Tourniquets für Erst Helfer?
Hallo,
ich weiß das das ein stark diskutiertes Thema ist, da Laien bei falscher Anwendung viel kaputt machen können etc.
Ich bin zwar nur ein Erst Helfer allerdings habe ich recht viel medizinischen Fachverstand. Ich trage, wenn ich im Outdoor Bereich unterwegs bin ein IFAK icl. TQ bei mir.
Allerdings bin ich aber keiner der sich so etwas kauft, auspackt und verstaut und nie damit übt etc., da sowas absolut fahrlässig ist.
Auch wenn es meines Wissens in Deutschland keine Kurse wie in den USA "Stop the Bleed" gibt wollte ich , dass ich das TQ entsprechend gut beherrsche, weshalb ich mir den kompletten Kurs im Internet reingezogen hab und oft an mir und einem Dummi das Anlegen geübt habe, bis ich es blind konnte. Auch kann ich definitiv entscheiden ab wann ein TQ notwenig ist und wann ein Druckverband ausreichend ist.Auch mit der Falschen Anwendung habe ich mich sehr stark befasst.
Ich bin persönlich der Meinung das ich das Tourniquet sehr gut beherrsche und im Notfall der hoffentlich nie Eintritt als letztes Mittel sicher Verwenden kann.
Wie ist eure Meinung zum Thema Tourniquets im Erste Hilfe Bereich.
Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen
5 Antworten
Hi,
Wie ist eure Meinung zum Thema Tourniquets im Erste Hilfe Bereich.
Im Grundsatz: ich bin kein Fan davon.
Denn an
da Laien bei falscher Anwendung viel kaputt machen können etc
ist ziemlich viel dran. Gilt natürlich nicht nur für Laien, sondern genauso für Fachpersonal.
Ein falsch angelegtes Tourniquet macht im Zweifelsfall mehr kaputt, als dass es hilft - und das ist ein Problem. Das Risiko, den Patientenzustand sogar aktiv zu verschlechtern, ist mehr als ein theoretisches.
Auch ein weiteres Problem hast Du erfasst:
Auch wenn es meines Wissens in Deutschland keine Kurse wie in den USA "Stop the Bleed" gibt
Eine zielführende Ausbildung für Ersthelfer wird (mangels Bedarf) praktisch nicht angeboten.
Persönliche Meinung
Die Anwendung kann definitiv mehr schaden als nutzen, eine passende Ausbildung gibt es quasi nicht und die Anwendungsfrequenz geht gegen Null. Trotz fast acht Jahren hauptamtlich im Rettungsdienst habe ich nicht eine einzige Anwendung miterlebt - für den Ersthelfer kann man davon ausgehen, dass er es niemals anwenden wird. Dementsprechend sieht auch die Routine (und damit die Anwendungssicherheit) aus.
Da stellt sich schon die Sinnfrage, ob man Ersthelfer (die mit Mühe und Not einen Druckverband ordentlich hinbekommen) in einer komplikationsbehafteten Maßnahme ausbilden soll, die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie ausüben werden, mit Material, welches sie nicht zur Verfügung haben.
In Anbetracht der Notwendigkeit bei einer ordentlichen präklinischen Versorgung in einer Industrienation und der möglichen Folgen denke ich: eher nicht.
Ich bin persönlich der Meinung das ich das Tourniquet sehr gut beherrsche und im Notfall der hoffentlich nie Eintritt als letztes Mittel sicher Verwenden kann.
Nun, ich möchte niemanden seine individuelle Einschätzung absprechen - eine Selbstbewertung als medizinischer Laie ohne jedes qualifizierte Feedback ist allerdings leider keine sehr belastbare Einschätzung.
Es gibt genug Leute, auch mit dreijähriger Ausbildung und Berufserfahrung im notfallmedizinischen Bereich, die z.T. gravierende Fehler bei der Anwendung machen...
Fazit
Eine generelle Notwendigkeit für Tourniquets in der Ersten Hilfe sehe ich nicht.
Allenfalls bei besonders gefährdeten Personengruppen macht es Sinn, die Anschaffung nach entsprechender Schulung und bei fortlaufenden Training zu erwägen.
