Stadtplaner oder Architekt werden?

3 Antworten

Als Architekt darfst du selbständig arbeiten als Stadtplaner im öffentlichen Dienst bekommst du Urlaub und brauchst dich nicht immer bemühen Aufträge zu ergattern:

https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index;BERUFENETJSESSIONID=QPNnXT4rTuOv5SHbtZXmdz-1S3nJEay0LntjkzgkSCB4QCYclZiE!132801592?path=null/kurzbeschreibung&dkz=59411

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Personal Assistentin
ArchitektinA  11.04.2020, 16:04

Beide Berufe lassen sich sowohl in Selbstständigkeit als auch als Angestellte im öffentlichen Dienst ausüben...

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Die Aufgaben, die sich mit der baulichen Entwicklung einer Stadt oder einer Region befassen, sind sehr vielfältig. Das wären:

  • Wirtschaftsförderungskonzepte
  • Erschliessung der Verkehrswege zum und auf dem Areal
  • Bauliche Planung nach verschiedenen Nutzungsszenarien
  • Vertragliche Bindung der Verkehrs- und Grundstücksrechte
  • Kapazitäts- und Konzeptplanung der Immobilie(n)
  • Abwicklung der Genehmigungsverfahren, einschliesslich der demokratischen Mitwirkungsrechte
  • Realisierungsplanung und Begeleitung als Bauherr
  • Inbetriebnahme
  • kommerzielle, infrastrukturelle und technisches Gebäudemanagement während der ganzen Nutzungsphase
  • Planung und Umsetzung eines Rückbaus

Ob bei Euch in Germanien das Berufsbild des Stadtplaners gleich oder anders aussieht, wie bei uns in Helvetien, weiss ich nicht.
Bei uns ist die Funktion des Stadt- oder Kantonsbaumeisters eine Führungsfunktion für das ganze Amt. Im Hochbau ist die Voraussetzung dazu mindestens ein Studium der Architektur plus Zusatzausbildung oder mit der Funktionsbezeichnung Kantonsingenieur ein Ingenierstudium für das Verkehrs- und Tiefbauamt.

Deine Frage bezieht sich wohl auf den Hochbau. Der Aufbau eines Amtes mit dem Zuständigkeitsbereich des Hochbaus ist etwas abhängig davon, wie gross die Stadt, bzw. der Kanton ist. Ich arbeite auf dem Hochbauamt eines mittelgrossen Kantons. Wir haben glücklicherweise die ganzen Zuständigkeiten in einem Amt zusammengefasst, während in anderen, grösseren Kantonen (in Germanien: die Bundesländer) viele Funtionen über mehrere Departemente oder Direktionen verteilt sind.

Dabei fallen bei uns die sämtliche oben genannten Aufgaben an. Architeten sind als Projektleiter zuständig in den Teilbereichen der Immobilien-Entwicklung, über die Projektrealisierung bis zur Objektbewirtschaftung. Die Verkehrserschliessung ist nicht Sache des Hochbauamts, sondern des Tiefbauamts. Deren Planungen werden aber vom Projektleiter mit einbezogen, ebenso die Planung und Genehmigungsverfahren des Umweltamtes.

Die städtebauliche Gestaltung ist die Aufgabe in der Phase der Immobilen-entwicklung. Dabei sind drei Auftragsarten für die Initiierung eines Projetks denkbar:

  1. politische Vorgaben, dass die Bevölkerung, bzw. deren Repräsentanten im Parlament oder in Kommissionen, eine bauliche Entwicklung in einem Gebiet wünschen
  2. Vorgaben und Bedürfnisse, die von Nutzergruppen gestellt werden - beispielsweise, dass die Kapazitäten für den Schulraum in den nächsten Jahren nicht erfüllt werden können.
  3. bauliche Bedürfnisse - beispielsweise dass die bauliche Substanz eines Krankenhauses den heutigen und künftigen Bedürfnisse nicht mehr entspricht.

Das Amt und in den Teilaufgaben der Projektleiter übernehmen dann die Planungen. Wie gesagt, das Fachgebiet nennt sich Immobilienentwicklung. Das ist ein Teilbereich der Architektur, denn Architekten planen nicht nur, wie eine Immobilie gestaltet und gebaut wird, sondern auch nach welchen Kriterien sie grundstätzlich geplant sein muss: Wieviele Schulzimmer sind heute und in den nächsten 10 - 15 Jahren nötig und mit welcher zeitgemässen Ausstattung, einschliesslich Sport-, Werk- und Chemie-/Bio-Trakt etc., wie kriegt man diese Zahl der Schulzimmer auf dem Gelände hin und wie sind die Verkehrswege an diesen Standort zu erschliessen.

Wenn Du dich mit der Tätigkeit der Immobilientwicklung für die Öffentliche Hand befassen willst, ist ein Studium der Architektur, mit ganz wenigen Ausnahmen, wohl Voraussetzung. Vorerfahrung in der Wirtschaft als planender Architekt für Schul- und Verwaltungsbauten und in der Bauausführung vielfältiger Bauwerke sind gewiss hilfreich.

Ohne Architekturstudium kann man sich auf einem Amt der Öffentlichen Verwaltung auch in der Immobilienbewirtschaftung (Facility Management) betätigen. Auch dieses Gebiet ist an eine Fachstudium gebunden, denn der wirtschaftliche Betrieb und das Flachen-Management sind für die Objektbewirtschaftung eine Schlüsselaufgabe: Sie planen, was man auf der zur Verfügung stehenden Fläche im Gebäude zweckmässig umsetzen kann und auf welche Weise man den Betrieb für ein Schulhaus, Kankenhaus oder für ein Verwaltungsgebäude plant und umsetzt.

Mit einem Studium der Architektur bist du gewiss gut vorbereitet.
Das Fachgebiet des Facility Managements ist ein eher neues Gebiet, das keine Architektur-, aber viel Wirtschafts- und Verfahrenskenntnisse erfordert. Das sollte man auf keinen Fall unterschätzen! Stell Dir vor, man muss schliesslich ein Gebäude, wenn es dann man dasteht, während 50 Jahre oder mehr auch wirtschaftlich sinnvoll nutzen können. Die Abläufe im Betrieb einer Hochschule oder eines Krankenhauses sind schon speziell und müssen mit einer Menge Logistik und Infrastruktur übereinstimmen, damit das Kosten-/Nutzenverhältnis hinkommt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Bei Stadtplanern kenn ich mich nicht so aus, aber bei Architektur solltest du dich genau informieren, wie deine Chance stehen, auch eine Stelle und ein Einkommen zu finden. Wir haben in Deutschland zu viele Architekten, und viele krebseln mit erbärmlichen Jobs rum oder machen den Hiwi an ihrer Uni.

Ansonsten spielen bei Stadtplanung eben sehr stark soziale, wirtschaftliche, infrastrukturelle und teilweise kulturhistorische Fragen mit rein. Das ist nicht zwingend schwieriger als Architektur, aber schwerer einzugrenzen.

Überleg dir mal, ob nicht auch eine Kombi mit Garten- und Landschaftsarchitektur in Frage käme.

Gummipunkt  11.04.2020, 09:47
Wir haben in Deutschland zu viele Architekten, und viele krebseln mit erbärmlichen Jobs rum oder machen den Hiwi an ihrer Uni.

Das ist ein sehr veralteter Informationsstand, von vor ca. 15 bis vielleicht 5 Jahren. Zur Zeit (Coronakrise mal außen vor gelassen) werden Architekten und Ingenieure gesucht.

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