Sind wir moderne Sklaven?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ziemlich unsinnige Aussage! Sklaven sind Besitz ohne jede Selbstbestimmung und rechtlos während Deine Kollegin, die sich als Opfer des Kapitalismus wähnt, jederzeit ihre Arbeit (die auch von unserem Sozialstaat quersubventioniert wird) hinschmeißen kann. Alternativ kann sie sich auch fortbilden um eine Arbeit mit mehr Spaß und Freud e(oder auch mehr Lohn) zu bekommen; nicht was einem Sklaven offen stünde.

Anscheinend verwechselt sie aber auch die Notwendigkeiten des Lebens mit der Gesellschaftsordnung (z.B. Kapitalismus). Jeder Organismus muss zum Überleben mehr Energie aufnehmen als er verbraucht und dafür sorgen, dass es ihm nicht zu warm, zu kalt oder zu unsozial (wg. Vermehrung) wird.

Ob man dies Energie/Mittel im Kapitalismus oder im Sozialismus erarbeiten muss ist egal; erstmal müssen sie durch Eigeninitiative erbracht werden. Eine der sogenannten großen Errungenschaften wie unser Sozialstaat macht es sogar möglich die Eigeninitiative und die Eigenverantwortung abzugeben und sich vom Staat aushalten zu lassen, dass funktioniert aber nur solange wie all die anderen "Organismen" für einen ausreichenden Energieüberschuß sorgen um den trägen Rest zu subventionieren (inklusive der arme Menschen, die aus validen Gründen nicht selber für sich sorgen können).

Bis jetzt ist der Kapitalismus (insbesondere in der Ausprägung "soziale Marktwirtschaft") das erfolgreichste System, dass dauerhaft ausrechend Überschüsse produziert um den Sozialstaat zu finanzieren.

Als kleines PS: "man" könnte ja auch seinen Hintern bewegen und etwas lernen, dass Freude macht. Meine Ausbildungen und die Arbeit haben mir immer Spaß, gemacht; dass das alles gut bezahlt wird macht es natürlich besser, aber ich hätte auch für weniger Geld gearbeitet wenn die persönliche Befriedigung besser gewesen wäre (z.B. Forschung vs. Industrie).


User628638  13.07.2025, 06:59

Deine Reaktion klingt zunächst vernünftig, greift aber viel zu kurz und verkennt die Realität, in der sich viele Menschen befinden. Du stellst es so dar, als hätte jeder Mensch in diesem System echte Freiheit – als könne man einfach kündigen, sich weiterbilden, etwas anderes tun, wenn man nur wollte. Aber diese Form von theoretischer Freiheit ist keine echte Freiheit, wenn die ökonomischen und sozialen Bedingungen sie praktisch unmöglich machen.

Die Kollegin hat sich nicht im juristischen Sinne als Sklavin bezeichnet, sondern ein Gefühl beschrieben, das viele kennen: acht Stunden täglich sich selbst unterdrücken zu müssen, nicht widersprechen zu dürfen, den Charakter an der Garderobe abzugeben – und das alles für einen Stundenlohn, der kaum mehr als das nackte Überleben erlaubt. Es geht um die psychische und strukturelle Entfremdung, die viele in ihrer Arbeit erleben, nicht um einen billigen Vergleich mit historischer Sklaverei.

Du sprichst von Möglichkeiten wie Weiterbildung oder Jobwechsel, aber ignorierst dabei, dass diese Optionen für viele Menschen nur auf dem Papier existieren. Wer in einem Niedriglohnjob arbeitet, vielleicht alleinerziehend ist oder unter psychischem Druck steht, hat oft weder Zeit, noch Geld, noch Kraft, sich “weiterzuentwickeln”. Und selbst wenn es gelingt: Das System selbst bleibt gleich. Es braucht Menschen, die diese schlecht bezahlten, belastenden Jobs machen. Es lebt davon, dass nicht alle “aufsteigen” können. Bildung kann individuelle Biografien verbessern, aber sie ändert nichts am strukturellen Zwang.

Auch der Verweis auf den Sozialstaat ist problematisch. Er existiert – ja. Aber er ist kein Beweis für das Funktionieren des Systems, sondern ein Versuch, dessen schlimmste Auswüchse abzufedern. Und dieser Sozialstaat wird permanent angegriffen, gekürzt, stigmatisiert. Wer ihn nutzt, gilt schnell als faul oder nutzlos. Von echter Absicherung oder Würde kann da keine Rede sein.

Dass du Freude an deiner Arbeit hattest, ist schön, aber eben nicht die Regel. Viele Menschen haben keine Wahl – sie arbeiten, um zu überleben, nicht um sich zu verwirklichen. Ihre Lebenszeit wird in Lohn übersetzt, ihr Charakter in Anpassung, ihre Würde in Funktionalität. Wenn jemand das als “moderne Sklaverei” bezeichnet, dann vielleicht nicht im juristischen, aber im emotionalen und systemischen Sinn – und das sollte man ernst nehmen.

jukojanok 
Beitragsersteller
 11.11.2021, 21:25

Bravooooooo 👏

Sklave ist wahrscheinlich der falsche Begriff.

Ein Sklave wird ja oft wirklich gezwungen ( auch mit Gewalt).

Aber komplett abwägig ist die Aussage auch nicht.

So wirklich frei ist niemand.

Mir macht mein Job Spaß! Also fühle ich mich auch nicht als sklave


jukojanok 
Beitragsersteller
 11.11.2021, 21:02

Das freut mich für dich! 💪😊 Was machst du denn beruflich?

Nein, sind wir nicht. Natürlich kann die Arbeit mühsam sein und man muss sich je nach dem so einiges gefallen lassen aber sie mit der Sklaverei zu vergleichen ist Quatsch. Ein tatsächlicher Sklave zu sein kann noch viel, viel mühsamer sein und extrem viel leidvoller; der Herr bestimmt über das Leben eines Sklaven und kann ihn jederzeit töten, wenn er will. Sklaven bekommen keinen Lohn und können rein gar nicht über ihr Leben bestimmen und ihre Arbeit ist viel härter wie fast jede Arbeit hier. Der Vergleich ist ganz einfach unsinnig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit 35 Jahren dipl. Krankenpfleger und Sozpäd.

jukojanok 
Beitragsersteller
 11.11.2021, 21:04

👌🙌👏👏👏👏👏👏