Mutter will mich nicht ausziehen lassen mit 20 und erpresst mich?

withoutscratch  18.05.2023, 18:16

Was sagt dein Vater dazu

HilfeHilfe157 
Fragesteller
 18.05.2023, 18:18

Der lebt leider nicht mehr

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich hatte eine ähnliche Situation mit meiner Mutter, obwohl noch mein jüngerer Bruder bei ihr lebte, der eine Behinderung hatte und "nie" ausziehen würde.

Es war dann so, dass sie mich quasi rausgeworfen hat, mir allerdings sogar noch beim Umzug geholfen hat, aber später zugab, dass der Rauswurf von ihr nur als leere Drohung gemeint gewesen sei.

Nun ja, sobald ich ausgezogen war, gab sie mir ein Handy - ich hatte da gerade so eine Phase, in der ich alles "Unnötige" ablehnte - damit ich sie täglich anrufen sollte (ich wohnte nur gute 20 km entfernt in einem Studentenzimmer in einer WG, also nicht alleine). Und dann stand sie öfter vor der Tür und wollte nachmittags etwas mit mir unternehmen. Wir hatten vorher nie so viel gemeinsam gemacht wie in dieser Zeit.

Später trennte sich mein Stiefvater von ihr und sie fiel in ein tiefes Loch. Da merkten wir (anderen Geschwister und ich), dass sie massive Ängste vor dem Alleineleben hatte, unter anderem auch ganz banale, nachts im Haus "allein" zu sein (mein Bruder war aufgrund der Behinderung mehr wie ein Kind und gab ihr keine Sicherheit).

Es änderte sich dann, als sie eine beste Freundin fand, mit der sie sehr viel unternahm und langsam auch einen Rhythmus fand, durch den sie aus dem Haus kam (das war vorher meist nur zum Einkaufen oder Sport oder mit meinem Bruder gewesen).

Also, möglicherweise könntest du deiner Mutter in die Richtung einen kleinen Schubs geben. Mal vorschlagen, eine gute Freundin zum Kaffeetrinken einzuladen. Erklären, dass du doch so und so oft - jedes WE, jedes zweit WE, einmal im Monat - nach Hause kommen und etwas mit ihr unternehmen oder ihr im Haushalt helfen könntest. Dass sie dich anrufen und dir schreiben könnte. Dass du nicht komplett weg wärest.

Bei mir war es so, dass ich die ersten Jahre jedes Wochenende bei meinen Eltern war, ich "musste" wegen eines Gesellschaftsspiels kommen, dass sie nicht zu zweit spielen konnten (mein Bruder war auch darin involviert als Kartengeber), ich wurde zum Frühstücken und Essengehen eingeladen, abends war es immer "schon dunkel" 😉, so dass ich oft übernachten "musste". Erst ganz, ganz langsam konnte ich mich da abnabeln. Mein Bruder sagte mal, er hätte Angst, dass ich "von Pennern überfallen" würde. Das hatte meine Mutter ihm nicht eingeredet, aber das symbolisierte wohl die Ängste der beiden. Ich blieb dann stur, auch wenn ich anfangs sehr oft hören musste, dass der Weg von der Bushaltestelle zum Studentenwohnheim im Dunkeln bestimmt gefährlich wäre (durch eine Wohnsiedlung am Pflegeheim vorbei 😂 ) und natürlich "musste" ich immer anrufen und melden, dass ich heile dort angekommen war. Es ging dann Stück für Stück. Anfangs wurde detailliert gefragt, was ich vorhätte, wenn ich mal nicht kommen wollte, bis ich das bewusst vage hielt - "du willst es nicht erzählen?" - nach und nach gewöhnten sie sich daran, dass ich auch im Dunkeln unterwegs war etc. Ich habe eine Zeit lang intensiv - also einmal am Tag - mit meiner Mutter Whatsapp geschrieben (sie mehrfach am Tag, aber das war mir zu viel) und mich halt jedes WE getroffen, oft auch unter der Woche. Nach und nach wurde das weniger, das Verhältnis entspannter, wenn auch nie so ganz entspannt.

Überlege, ob bei deiner Mutter auch eigene Ängste mit reinspielen könnten und wie du denen begegnen könntest, ohne sie direkt zu benennen (nicht "hast du Angst vorm Alleinsein", sondern "ich würde dich natürlich regelmäßig anrufen und auch öfter mal nach Hause kommen").

Wir haben das wirklich erst so richtig verstanden, als mein Stiefvater die Familie verließ - da hatte meine Mutter Selbstmordgedanken und meinte, sie würde nicht allein zurecht kommen. Da steckten massive Ängste hinter. Alle sollten da bleiben, weil sonst diese Ängste an die Oberfläche kamen. Sie hat sich bspw. eine Weile nachts im Schlafzimmer eingeschlossen, falls mal Einbrecher kämen. So eine Haltung hätte man vorher gar nicht vermutet.

