Stasi und Auswahl ihrer Mitarbeiter?

2 Antworten

Es gab ja offizielle und inoffizielle Mitarbeiter. Die Offiziellen wurden aus Militär, Polizei und Partei rekrutiert. Die Inoffiziellen (IM) wurden von der Stasi zur Mitarbeit erpreßt, und die waren die eigentlichen Spitzel, und das konnte der Ehepartner oder der enge Freund sein.

Bei dem Liedermacher Gerhard Gundermann könnte es Naivität gewesen sein, wenn man der Darstellung im Film Glauben schenkt.

Finfin2017 
Fragesteller
 04.12.2023, 10:52

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Die Leute um die Leute herum wussten nicht, wer die Stasi war, oder? Haben sie sich als normale Beamte oder Polizisten ausgegeben?

Und welche Drohungen wurden den IM gemacht?

1
darkhouse  04.12.2023, 15:11
@Finfin2017

Vielen wurde ein alltägliches Erlebnis zum Verhängnis. Ein kritisches Gespräch. Äußerungen von Fluchtfantasien, staatskritisches Tun... Witze. Dann wurde man angesprochen und eine Bedrohungssituation geschildert. Wie z. B. "Wir wissen, dass das von Ihnen stammt. Und wir dachten, Ihr Sohn solle studieren..." Zack, war man schon zur Mitarbeit bereit. Hier wurden die fiesesten Anspielungen und Konsequenzen für Familie und Freunde eingefädelt. Zwangslagen wurden ohne jegliche Rücksicht ausgenutzt. Die Stasi im Allgemeinen war bekannt. Wer dabei war, war aber oft Vermutung. Schein-Jobs wurden vorgeschoben. Viele IM hatten ja normale Jobs. Fahrzeuge waren neutral gehalten. Es war schon eine erhebliche Energie nötig, alles geheim zu halten, aber hierin hatte die Stasi eine gewisse Meisterschaft erreicht. Wohnungen schnell verdrahten, wenn der Bewohner kurz einkaufen ist.

2

Ein Mitschüler aus meiner Klasse hat sich bereits als Schüler für die Polizei interessiert und den Hilfspolizisten gespielt. Weil er nicht die hellste Leuchte in unserer Klasse war und auch keine richtige Lust auf einen Beruf hatte, war es ihm nur recht, als die Stasi auf ihn zukam und ihn gefragt hat, ob er als Hauptamtlicher mitarbeiten will.

Nur 10 Jahre danach war er ein geistiges und körperliches Wrack. Im Oktober 1989, also kurz vor dem Fall der Mauer habe ich ihn im Linienbus getroffen und wir haben uns kurz unterhalten. Es war früh am Morgen und er hat bestialisch nach Restalkohol gestunken. Es war ihm anzusehen, dass er Alkoholiker war und ganz dringend in sein Büro musste, um dort zu "frühstücken", wie er es nannte.

Er war todunglücklich mit seinem Job bei der Stasi und hat in dem Bus auch kein Geheimnis daraus gemacht. Relativ laut und offen hat er im Bus darüber gesprochen, wie sehr er seine Arbeit bei der Stasi hasste. Alle anderen Fahrgäste haben so getan, als würden sie ihn nicht hören und auch nicht riechen.

Der ist jedenfalls dort hineingerutscht, weil sein Vater bereits Hilfspolizist war. So einen dämlichen Bengel, der aus dem richtigen Elternhaus kommt und auch noch Interesse an der Polizei hat, den hat die Stasi sich nicht entgehen lassen.