Pro und contra eines Literaturkanon?

2 Antworten

Das ist eine sehr gute Frage, da ein literarischer Kanon natürlich zwei Seiten hat. Berücksichtigen muss man natürlich, dass es nicht DEN literarischen Kanon gibt, jeder Mensch kann auch seinen eigenen Kanon für sich festlegen und es kommt natürlich auch darauf an, worauf du dich beziehen möchtest: ein Kanon für deutsche Literatur ist anders, als einer für Weltliteratur, mal als Beispiel. Zu den positiven Seiten: es stimmt, dass es nicht schadet, wenn eine gewisse Vorauswahl an Werken getroffen wird denen man einen solchen Stempel aufsetzt, da die Literatur reich an genialen, lesenswerten Stoffen ist und ein Kanon da eine gute Orientierungshilfe sein kann, da man unmöglich alles lesen kann, das es auch wert ist in dieser Hinsicht gelesen zu werden. Zudem schenkt ein Kanon Werken Aufmerksamkeit, die sie oft (nicht immer, meiner Meinung nach;) ) verdienen. Es sind oft Werke, die sinnbildlich für ihre Epoche oder Strömung stehen und diese vielleicht mitgeformt oder beeinflusst haben und in gewisser Weise ein Spiegel der Gesellschaft ihrer Zeit sind. Es birgt aber auch Kehrseiten mit sich: es ist immer schwer so einen Kanon zu erstellen, ohne zwangsläufig Texte, den ebenfalls große Aufmerksamkeit gebühren würde, außer Acht zu lassen. Da muss man abwägen und jeder der einen Einfluss auf den Kanon hat (sei es bspw das Bildungs- oder Kultusministerium) hat große „Macht“, da die persönliche Empfindung in so eine Entscheidung auch nicht selten mit einfließt. Zwangsläufig werden durch einen Kanon Texte bekannter (und somit „mächtiger“) als andere, wo sich eine Person ohne diese „Macht“ vielleicht fragt, warum das gerechtfertigt ist Werk X diese größere Fläche zu bieten, als man sie Text Y bietet. Vielleicht sieht das jemand, der sich mit der Materie ebenfalls auskennt als ungerechtfertigt. Außerdem spielt der Kanon auch in die Entstehung einer „zwei-Stufen-Literatur“ mit rein. Wenn es kanonisierte Werke gibt, die, ich nenne es mal, „Must to Read“ sind, gibt es im Hintergrund viele Texte, die dann weniger „Must to Read“ sein müssen. Nun müssen Werke nicht zwangsläufig in einem Kanon stehen, um lesenswert zu sein, das sagt keiner, dennoch mündet es oft darin, dass kanonisierten Werken höheres Ansehen, bzw. ein „höherer Mehrwert“ zugesprochen wird. Es ist allerdings sehr schwer den Wert eines literarischen Werkes festzumachen und persönliche Prioritäten spielen dabei nunmal oft eine Rolle. Die Frage ist bekanntlich auf welche objektiven Qualitäten man sich festlegen möchte und diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. So, ich belasse es erstmal bei diesen Punkten, immerhin möchte ich hier keinen kanonuntauglichen Roman verfassen ;)

Ich fange mal an, wobei ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe und bitte, die Argumente weiter zu ergänzen:

Pro:

  • Menschen, die literarisch unbeleckt sind, erhalten eine Richtlinie für Lesenswertes.
  • Ein Kanon kann helfen, literarische Interessen zu entwickeln, und zur Beschäftigung mit Literatur anregen.

Contra:

  • Eine gewisse Beliebigkeit der Auswahl kann nicht vermieden, grundlegende Werke können übersehen werden.
  • Eine Auswahl intellektuell zu anspruchsvoller Literatur kann Menschen mit weniger Bildung abschrecken, sich überhaupt mit Literatur zu beschäftigen.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
LiloB  19.11.2018, 11:34

Kurz und treffend, besser kann man die Frage wohl kaum beantworten, nehme den Zylinder von Mychrissie und setze ihn mir auf,- gebe ihn aber gern wiederweiter

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