Neue Fenster mit dezentraler Lüftungsanlage und ohne Fassadendämmung sinnvoll? Kein Schimmel?
Hallo Zusammen,
es gibt die ersten Überlegungen unser ungedämmtes Haus (Baujahr 1978-1982) energetisch sanieren zu lassen. Ich habe mich schon ein wenig über das Thema informiert und konnte feststellen dass bei manchen Maßnahmen die Reihenfolge der Maßnahmen entscheidend ist.
Dachdämmung und Kellerdämmung sind von dieser Reihenfolge meistens außen vor und können zeitlich beliebig erfolgen.
Beim Thema Neue Fenster (inkl. Rollokästen) und Fassadendämmung ist da natürlich Vorsicht geboten.
Es ist allgemein bekannt, dass hierbei erst die Fassade gedämmt werden sollte und danach erst neue Fenster eingebaut werden dürfen. So sehen es Energieberater und die KfW zwecks Förderung vor. Da ansonsten Schimmelgefahr durch Feuchtigkeitsablagerungen an der Wand besteht.
Da die Fassadendämmung leider extrem viel Geld und Aufwand birgt, ist dies für uns erst einmal keine Option. Auf die neuen Fenster (inkl. Rollokästen) möchte man aber trotzdem nicht verzichten.
Von modernen Passivhäusern ist mir bekannt, dass diese mit dezentralen Lüftungsanlagenen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sind um für einen dauerhaften energieeffizienten Luftaustausch in jedem Raum zu sorgen. Soll angeblich somit auch Schimmelgefahr komplett beseitigen.
Um alles nochmal mit selbst recherchierten Zahlen zu hinterlegen (U-Wert):
U-Wert Fassade Haus: ca. 1,5
U-Wert alte Fenster: ca. 2,5
U-Wert alte Rollokästen: ca. 4,0
U-Wert neue Fenster: ca. 0,8 - 1,3
U-Wert neue Rollokästen: ca. 0,6 - 0,8
Es ist klar erkenntlich, dass die Fassade nach der Thermischen Modernisierung der Fenster + Rollokästen der absolute Verlierer zwecks Wärmedurchlass darstellt. Somit besteht Gefahrenpotenzial für Schimmel und ein akribisches regelmäßiges Stoßlüften per Fenster öffnen kann ich dauerhaft nicht garantieren.
Kann hierbei die Schimmelgefahr durch ein dezentrales Lüftungssystem in jedem Raum mit Fenster vollständig verhindert werden oder kommen wir wirklich nicht um eine Fassadendämmung herum?
Insgesamt ist mir auch klar, dass jedes Haus unterschiedlich zu betrachten ist und ein Hinzuziehen eines Energieberaters für die Absegnung der Maßnahmen unerlässlich ist, jedoch möchte ich erst einmal nur eine Vorahnung erhalten.
2 Antworten
Wenn eine Lüftungsanlage verbaut ist, sollte nix passieren, wenn ordnungsgemäß geheizt wird.
Sorry, aber die Fenster nach der Dämmung zu machen ist Unsinn. Alleine schon weil dann die Dämmung wieder angepasst werden muss. Deine Fenster sind im Übrigen nur ein kleiner Teil deiner Fassade und haben kaum einen besseren U Wert als die Wand. Wo soll hier ein Problem entstehen? Anders herum (Schlechte Fenster) ist es eher problematisch.
Wenn du vorher kein Problem mit Schimmel hattest wird durch den Tausch der Fenster auch nichts passieren. Die einzige Ausnahme könnte sein, wenn deine Fenster vorher so undicht waren dass du einen permanenten Luftzug durch alle Wohnräume hattest und jetzt nicht mehr.
Eine Lüftung kann natürlich zusätzlich Schimmelbildung verhindern/reduzieren, ist aber kein Garant dafür. Viel gefährlicher ist da die Fassadendämmung, welche in Teilen Verhindert, dass die Wand die aufgenommene Feuchtigkeit wieder richtig abgeben kann. Unheimlich viele Wohnblöcke die um die 2000 Jahre mit Wärmedämmung versehen wurden haben jetzt Probleme mit Schimmel.
Fazit:
Fenster mit außenliegenden Rollladenkästen einbauen und über die Energieeinsparung freuen.
Schimmel entsteht auf kühlem Mauerwerk, an dem deswegen ein Feuchtefilm entsteht, bzw. nicht heizen und und nicht lüften.
Ein Bezug zu meiner Aussage wäre schön gewesen.
Um auf kühlem Mauerwerk einen Feuchtefilm entstehen zu lassen bedarf es Feuchtigkeit. Diese ist für gewöhnlich in warmer Luft enthalten und kondensiert an kalten Oberflächen, da dort die Luft soweit abgekühlt wird das diese die enthaltene Feuchtigkeit nicht mehr aufnehmen kann. Natürlich nimmt Mauerwerk auch feuchte aus der Luft auf, kann diese aber ebenso wieder abgeben. Verhindert man die Abgabe durch z.B. eine falsche Dämmung, kann die Feuchtigkeit natürlich nur durch Heizen und Lüften entfernt werden.
Wenn die Wand kälter als der Raum ist, dann kann dort Wasser aus der Luft kondensieren. Da stimme ich grundsätzlich zu und habe auch nie etwas anderes behauptet.
Dämmung ist nicht immer Außen. Es gibt sowohl Innendämmung als auch Hohlraumdämmung (also quasi Dämmung innerhalb einer Wand).
Auch auf einer Dämmung kann sich mit entsprechender Kondensat bilden/niederschlagen. Das gleiche gilt übrigens auch für innerhalb und hinter der Dämmung. Deshalb sollte man vor dem Nachrüsten von Wärmedämmung immer vorher prüfen, wo rechnerisch der Taupunkt liegt.
Den Bezug zu meiner Ursprünglich Antwort sehe ich aber immer noch nicht.
Innendämmung ist eine seltene Ausnahme. Bauphysikalisch problematisch, weil die Bauwerksfeuchte durch den verschobenen Taupunkt nach innen abgeben werden muss. Das beste sind dafür Kalziumsilikat als Platten oder aufgespritzt (grauenhafte Sauerei mit Schutzanzügen). Man verliert Wohnfläche und Aufhängungen an der Wand sind problematisch, bei denkmalgeschützten Bauwerken mit geschützten wertvollen Stuck- oder Fachwerk-Fassaden jedoch manchmal die einzige Möglichkeit.
Was meinst du genau mit ordnungsgemäß heizen?