche Politiker und auch Medien jetzt auch nicht grade scheu Russland im Bezug auf die Ukraine einen solchen vorzuwerfen. Aber im speziellen Fall von Israel, ist es tatsächlich ungleich wahrscheinlicher, dass deren Vorgehen einen Genozid, entsprechend der Konvention bedingen könnte, als in den meisten anderen Konflikten.
Noch als Disclaimer: Ich will Russland hier in keinster Weise verteidigen. Auch wenn es mit größter Wahrscheinlichkeit keinen Genozid begeht führt es dennoch einen imperialistischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Sagen wir es so. Ich würde weder den Russen, noch den Israelis vertrauen wenn sie das versichern würden.
Nur haben die Russen halt weniger ideologische Gründe die Ukrainer "entfernen" zu wollen, als die Israelis die Palästinenser.
Die Genozide von denen ich weiss sind der Holocaust und der Mord an den Armeniern.
Genozid ist immer, wenn ein Staat alle Menschen eines Volkes töten will, nur weil sie zu diesem Volk gehören.
In der Ukraine wird Russland der Vorwurf gemacht, sie würden einen Genozid ggü den Ukrainern begehen. Das stimmt m.E. nicht. Russland will das Land unterwerfen und begeht zahllose Kriegsverbrechen. Aber es hat nie die Absicht bekundet, ukrainische Menschen nur deshalb zu töten, weil sie Ukrainer sind. In den besetzten Gebieten werden sie verschleppt, gefoltert und zu Dingen gezwungen, die sie nicht wollen - aber sie werden nicht wegen ihrer Volkszugehörigkeit getötet. Daher kein Genozid.
Im aktuellen Israel-Palästinensekonflikt ist die noch eindeutiger: Viele Palästinenser leben in Israel. Sie werden nicht verfolgt oder angegriffen. (Ausnahmen bestätigen die Regel). Selbst in Gaza versucht die Armee immer wieder, Zivilisten zu beschützen - auch wenn ihr das nur mittelmäßig gelingt. Das beweist: Israelis wollen nicht alle Palästinenser auslöschen, nur weil sie Palästinenser sind. Sie gehen nur sehr rüde vor, um die Terroristen zu bekämpfen und nehmen in Kauf, das Zivilisten sterben. ( wobei es in Gaza sehr schwer ist, zu entscheiden, wer ein Hama-Kämpfer ist, und wer ein Zivilist) Also ist auch hier der Vorwurf eines Genozid haltlos.
Dadurch, dass das Wort heute so inflationär benutzt wird, redet man das große Opfer und die Grauen der Völker, die wirklich einen Genozid erleb haben, klein.
Genozid ist es, wenn ein Volk oder eine sonstige Gruppe vollständig oder in Teilen zerstört werden soll. Wenn Ziele verfehlen und Zivilisten getroffen werden, ist es kein Genozid. Dies ist aber bei allen richtigen Kriegen der Fall. Manchmal kommt es vor, dass Kämpfer in einem Blutrausch Zivilisten umbringen, was aber auch kein Genozid ist, weil im Affekt gehandelt wird. Krieg ist aber immer schlimm, egal ob es nun ein Genozid ist, oder nicht. Im Gazakrieg verübt Israel ganz sicher kein Genozid, geht aber trotzdem brutal vor, aber trotzdem viel weniger schlimm als andere Staaten in Kriegen. Wie bei vielen anderen schlimmen Begriffen wie Faschismus, Rassismus usw wird die Definition nach und nach angepasst und erweitert. So werden diese Dinge verharmlost.
Die Alliierten haben allein bei der Eroberung Dresdens 25000 Deutsche getötet. Und das ist natürlich kein Völkermord. Die hatten ja gute Gründe Dresden ein zu nehmen und das auf die Weise bei der sie die wenigsten Verluste erleiden.
Bei Gaza und Israel ist das genau das selbe nur in kleinerem Maßstab.
Und die Alliierten haben damals keine Warnungen verteilt.
Gerade dann nicht, wenn es sich um ein Verteidigungskrieg handelt:
Du hast recht. Weder im Ukraine-Russland-Konflikt noch beim Krieg im Nahen Osten geht es um einen Genozid.