LG
Nein, eine Blutstillung, erfolgt grundsätzlich nach dem Stufenschema: 1.) manuelle Kompression, 2.) Druckverband und 3.) Tourniquet/ Anbindung.
Es gibt nur wenige Situationen, in denen das Tourniquet primär, also sofort benutzt werden sollte (nach der zum aktuellen Zeitpunkt gültigen S3 Leitlinie zur Polytrauma-/ Schwerverletztenversorgung), sind diese:
1.) Lebensbedrohliche Blutung,
2.) Starke Blutung mit einem gleichzeitig bestehenden A, B oder C- Problem,
3.) Mehrere Blutungsquellen wie z.B. mehrere Messterstiche in einer Extremität mit starker Blutung,
4.) Keine Erreichbarkeit der -eigentlichen Verletzung- und starke Blutung (z.B. Einklemmung) und
5.) Akute Gefahren für Patient- und/ oder die Helfer, so schnell es geht raus aus dem Gefahrenbereich.
Ansonsten, immer nach dem obrigen Stufenschema!. Das Tourniquet wenn es verwendet wird immer drehen, bis die Blutung mit Sicherheit zum Stillstand gebracht wurde, Manche, legen leider Gottes eine venöse Stauung anstelle der erwünschten Anbindung an und verstärken die Blutung dadurch sogar!.
Mfg.
Ganz ehrlich, solange einer von den von dir genannten Situationen nicht eintritt, reicht ein ganz normaler Druckverband. Vielleicht habe ich als Dorfkind eine andere Situation von Notfall, aber ein TQ würde ich wenn überhaupt (wenn überhaupt sage ich, weil ich selber einschätzen kann, dass ich noch nicht genug auf dem Ding ausgebildet bin, ich würde es ohne Schulung natürlich nicht verwenden, das ist einfach nur verantwortungslos) nur im Notfall anwenden. Und ein Notfall ist nach meinem Verständnis nur, wenn die Kacke so richtig am dampfen ist, also in einer von dir gezeigten Situation. Für den Rest reicht ein Verband oder ein Pflaster. Grundsätzlich, also wenn ich nicht in einer von dir zitierten Situation bin, würde ich nicht mal ansatzweise auf die Idee kommen ein TQ zu benutzen. Da bleibt das Schema bei 1) manuelle Kompression, 2) Druckverband. Und solange die Blutung nicht lebensbedrohlich ist, mach ich halt noch einen Druckverband. Das mit der venösen Stauung hat SaniOnTheRoad schonmal erklärt. Also wir sind uns definitiv einig was die Benutzung eines TQ angeht. Ich dachte nicht dass jemand auf die Idee kommen würde, wegen einer kleinen Schürfwunde ein TQ zu benutzen (schon allein aus Kostengründen)
Ja, ich habe aber ehrlicherweise nicht's dagegen, wenn jemand ein TQ besitzt, sofern er dieses nur dazu besitzt, es an sich selber anzuwenden!. Für eine Anwendung eines TQ an Dritten, dazu bedarf es allerdings einer entsprechenden Ausbildung in der Anwendung. Mfg.
Klaro, es geht ja um die Nutzung, nicht um den Besitz. Wenn allerdings jemand (Stichwort Rettungsrambo) jeden Tag ein TQ mitführt, obwohl er es aufgrund von fehlendem Ausbildung und Training nicht anwenden kann,stellt sich für mich die Frage ob er es im Notfall auh nutzen würde (im Zweifel ja). Ich hab ein Problem damit wenn jemand ohne die entsprechende Ausbildung etwas benutzt (das gult übrigens nicht nur für EH, sondern auch für Waffen, Werkzeuge, Selbstschutzmittel und co.)
Grundsätzlich stimmt es schon, dass TQs bei falscher Anwendung böse Schäden verursachen können, aber mal ernsthaft, wenn man das tatsächlich nur bei Amputationen an ausgewählten Stellen anwendet, sollte das schon passen. Man muss es halt mal gesehen und ausprobiert haben,sonst kostet es nur wertvolle Zeit. Ist aber eigentlich auch gar nicht sonderlich relevant. Die Fälle, wo ein TQ hilft, sind äußerst rar. Patienten, die bei Bewusstsein sind, tolerieren das IdR ohnehin nicht und wenn gleich ein Bein oÄ fehlt, kommst auch mit nem TQ nicht mehr weit. Ich habs bisher nur im Training anwenden müssen.
