Traumen durch Psychotherapie verschlechtern?
Ist es möglich, dass sich durch die Psychotherapie und das Öffnen der Büchse der Pandora sich das "Aufgraben des Traumas" noch verschlimmern?
5 Antworten
In der Psychotherapie kommt irgendwann auch der Punkt, an dem man sich mit negativen Gefühlen auseinander setzen muss. Das gilt besonders in der Traumatherapie. Das kann natürlich im schlechten Fall dazu führen, dass diese Erinnerungen wieder sehr präsent sind, beispielsweise in Alpträumen oder starken Erinnerungen tagsüber (Flashbacks). Es muss trotzdem niemand Angst haben, dass es einem durch die Therapie schlecht geht. Oft gibt es in der Traumatherapie 3 Phasen - die Stabilisierungsphase, die Konfrontationsphase und die Reintegrationsphase. Der ersten Phase wird oft die größte Aufmerksamkeit gewidmet, in der man zunächst mal Techniken lernt mit unangenehmen Gefühlen umzugehen, bis man sich bereit fühlt für Phase 2, der Traumakonfrontation. Auch hier gibt es schonende Verfahren, im Idealfall sehr auf den Patienten abgestimmt und in seinem Tempo. Auch danach wird man nicht einfach alleine gelassen - in der Reintegrationsphase hält der Therapeut noch Kontakt mit dem Patienten, die Zeitabstände zwischen den einzelnen Terminen werden länger und man kommt immer wieder mal zusammen um Aktuelles zu besprechen und wie sich der Alltag so gestaltet nach der Therapie. Der Therapeut bleibt noch eine Zeit lang als Ansprechpartner zur Verfügung, auch wenn die "eigentliche" Therapie schon vorbei ist.
Vielen Dank für die kluge und aufschlussreiche Antwort. So eine Therapie Form ist begrüssenswert.
Hallo DianaValesko!
Auch wenn die Frage für dich schon beantwortet ist, möchte ich noch ein paar Gedanken loswerden.
Ja, es ist möglich, dass das Ausgraben von Trauma in der Psychotherapie manchmal vorübergehend unangenehme Gefühle auslösen oder Symptome verschlimmern kann.
Dies kann geschehen, wenn tief verwurzelte Emotionen oder Erinnerungen an die Oberfläche kommen, die schwer zu verarbeiten sind.
Ziel vieler Therapieansätze ist jedoch die Verarbeitung dieser Erfahrungen in einem sicheren Umfeld und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Betroffenen.
Ein erfahrener Therapeut kann helfen, die Emotionen zu regulieren und Strategien zu entwickeln, um mit den Herausforderungen umzugehen.
Der Prozess kann also anfangs schwierig sein, aber langfristig kann er zu Heilung und Wachstum führen.
Es ist entscheidend, dass die Therapie in einem angemessenen Tempo und mit der richtigen Unterstützung erfolgt.
Bei der Therapie einer PTBS werden i.d.R. mehrere Phasen unterschieden.
Zu Beginn muss ein sicheres Umfeld geschaffen werden, in dem die Betroffenen vor weiteren Traumatisierungen geschützt sind.
In der letzten Phase der Therapie geht es um die Integration des traumatischen Ereignisses in die sonstigen Lebenserfahrungen und um eine Neubewertung des eigenen Lebens .
Bei komplexen oder multiplen Traumatisierungen kann auch ein mehrfaches Durchlaufen der Traumabehandlungsphasen erforderlich sein.
Weitere Details wie zu Stabilisierungsphase. Traumakonfrontation (Traumaexposition) und Integrationsphase findest du unter diesem Link:
Ein Gespräch mit deinem Therapeuten ist immer gut, wenn du Bedenken hast.
Viele Grüße! Sarkasie
Sehr gerne :) Freut mich zu hören, dass du dich allgemein für das Thema und deine Patienten interessiert. Ich habe hier auch schon viel Neues erfahren können, dafür bin ich sehr dankbar. Weiterhin viel Freude und Erfolg in deinem Beruf und bei GF!
Danke Dir sehr. Das wünsche ich Dir auch?🍀
Sei gegrüßt, DianaValesko!
Ja, es ist durchaus möglich, dass das „Aufgraben“ von traumatischen Erlebnissen in der Psychotherapie anfangs negative Auswirkungen haben kann. Besonders bei schwerwiegenden oder tief verwurzelten Traumata kann das Wiedererleben und das Bearbeiten dieser Erlebnisse zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Symptome führen. Dies könnte sich in intensiveren Albträumen, Ängsten oder Flashbacks äußern, die das emotionalen Wohlbefinden zunächst beeinträchtigen. Dieser Prozess wird manchmal als „Re-Traumatisierung“ bezeichnet, wenn der Klient plötzlich wieder die intensiven Gefühle und Reaktionen aus der Zeit des Traumas erlebt.
Jedoch ist das Ziel der Psychotherapie nicht, die Person einfach nur wieder in die alten Erfahrungen zu versetzen, sondern diese Erlebnisse zu verstehen, zu verarbeiten und die Kontrolle über die eigenen Reaktionen zurückzugewinnen. In einem gut begleiteten therapeutischen Prozess, bei dem der Therapeut auf die Bedürfnisse und das Tempo des Klienten eingeht, können die intensiven Reaktionen im Laufe der Zeit verarbeitet und integriert werden. Es gibt auch Techniken wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder kognitive Verhaltenstherapie, die speziell darauf abzielen, die Auswirkungen von Trauma zu verringern und das emotionale Erleben zu stabilisieren.
Mit freundlichen Grüßen!
Dr. […], PhD
Ja, wenn das Trauma beim 'Aufgraben' verfestigt und nicht aufgelöst wird.
Ja, ist möglich. Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich verschlimmert, liegt bei 50:50 . Der einen Hälfte hilft Aufarbeitung oder sogar Konfrontation, der anderen Hälfte eher Verdrängung, sprich Gras drüber wachsen lassen und noch Gartenstühle draufstellen. So in etwa. ;)
Vielen Dank, die Frage war rein beruflicher Natur und ich wollte für die Patienten verschiedene Meinungen anhören, vielen Dank.