Sind religiöse Diskussionen Zeitverschwendung?

14 Antworten

Kritiker wollen aufklären, Gläubige wollen missionieren. Das stimmt. Und Menschen wie ich wollen das gegenseitige Verständnis fördern, zu Toleranz aufrufen und anderen ins Bewusstsein bringen, dass wir - egal, wo wir leben, wie alt wir sind, welches Geschlecht wir haben oder woran wir glauben - letztlich alle Menschen sind, die ihren Teil zur Gesellschaft beitragen können. Jeder einzelne von uns ist ein wertvolles Individuum mit einer eigenen Lebensgeschichte, mit eigenen Werten und Moralvorstellungen.

Leider sind viel zu viele Menschen gern geneigt, ihre eigenen Ansichten als absolute Wahrheit zu betrachten. Das führt zwangsläufig zu einem vergifteten Umgang untereinander, da man auf dieser Grundlage niemals auf Augenhöhe kommunizieren kann, sondern nur "von oben runter". Man beleidigt und verletzt andere Menschen, und - was mindestens genauso schlimm ist - man beraubt sich selbst der Möglichkeit, vielleicht doch noch die ein- oder andere Weisheit von andersdenkenden Menschen erwerben zu können.

Insofern sehe ich solche Diskussionen absolut nicht als Zeitverschwendung an. Wenn ich nur mit Menschen "diskutiere", die sowieso das gleiche Weltbild haben wie ich, wo bleibt dann für mich selbst (und für meine Diskussionspartner) der intellektuelle Gewinn?

Man muss Diskussionen doch nicht immer auf der alleinigen Grundlage führen, andere Menschen argumentativ "besiegen" und dadurch imaginären Ruhm erwerben zu wollen. Das mag vielleicht unter 16-jährigen Lausbuben auf dem Schulhof ein angemessenes Verhalten sein. Ob das auch unter erwachsenen Menschen zutrifft, bezweifle ich.

Sie sind insofern keine Zeitverschwendung, als Sichten ausgetauscht werden, und die Sicht eines anderen kann immer nützlich sein - aber das gilt für viele Themen.

Für das Ziel andere zur eigenen Sicht zu bewegen sind sie allerdings Zeitverschwendung, denn das kann jeder wirklich nur mit sich selbst ausmachen.

Im Internet scheinen solche Diskussionen Zeitverschwendung zu sein, sind sie jedoch nicht, denn die meisten die dabei mitdiskutieren lernen etwas dazu, auf alle Fälle lernen sie Sachverhalte kennen von denen sie vorher nichts wussten, und können diese bei "echten" Diskussionen, also im "wahren Leben" gut gebrauchen. Entweder um ihre Position zu stärken oder auch um ihren Irrglauben ablegen zu können.

Wohl kaum einer entscheidet sich durch Diskussionen im Internet dazu, seinen Glauben abzulegen, was zwar das beste wäre, aber es ist die Sicherheit die einer in der eigenen Wohnung hat, oder auch mit dem Smartphone in der Hand, die ihn wohl kaum auf die Idee kommen lässt, etwas ändern zu müssen.

Ich meine, dass das Erkennen anderer Denkweisen und Weltanschauungen gut für die Gläubigen ist, ebenso die Geschichten darüber, wie sie getäuscht werden und wer das tut oder getan hat. Auch wenn sie es nicht glauben.

Diskussionen sind Zeitveschwendung, wenn man nicht mindestens eine gemeinsame Position hat. Hat man die, dann kann die Diskussion sehr wertvoll sein. Beispiel:

Diskussion zwischen einem Gläubigen und einem Atheisten ist Zeitverschwendung, wenn darüber diskutiert wird, ob es Gott gibt oder nicht. Da gibt es keine gemeinsame Basis.

Sie kann sehr ergiebig sein, wenn von beiden Seiten akzeptiert und beim anderen vorausgesetzt wird, dass man mit der Vernunft Dinge erkennen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Barthummel  24.02.2019, 22:36

Vernunft und Glauben widersprechen sich jedoch. Das setzt vorraus, dass derjenige, der nicht an Gott glaubt, irgendeinen anderen (unvernünftigen) Glauben haben muss. Sei es der Glaube an die Natur und deren gottgleiche Personifizierung oder der Glaube, dass unsere Sterne brennende Eichhörnchen sind. Dann kann das muntere Diskutieren beginnen. Führt zwar zu nichts ausser einem fantasievollen Austausch lustiger Ansichten, scheint aber für manche schon den Wert einer Bereicherung zu erfüllen. 😉

Und bevor hier gleich ein Shitstorm von Gläubigen über mich herfällt: Die versteckte Kernaussage meines Kommemtars ist, dass man das alles nicht immer so ernst nehmen sollte. Was allen Religionen oft fehlt, ist der Humor. ☺

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Nadelwald75  24.02.2019, 22:58
@Barthummel

Vielleicht nur zu einem Punkt: Ich hatte geschrieben:

......wenn von beiden Seiten akzeptiert und beim anderen vorausgesetzt wird, dass man mit der Vernunft Dinge erkennen kann.

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Nein, das empfinde ich als eindeutig nicht so! Darüber lässt sich immer diskutieren. Allerdings ist es möglicherweise sehr wohl "Zeitverschwendung", andere von einer selbst vertretender Meinung/Ansichtg zu überzeugen. Entweder man glaubt an Gott oder aber lehnt es aus physikalischen Gründen eben ab. Ganz nach Belieben.