Es wurde deutlich besser mit der Gewöhnung daran, dass nicht jedes Kind immer da war und mit neuen, festen Kontakten bzw. Aufgaben (Treffen mit Freundin, Fitnesscenter etc.).

Fairerweise muss man aber auch sagen, dass meine Mutter vorher fast ihr gesamtes Leben mit anderen zusammen gewohnt hatte - es gab nur eine kleine Episode, in der sie mal mit Anfang 20 allein gewohnt hatte, aber freiwillig auch ständig bei ihren Eltern war. Sonst waren da in ihrer Kindheit und Jugend sehr viele Erwachsene im Haus gewesen und später dann mein Vater, wir Kinder und dann mein Stiefvater und noch ein Kind mehr, das dauerhafte Aufsicht brauchte. Dann nach mehreren Jahrzehnten plötzlich gefühlt "allein" mit nur einem Kind zu sein, das komplett auf sie angewiesen war, hat sie wohl extrem überfordert.

Gerade deshalb ist es ja so wichtig, dass man in frühen Jahren das Alleinleben mal übt.

Wir hatten nach dem Weggang meines Stiefvaters so eine witzige Situation - mein Bruder war krank, es kam der Hausarzt ins Haus, den er gut kannte. Als der gehen wollte, sagte mein Bruder "Dr Müller, du bist doch ein gut aussehender Mann, kannst du nicht hier einziehen und für meine Mutti da sein?" 😂 Erst da hat sie mMn verstanden, wie sie ihre Ängste unbewusst auf ihren Sohn übertrug und daran gearbeitet, dass er sie nicht als hilflos und abhängig wahrnahm. Es gab dann noch mehrere solcher Versucher seinerseits, "einen Mann als Beschützer" zu "organisieren", bis hin zu dem Versucht, seine Mitarbeiter mit Behinderung dort einzubinden, so dass dort mehrere 20jährige mit Behinderung überlegten, wer für meine Mutter als neuer Mann in Frage käme!

Das hat ihr dann die ganze Sache aus völlig anderer Perspektive nahegebracht und sie schwenkte um von "ich kann nicht alleine wohnen" auf "ich muss meinem Sohn demonstrieren, dass ich selbstständig bin und es mir gut geht!" Und das TAT ihr dann auch gut!

Hi,

Wenn dein Vater verstorben ist hat deine Mutter möglicherweise Ängste das sie dann alleine ist und nichts mehr zu tun hat oder nicht weiß, was sie dann machen soll, wenn du weg bist oder nur noch jedes zweite WE zu besuch kommst. Aber dann musst du ihr sinngemäß sagen: wenn du nochmal Enkelkinder haben willst, dann reiß dich mal zusammen und lass mich mein Leben leben.

Ich würde auch sagen, du musst ausziehen. Sonst bekommst du irgendwann selber noch einen an der Waffel. Es gibt was, das nennt man im Englischen jewish mother Syndrom. Damit meint man so eine überbehütende Mutter, die meist eigentlich ihren Erwachsenen Sohn nicht los lassen kann und dann alle Register der emotionalen Erpressung zieht. So wie bei Howard und seiner Mutter bei big bang theory, da wird dieses Klischee auch dargestellt. Deswegen musst du da weg, da beißt die Maus keine Faden ab. Dadurch werden nicht alle Probleme verschwinden aber trotzdem wird das sehr warscheinlich der richtige nächste Schritt sein.

LG und viel Erfolg weiterhin fürs Studium

Du beschreibst die Situation sehr gut. Deine Mutter manipuliert dich, weil sie dich nicht loslassen kann. Vermutlich, weil sie Angst hat, allein leben zu müssen, ohne ihren Partner. Du erkennst auch, dass dir diese Situation schadet und dich in deiner Entwicklung blockiert. Ausziehen und auf eigenen beinen stehen, das ist deine Entwicklungsaufgabe, die du meistern möchtest, ihre ist es, sich eine Identität abseits des Mutter-Seins aufzubauen, und die Lücke die du in ihrem Leben hinterlässt, irgendwie anders zu füllen. Das ist hart, gehört aber eben auch zu ihrer gesunden Entwicklung dazu....es ist daher dein gutes Recht, dich hier abzugrenzen. Such dir deine eigene Wohnung mit deinem Partner, bau dir dein leben auf, und begrenze den Einfluss deiner Mama

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologiestudium

Ganz ehrlich: Einfach ausziehen. Katze mitnehmen, wenn sie dir gehört. Sollte deine Mutter versuchen, dich mit Gewalt am Ausziehen zu hindern, Polizei rufen.

Ich würde auf jeden Fall ausziehen. Du hast ein Recht auf Dein eigenes Leben und sie muss und wird es bestimmt irgendwann akzeptieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung