Stimmt es, dass viele junge Menschen ihre Zeit bzgl. Bildungsweg und Karriere verschwenden, weil sie sich nicht richtig entscheiden können, was sie z.B.?

Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen

Ja 44%
Nein 33%
Anderes 22%

6 Antworten

Nein

Diese Zeit ist doch nicht verschwendet... Wenn man das Gefühl hat, man nutzt die Zeit für sich - ist diese niemals verschwendet. Völlig egal, ob es der Karriere im Weg steht oder nicht.

Ein zeitgenössisches Zitat Friedrich Nietzsches, indem es um das Bildungssystem seiner Zeit ging, welches sich ja nur geringfügig zum Positiven verändert hat:

"Was die „höheren Schulen” Deutschlands thatsächlich erreichen, das ist eine brutale Abrichtung, um, mit möglichst geringem Zeitverlust, eine Unzahl junger Männer für den Staatsdienst nutzbar, ausnutzbar zu machen...

"Es steht Niemandem mehr frei, im jetzigen Deutschland seinen Kindern eine vornehme Erziehung zu geben: unsre „höheren” Schulen sind allesammt auf die zweideutigste Mittelmässigkeit eingerichtet, mit Lehrern, mit Lehrplänen, mit Lehrzielen. Und überall herrscht eine unanständige Hast, wie als ob Etwas versäumt wäre, wenn der junge Mann mit 23 Jahren noch nicht „fertig” ist, noch nicht Antwort weiss auf die „Hauptfrage”: welchen Beruf? — Eine höhere Art Mensch, mit Verlaub gesagt, liebt nicht „Berufe,” genau deshalb, weil sie sich berufen weiss ... Sie hat Zeit, sie nimmt sich Zeit, sie denkt gar nicht daran, „fertig” zu werden, — mit dreissig Jahren ist man, im Sinne hoher Cultur, ein Anfänger, ein Kind. — Unsre überfüllten Gymnasien, unsre überhäuften, stupid gemachten Gymnasiallehrer sind ein Skandal: um diese Zustände in Schutz zu nehmen, wie es jüngst die Professoren von Heidelberg gethan haben, dazu hat man vielleicht Ursachen , — Gründe dafür giebt es nicht."


Anderes

Aus meiner Sicht ist der berufliche Werdegang genauso am Arsch wie das gesamte System. Viele junge Menschen leben ewig lange in einer Blase aus Socialmedia, Spielekonsolen und Smartphones. Dann kommt ganz plötzlich gegen Schulende das ‘‘böse Leben‘‘ um die Ecke und will die Richtung wissen und diese Menschen haben keinen Plan. Außer 100.000 Follower wurde kein Ziel gesteckt. Der Job muss ausschlafen, Teilzeit und mindestens 8k € mitbringen, eigene Wohnung und kein Verzicht. Ganz wichtig menthal helath also schongang… Wenn irgendein Plan durchkreuzt wird knallt gleich die Depression rein oder Angststörung. Ich arbeite selbst in einem großen Unternehmen und das ist der Alltag. Ich kann nicht sagen an welcher Stelle wir mit der Gesellschaft falsch abgebogen sind aber wenn du mich fragst sind viele junge Menschen sehr weich. Sie bringen kaum Leistung aber fordern das Maximum an Zuwendungen und was sie im reallife nicht erreichen das erreichen sie auf der Konsole  Versteh mich nicht falsch, nicht alle aber viele. Ich bin 1990 geboren der Ablauf war klar: Grundschule, Regelschule, Ausbildung und von da an arbeiten. Da war weder Geld noch Zeit für ein Auslandsjahr oder eine Findungsphase. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Miniaturwelt  16.08.2023, 11:04

Die Darstellung ist schon sehr engstirnig... So spielst sich das in der Realität doch eher selten ab.

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Nein

Fraglich finde ich eher, warum man sowas als Zeitverschwendung ansieht. Man lernt doch etwas dabei und wenn der Mensch nach der Devise "ich mache das Beste raus" handelt, führt auch der vermeintliche Fehlgriff weiter.

Darüber hinaus ist es eher der Ausbildungsbetrieb oder die Bildungseinrichtung, wenn der Auzui/Schüler nicht vernünftig ausgebildet wird oder es gar auf menschlicher Ebene nicht zusammenpasst. Es geht da also weniger um die Wahl der Ausbildung, sondern um die Wahl der Ausbildungsstätte.

Am Ende ist eh das ganze Arbeitsleben oft ein großes Hin-Und-Her. Ein mehrmaliger Wechsel des Arbeitsbereichs ist nichts Ungewöhnliches.

Die Ursachen für "echte" Fehlgriffe liegt meistens woanders. Ganz vorne ist da der familiäre Umkreis, der den "jungen Menschen" aus vermeintlich guten Gründen in eine Richtung drängt, in die er gar nicht möchte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja

Bei mir war es so und deswegen bin ich natürlich geneigt, von mir auf andere zu schließen und das für keine Seltenheit zu halten.

Ich wollte nach der Realschule noch nicht arbeiten, sondern mich weiterbilden. In welche Richtung genau wusste ich mit 16 nicht. Dann kam die Ausbildung, für die mich ein Klassenkamerad an der weiterführnden Schule begeistern konnte und dann das Studium.

Ich sehe das aber nicht als Problem, sofern es die finanzielle Lage des Elternhauses zulässt.

Bei meinen Eltern war es ähnlich. Die wussten nicht genau, was sie machen wollten, als sie ins Berufsleben eingestiegen sind. Mehrere Firmen im Ort suchten Auszubildende und da hat mein Vater einfach irgendwo angefangen, wo jemand arbeitete, den ein Bekannter kannte.

Ich meine, im Prinzip sind das ja alles Entscheidungen, nur gibt es selten mit 14 oder 16 einen fest formulierten Traumjob, auf den hingearbeitet wird. In dem Alter denkt man noch nicht darüber nach, dass man irgendwann irgendwo irgendetwas arbeiten muss. In der Freizeit wird lieber gedaddelt oder sich mit Freunden getroffen, als zu schauen, wie man seine Zukunft gestalten will. Es ist ja auch ein Alter, in dem noch alles zuhause auf dem Silbertablett präsentiert wird, was man so braucht. Die Not ist nicht präsent, sich Gedanken machen zu müssen.

Ich muss gerade an das Lied "Junge" von den Ärzten denken. Ja dann arbeitet man halt bei Onkel Werner in der Werkstatt oder nimmt sich vor, Tierarzt zu werden, weil man Tiere mag.
Oder man mag Kinder, also steht fest, dass das Mädl mal Kindergärtnerin wird. Der, der nett zu Alten ist, wird Altenpfleger. Der, der gut in Mathe ist, wird Mathelehrer. Usw. Weiter wird da nicht geschaut.
Und am Ende kommt es sowieso anders.


Miniaturwelt  16.08.2023, 11:08

Ich finde deinen Kommentar außerordentlich gut!

Er zeigt einfach den Unterschied zwischen Realität und "gesellschaftlicher Erwartungshaltung".

Es ist einfach wichtig, dass man nicht lange untätig bleibt, so kann man sich auch die Zeit nehmen einen passenden beruflichen Weg für sich zu finden. Zeit ist kostbar, die sollte man nicht an Arbeit verschwenden, die einen unglücklich macht.

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Suboptimierer  16.08.2023, 12:43
@Miniaturwelt

Ja, zum einen wird die Wichtigkeit von den Schülern unterschätzt, zum anderen werden die Schüler aber auch nicht groß beim Gestalten der Perspektive an die Hand genommen.

Das Ironische daran ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, aber man sich schwer dabei tut, auch nur eine zu erkennen.

Wie viele Berufe könntest du aus dem Stehgreif aufzählen? 10, 20, 50? Und wie viele davon wären etwas für dich?
Recherche ist unabdingbar und ich denke, gerade heute im Zeitalter des Internets auch nicht so schwer, um überhaupt einmal einen Überblick zu bekommen, was es alles gibt.

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Miniaturwelt  16.08.2023, 13:49
@Suboptimierer
Ja, zum einen wird die Wichtigkeit von den Schülern unterschätzt, zum anderen werden die Schüler aber auch nicht groß beim Gestalten der Perspektive an die Hand genommen.

Absolut. Hier fehlt einfach Interaktion. Auch das pädagogische System an Schulen ist ausbaufähig. Entsprechend mein Kommentar unter dieser Frage.

Das Ironische daran ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, aber man sich schwer dabei tut, auch nur eine zu erkennen.

Ich hatte diese Problematik glücklicherweise nicht. Ich wusste schon recht früh das Flugzeuge mein Ding sind. Aber auch hier verlief mein Lebensweg komplett anders als geplant. Eigentlich war nach der Ausbildung und dem Abitur ein Studium in der Luft und Raumfahrttechnik angedacht. Daraus wurde dann aber ein Luftfahrttechniker beim Militär in der Instandhaltung.

Mittlerweile studiere ich wieder etwas gänzlich anderes (Wirtschaftsingenieurwesen).

Ziel auf absehbare Zeit ist aber definitiv die Pilotenlizenz. Vorrangig die Privatpilotenlizenz, in 3-4 Jahren aber durchaus die gewerbliche Lizenz - um auch für Airlines fliegen zu dürfen.

Man merkt in der Realität häufig - viele Umwege sind meistens kein Schaden, ganz im Gegenteil. Mein Stand im Bewerbungsprozess in jeglicher Hinsicht im Bereich der Luftfahrt könnte kaum besser sein.

Und das trotz, oder gerade wegen den beruflichen Umwegen.

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Anderes

Ob das nun viele sind, käme auf das Verhältnis zur Gesamtzahl der Studenten an, was ich jetzt aus Faulheit nicht googel. Aber klar, wenn man Jura beginnt und nach 3 Semestern feststellt, dass einem BWL doch mehr liegt, hat man 1,5 Jahre aus Sicht der Karriere verschenkt.