Sind Kapitalisten Egoisten?
2 Antworten
Kapitalismus erstmal, die Definition: Privateigentum an Produktionsmittel.
Jeder überlebt irgendwie durch ein Kapital an (x)! Der Konzernkapitalismus kann schon als egoistisch angesehen werden, man könnte ja die Produkte auch selbst durch Bezug der Anlagen herstellen!
Nach meiner persönlichen Meinung, sehe ich den Kapitalismus als Naturgesetz! Mal mental ins Neolithikum reisen… Samen als Kapital, davon die Ernte, die Existenzsicherung,… Werkzeuge zur Verarbeitung und Produktion, also auch schon damals Produktionsmittel Kapital war, um zu überleben!
Wir alle sind also von Natur aus kapitalistisch, daher im positiven Sinne: gesunde Egoisten!

Diese Duden-Definition entspricht den Alltags-Vorstellungen über den Kapitalismus, ist aber höchst ungenau. Das Privateigentum an den Produktionsmitten ist nicht eine Ursache des Kapitalismus, sondern dieses Privateigentum ist eine Folge des Kapitalismus. Der Kapitalismus selber muss also andere Basiskategorien haben alls dieses berüchtigte "Privateigentum".
Nach Karl Marx lautet die kürzeste Definition des Kapitalismus: "Warenproduktion mittelst Loharbeit". Weil die Produkte von isoliert tätigen Produzenten produziert werden und die PRODUKTE deshalb Privateigentum sind, müssen diejenigen, die diese Produkte gebrauchen wollen, sich die Produkte durch einen Tauschakt aneignen. Dadurch erhalten die Produkte einen "Wert", der in Geld ausgedrückt wird. Besitzer größerer Geldmengen fangen irgendwann an, das Geld zu investieren, und verlamnen natürlich, dass eine größere Summe als die investierte Summe zurückfließt, Nicht aus Egoismus, sondern weil die Investition sonst gar keinen Sinn machen würde und unterbleiben würde. Das investierte Geld vermehrt sich und wird dadurch zum Kapital. Diese Vermehrung ist aber auf gesamtgesellschaftlicher Basis nur durch die Anwendung von Lohnarbeit möglich, denn die Lohnarbeit ist die einzige Ware, die durch ihren Gebrauch einen höheren Wert schafft als ihr eigener Wert ist. Man sieht also, dass "Wert", "Geld", "Lohnarbeit", "Privateigentum an den Produktionsmitteln" und im weiteren auch "Kapitalistenklasse" und "Arbeiterklasse" alles Begriffe sind, die Folgen des Kapitalismus beschreiben, aber nicht dessen Grundzüge.
Ich denke mir das auch oft: Wir Menschen sind geborene Egoisten :) Lg
Es wird unter den Kapitalisten Egoisten geben, genauso wie unter Nicht-Kapitalisten. Umgekehrt sind nicht alle Kapitalisten gleichzeitig auch Egoisten. Und in der "Arbeiterklasse" gibt es umgekehrt auch nicht wenige Egoisten.
Der Kapitalismus hat mit Egoismus nichts zu tun. Im Kapitalismus wird nicht etwa deshalb Mehrwert produziert, weil der Kapitalist (Unternehmer) so egoistisch ist und "immer mehr" haben will. Vielmehr ist die Kapitalvermehrung eine Notwendigkeit, die unabhängig vom Kapitalisten besteht. Der Kapitalist hat im Prinzip gar keine andere Wahl, als dafür zu sorgen, dass die Kapitalvermehrung stattfindet. Der Kapitalist ist ebenso ein Knecht des Kapitalismus wie der Arbeiter, nur dass es dem Kapitalisten dabei meist erheblich besser geht als dem Arbeiter.
Die Notwendigkeit der Kapitalvermehrung ergibt sich erstens schon aus der Anwendung von Kapital: Niemand investiert einer Summe X, um am Ende des Produktionsprozesses genau diese Summe X zurück zu bekommen. Das wäre ja völlig albern. Schon rein logisch macht die ganze Sache nur Sinn, wenn hinterher eine größere Summe zurückfließt als der investierte Betrag.
Zweitens ist die Kapitalvermehrung auch deshalb nötig, weil der Kapitalist einen Fonds braucht, um weiterhin zu investieren. Die Konkurrenz schläft ja bekanntlich nicht und versucht, unserem armen Kapitalisten Marktanzteile wegzunehmen. Das gelingt, wenn die Konkurrenz billiger produziert, also mit moderneren Maschienen usw. Unser Kapitalist ist dann gezwungen, selber auch diese moderneren Produktionsmittel anzuschaffen, wenn er nicht untergehen will. Das kann er aber nur, wenn seine vorangegangenen Produktionsrunden einen Mehrwert erbracht haben, aus dem er die Neuinvestition tätigen kann. (Der Kredit ist nur scheinbar eine Alternative. Denn der Kredit setzt voraus, dass andere Kapitalisten einen Mehrwert erzielt haben, den sie nur derzeit nicht verbrauchen und deswegen den Banken gegen Zinsen zur Verfügung stellen).
Der Kapitalist versucht zwar, für sich selber einen möglichst hohen Betrag aus der Produktion herausziehen zu können. Aber selbst dann, wenn er das nicht täte, also wenn sich der Kapitalist z.B. auf Dauer mt einem normalen Facharbeitergehalt zufrieden geben würde, müsste er aus den oben genannten Gründen dafür sorgen, dass seine Produktion einen Mehrwert abwirft, der auch nicht etwa an die Arbeiter zu verteilen ist.
Triebfeder des Kapitalismus ist also nicht Egoismus, sondern Triebfeder ist die Eigendynamik des kapitalistischen Prozesses. Deshalb sind alle moralischen Erwägungen darüber, was der Kapitalismus mit dem Egoismus zu tun hat und ob der Egoismus zur menschlichen Natur gehört, neben der Sache.
Daraus wird dann auch zugleich klar, dass ein Wechsel vom Kapitalismus zum Sozialismus nicht etwa erfordert, dass die Menschen ihren Egoismus aufgeben. Der Sozialismus setzt nicht etwa einen "besseren Menschen" voraus, sondern nur eine geänderte Produktionsweise.
Egoismus an sich erklärt auch deswegen nichts, weil Egoismus nicht im luftleeren Raum existieren kann. Egoismus kann sich nur dann entfalten, wenn die gesellschaftlichen Umstände so sind, dass man den Egoismus auch ausleben kann. Im Sozialismus z.B. gibt es keinen Mehrwert, deshalb kann sich auch niemand mehr den Mehrwert aneignen - da kann er noch so egoistisch sein. Da im Sozialismus die Produkte nicht als Waren für einen Markt hergestellt werden, sondern nach Regeln, die sich die Geselschaft demokratisch selber gibt, unter den Gesellschaftsmitgliedern vertelt werden, gibt es auch kein Ged mehr. Wer im Sozialimus aus persönlichem Egoismus Geld anhäufen will, hat es also gelinde gesagt schwer. Auch Banküberfälle wird es dann nicht mehr geben. Da muss der egoistische Bankräuber also ganz schön umdenken. Unmoralische Ehemänner, die ihre Frauen betrügen, kann es aber weiterhin geben.