Quellen als Mittel zum Zweck oder als Abbild der Realität?


17.02.2023, 12:19

Meine die Quellen in Geschichte.

mendrup  17.02.2023, 12:17

Was für Quellen denn?

a1411s 
Fragesteller
 17.02.2023, 12:19

In Geschichte

5 Antworten

Um Geschichte zu verstehen benötigt man als Quelle Artefakte der jeweiligen Zeit. Das sind Essensreste, Abfälle, Knochenfunde aber auch die schriftlichen Hinterlassenschaften der jeweiligen Epoche.

Je mehr unterschiedliche Quellen genommen werden, um so objektiver wird das Bild, welches Historiker daraus erstellen.

Wichtig ist selbstverständlich immer der historische Zusammenhang, in welcher die Quelle sich befindet. So sagen Essensreste in einer Arbeitersiedlung beispielsweise der Pyramidenbauer des antiken Ägyptens nur etwas über die Lebensverhältnisse dieser Gruppe zu dieser Zeit an der betreffenden Baustelle aus. Erst wenn man unterschiedliche Essensreste von Pyramidenbauern an unterschiedlichen Standorten auswertet und vergleicht, kann man eine relativ zuverlässige Aussage treffen. In diesen Fall, dass Pyramidenbauer zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Objekten sehr unterschiedlich gut leben konnten.

Bei schriftlichen Quellen ist dieser Zusammenhang noch viel wichtiger. Keine einzelne Quelle kann ein ojektiver Bericht sein. Es fließt immer die Denkweise des Autors mit ein. Daher muss immer berücksichtigt werden, wer war der Autor der Quelle. Aus wessen Sichtweise schreibt der Autor. Beispielsweise war der Kirchenhistoriker Eusebius ein glühender Anhänger seines Herrschers Constantinus I. (Konstantin der Große). So schrieb er Lobeshymnen auf diesen Herrscher. Er dichtete Positives hinzu und ließ Negatives weg. Um seinen Herrscher weiter zu erhöhen, nahm er als Gegenbeispiel Nero. Bei diesen vollführte er in seiner Biographie genau anders herum. Dieses wird in der Biographie über Nero von Philipp Vandenberg sehr gut analysiert.

Natürlich gab es immer auch wissenschaftliche Autoren, die aus eigener Beobachtung schrieben. So hat Plinius der Jüngere sehr Detailreich den Ausbruch des Vesuv beschrieben. Neueste Untersuchungsmethoden zeigten, dass er sich tatsächlich an die Wahrheit hielt.

Wenn dir meine Antwort zu speziell und zu wenig allgemein gehalten ist, empfehle ich die im allgemeinen sehr gut zusammen gefasste Antwort von Berny96

Woher ich das weiß:Hobby
Von Experte Neugier4711 bestätigt

Quellen können als beides dienen: als Mittel zum Zweck und als Abbild der Realität.

Quellen können als Mittel zum Zweck dienen, indem sie verwendet werden, um eine bestimmte Sichtweise oder Argumentation zu unterstützen. Ein Historiker könnte beispielsweise eine bestimmte Quelle auswählen, um zu zeigen, wie eine bestimmte Person oder Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt gedacht oder gehandelt hat. In diesem Fall wird die Quelle verwendet, um eine bestimmte Perspektive oder These zu unterstützen.

Gleichzeitig können Quellen auch als Abbild der Realität dienen. Quellen können dazu beitragen, historische Ereignisse und Entwicklungen zu dokumentieren und uns einen Einblick in das Leben und die Denkweise der Menschen zu einer bestimmten Zeit zu geben. Historiker können Quellen verwenden, um Fakten über die Vergangenheit zu erforschen und zu verstehen, wie sich Ereignisse im Laufe der Zeit entwickelt haben.

In sprachlichen Denkmälern gibt es geschichtlich auch so einiges zu entdecken, womit ich mich auch auseinandergesetzt habe.

Sprachgeschichte basiert auf Quellen aus den überlieferten Ursprüngen der Sprache. Dabei werden Sprachzustände zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander verglichen, was dann Rückschlüsse über die Einflüsse erlaubt, die zum Sprachwandel beigetragen haben.

Älteste schriftliche Sprachdenkmäler sind Inschriften in Stein und überlieferte Orts- und Gemarkungsnamen auf alten Landkarten.

Keltische Stämme hatten sich bis in die Türkei ausgebreitet und sollen dort für den sehr häufig vorkommenden 'ü'-Laut verantwortlich sein.

Sprachliche Relikte des Alemannischen sind meines Wissens auch Ortsnamen auf -ingen und davon abgeleitet Familiennamen auf -ner = inger, also jemand, der aus einem Ort auf -ingen stammt (z.B. Mössner aus Mössingen). 

Im frühen Mittelalter bis ungefähr zur Jahrtausendwende wurden Inschriften, Manuskripte, Kopien der Bibel, Urkunden, etc. auf Lateinisch angefertigt, meist von Schriftkundigen in Klöstern oder einer gebildeten Schicht (Adel).

Erste schriftliche Dokumente in der Volkssprache entstanden ab dem 13. Jh. Eins der Probleme dabei war, dass man zur Umsetzung die Lautung: wie sollte man sie in die Schriftform bringen, wenn man nur die lateinischen Buchstaben hatte? So konnte ein geschriebenes Wort nur eine Annäherung an die Lautung sein .

Auch aus der Entwicklung einer Sprache lässt sich mit Blick auf die kulturellen Einflüsse etwas herauslesen.

Jesus verwendete bei seinen Hörern Veranschaulichungen, die als Gleichnisse bekannt sind. Er erklärte das Unsichtbare anhand von Sichtbaren. - Matthäus 5:25-31

Das kommt doch auf den Autor an. Oft ist die Geschichtsschreibung Lobhudelei für den siegreichen Caesar und sowas.