Durch Psychotherapie egoistischer?

MissEinstein  12.05.2024, 22:52

Kannst du es genauer anführen? Also was verstehst du darunter?

Sabina985 
Beitragsersteller
 12.05.2024, 23:00

Mir ist es jetzt vor allem wichtig, dass es mir gut geht.

Ich würde z.B keinen Arbeitsplatz annehmen der mich körperlich oder psychisch schädigen würde.

9 Antworten

Hii,

Ich finde es ist normal, denn ich als Person, die auch zugleich ein '' Overthinker'' bin, achte mehr auf meine Bedürfnisse und habe mehr Selbstliebe und das ist bei einer solchen Therapie wichtig. Eine gesunde Menge von Selbstliebe/Egoismus ist gut und wichtig, aber zu viel des Gutes ist nicht so gut. Egoismus, das dein Selbstbewusstein stärkt bzw. verbessert, ist super, Egoismus, das dein Verhältnis zu den anderen Menschen und dich selber stört, ist schlecht.

Also wenn du das, wie das oben beschriebene meinst, dann kann ich sagen, dass es normal ist, da so eine Therapie dich in der Regel stärkt und damit ist auch dein Selbstbewusstein bzw. Deine Haltung zu dir selber gemeint.

Liebe Grüße und eine schöne Nacht

MissEinstein 🌃


Aylamanolo  09.08.2024, 15:00

 Egoismus, das dein Verhältnis zu den anderen Menschen

es gibt aber Menschen, die für das Verhältnis zu anderen Menschen sich selbst verlieren. S. Mein Beispiel aus der Praxis.

ich habe in meinem Umfeld schon die Erfahrung gemacht, das Personen durch Psychotherapie oder intensiven Kontakt mit Psychotherapeuten egozentrischer und egoistischer geworden sind, und das als Selbstfürsorge und soziale Kompetenz verkauft haben. Beispielsweise eröffnete mir mein Exmann im Laufe seiner Psychotherapie irgendwann, dass er für zwei Wochen mit seinem besten Freund in die USA fliegen werde. Er lies mich in dieser Zeit einfach mit unserem 3-jährigen allein - mitten während der Vorlesungszeit an meiner Uni (zu der ich 1,5 h pendeln musste, da er nicht bereit war umzuziehen).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, das ist ganz normal. Jedoch würde ich es nicht Egoismus nennen.

Oft wird in einer Psychotherapie der Selbstwert gestärkt und man erkennt seine Werte, nach denen man leben möchte, da sie wie ein innerer (moralischer) Kompass für Zufriedenheit sind. Das ganze ist ein Prozess, der zu mehr Selbstachtung und Selbstliebe führt.

Seinen eigenen Werten treu zu bleiben ist nicht immer einfach und man muss dafür oft Grenzen setzen. Das ist anders gar nicht möglich. Also ist es kein Egoismus, sondern ein "sich selbst treu bleiben".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

LOL

Ich hatte eine Frau, die lange bei mir in Therapie war. Ihr Mann hat ihr mal gesagt: "der Tag, an dem du dich entschlossen hast, eine Therapie zu machen, war der schlimmste Tag meines Lebens ." Er verlor eine Bedienstete.

Nein, sie ist nicht egoistischer geworden, aber sie fragt sich nun: "Will ich das wirklich?"

Tja, Menschen, die erfolgreich eine Therapie machen, sind für ihre Angehörigen nicht einfacher. Sie trauen sich nämlich Nein zu sagen, lassen sich nicht mehr ausnutzen.

Die Frau in meinem Beispiel war eine brave Hausfrau. Ihr Mann, ein hohes Tier in einer Forschungseinrichtung kam jeden Tag im 12:30 nach Hause und erwartete dort sein Mittagessen. In die sehr gute Kantine (für Führungskräfte) wollte er nicht gehen. Sie musste ihren Tagesablauf auf ihn abstimmen.

Er war begeisteter und fanatischer Trainer in einem Sportverein. Seine ganze Freizeit ging dabei drauf. Sie war stets bei den Sportveranstaltungen (Fechten) dabei, war für die Kasse verantwortlich, für den Kuchenstand bei Turnieren, Veranstaltungen wie Karneval oder Weihnachtsfeiern fanden bei ihr zu Hause statt. Sie fuhr mit auf Auswärtsturniere. Sie machte das alles.

DAbei interessierte sie sich Null für djesen Sport. Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie und ihre Bedürfnisse immer am Schluss kamen.

Allerdings geriet sie langsam mit den Jahren in den Strudel einer Depression.

Im laufe der Therapie lernte sie, mehr auf sich zu achten und abzuwägen: "Will ich das wirklich?" Sie sagte ihre Hilfe im Sportverein ab. Manchmal sagte sie ihrem Mann: "Ich treffe eine Freundin und kann daher um 12:30 nicht das Mittagessen fertig haben. Bitte iss also heute und morgen in der Kantine." und so weiter.... Sie schloss sich einer Gruppe an, die sich auf Amateurbasis dichterisch betätigte und Lesungen mit eigenen Gedichten und Erzählungen organisierten und damit in der kleinen Stadt recht bekannt wurden. (Ihre Gedichte waren auch wirklich gut.)

Sie wurde viel fröhlicher und selbstbewusster, aber für ihren Mann auch unbequemer.

Natürlich wird man egoistischer. Das soll man letztendlich auch sein. Weil viele Menschen in der Psychotherapie das eben nicht sind und sich ausnutzen lassen.

In der Therapie geht es darum das zu tun was man selbst möchte und eben nicht das zu tun was andere gerne hätten, auch wenn diese dadurch Einbußen erleben.