Viel wichtiger fände ich es, wenn endlich Israeli Bandagen zur Standardausstattung gehören würden...
Nein, definitiv nur für professionelle Anwender. Tourniquets sind ein Medizinprodukt, auf das man eine Einweisung benötigt und mit dem man Menschen bei falscher Anwendung schaden kann.
Einzelfallabhängig. Die Hauptproblematik besteht darin, dass es den wirklich darin "trainierten Laien" in der Bundesrepublik Deutschland zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gibt, denn in den erste Hilfe Kursen, wird es schlichtweg nicht unterrichtet und gesonderte Kurse/ Schulungen, die gibt es dafür nicht. Auch in den Sanitätsdienst-Ausbildungen der Hilfsorganisationen, wird das Tourniquet nach meinem Wissensstand nicht gelehrt, zumindest, wurde es dass in meiner SanH- Ausbildung im Jahre 2015 nicht, erst im Rettungssanitäter- Grundlehrgang, ist es unterrichtet worden. Auch das hauptberuflich im Rettungsdienst tätige Rettungsfachpersonal, wendet ein Tourniquet in der Praxis nur ganz selten an, einfach deswegen, weil die Indikationsstellung so eng gefasst ist.
Mfg.
Ich weiß von einem EH Ausbilder, der selber NotSan ist, dass er Leuten bei den Kursen vorschlägt ein Tag länger dort hinzugehen, und ihnen dann dort die Basics der taktischen Erste Hilfe zeigt, dazu gehört halt dann auch ein TQ. Das ist aber inoffiziell und nicht Teil des EH Kurses.
Naja, optimal wäre wenn dann eine offizielle Schulung darin mit Nachweis, denn nur dann, wenn es ein offizieller Bestandteil gewesen ist, hat man auch einen rechtlichen Nachweis, dass es wirklich erlernt worden ist. Mfg.
Man kann ja auch gleich einen taktischen EH Kurs besuchen. Soweit ich weiß sollte der auch als EH Kurs anerkannt werden z.B. für den Führerschein (für den FS muss er halt mindestens 9 Stunden dauern).
Klingt mir alles ein bisschen dramatisch. Tourniquets sind keine Hexerei, da reicht 15-minütiges Training aus.
Bei der Rettungssanitäterausbildung habe ich das genau 2x trainiert. Im Normalfall braucht man sowas eh nicht. Da muss schon ein arger Unfall passieren, bei dem ganze Gliedmaßen abgetrennt werden. Und selbst da dauert es einige Zeit, bis die Gefäße sich öffnen und in der Zeit ist man oft schon im Krankenhaus.
Ein Notfallsanitäter hier im Forum, erklärte mir das mal. Vei falsher Anwendung, kann es sein, dass man die Venen die von der Extremität weg führt blockiert, allerdings die, die zur Extremität führt schon blockiert. Dadurch ist mehr Blut in der Extremität und man erreicht das Gegenteil
Wenn die Extremität nicht amputiert oder zumindest stark teilamputiert ist, verwendet man sowieso kein Tournique, also verstehe ich den Teil mit "mehr Blut in der Extremität" nicht ganz.
Aber ja, prinzipiell sollte das Tournique sitzen, sodass man nicht mehr rausblutet.
Damit meine ich, dass mehr Blut ausweicht, und man deshalb schneller verblutet als ohne TQ. Der NotSan war @SaniOnTheRoad
Das Problem dass ich erkenne ist, dass das Tourniquet in einer Notfallsituation sofort anzuwenden ist, so hab ich es zumindest verstanden (wenn man es anwendet). Das heißt, nach meiner Einschätzung (die natürlich fachlich Müll sein kann, ich bin kein Profi), wird ein EH das Teil eher nutzen, als ziviles Rettungsdienstpersonal (Personenschützer, Soldaten, Polizisten und co lass ichh jetzt mal außen vor.)