Mutter liebt mich nicht, weil ich gerade kein Job habe...?

6 Antworten

Ich kenne das von meiner Mutter. Ich habe sie lange Zeit dafür gehasst. Ich war nach meiner Ausbildung ein paar Monate in einer Maßnahme im Beruf, weil in meinem Landkreis kam man nur mit Beziehung in ein Arbeitsverhältnis. Nach der Maßnahme war ich 4 Jahre im Hartz4. Meine Mutter hat mich auch immer rund gemacht wenn es aufs Thema arbeiten ging. Und ja auch sie war nie arbeiten, hin und wieder mal schwarz, aber sonst nicht wirklich.

Was meine Mutter machte war, mich in diesen Beruf zu pushen. Ich wollte diesen Job (Erzieherin) nicht wirklich machen. Aber da man vom Dorfe kam und die Leute redeten und sie nicht wollte das man mit dem Finger auf unsere Familie zeigt, hat sie mich an der Kinderpflegeschule angemeldet. Dann hat sie mich 6 Jahre gepusht bis zum Abschluss. Ich hatte keine Freiheiten und Co. Und wehe die Noten wurden schlecht.

Der Obergau danach war aber, das ich keinen Job fand. Ich beendete die Ausbildung zu einer Zeit da wurden keine Erzieher gesucht, und schon gar nicht im "Westen" der Republik. Was sollen nur die Nachbarn denken. Sie sah ihre Felle davon schwimmen. Sie, die selber nicht arbeiten gehen konnten, weil ein behindertes Kind (Bruder) und ein arbeitsunfähiger Mann (nach Arbeitsunfall) sie von der Arbeit abhielten, sah sich plötzlich scheitern. Ich sollte das Aushängeschild der Familie werden. Der Bruder zählte nicht. Der war auf einem Internet zur Ausbildung und da wird so lange gemacht und getan, bis der sich selbst versorgen konnte. Also musste das mit mir klappen. Wir wohnten mittig in Deutschland. Meine Mutter karrte mich im Auto bis München oder Kiel zu Bewerbungsgesprächen. Letztlich brachte das alles nichts. Nur durch Zufall bekam ich meinen Job. Den Zufall habe ich herbei geführt, nicht sie.

Aber sie war beruhigt danach. Sie zeterte nicht mehr an mir herum. Aus mir war was und wenn wir uns Weihnachten und Ostern mit der Familie trafen, dann war sie stolz wie Bolle, denn ich hatte sogar bessere Abschlüsse als sie und sogar bessere als jene meiner Cousins und Cousinen. Die anderen konnten also nicht mehr lästern.

Nachdem ich meinen Job bekam lebte sie nicht mehr lange. Ihr Job war abgeschlossen. Man merkte den Zerfall von Familienfeier zu Familienfeier. Nachdem mein Bruder auch Arbeit fand und sogar verlobt war und ne eigene Wohnung hatte wars dann soweit. Sie starb. Mein Vater folgte 7 Jahre später. Er war nicht so an der Erziehung beteiligt. Er führte seine eigene Kämpfe.


annabg777  06.07.2025, 22:37

Deine Mutter starb doch nicht daran?

Belliwell  06.07.2025, 22:47
@annabg777

Nein, daran starb sie nicht. Aber sie war vom Leben ausgebrannt. Sie hat ihr Leben lang gekämpft. Als mein Bruder und ich fertig waren mit allen hatte sie nichts mehr wofür sie kämpfen konnte. Das Ziel war weg. Wie soll ich das erklären....

Vielleicht kennst du das ja auch. Ich arbeite im Kindergarten. Mein Körper ist on top. Die Kids haben Rotz, die Kids haben Durchfall, sie haben dieses und jenes und bringen es mit in die Kita. Ich halte durch, weil ich jeden Tag ein Ziel habe und ein gewisses Stresslevel habe. Der Körper hält durch. Am Wochenende schwächelt er etwas. Montag gehts aber wieder steil durch die Decke. Der selbe Stress, der selbe Trott die selben Ziele. Durchhalten weil Kollegen fehlen und und und....

Aber wehe ich habe meine drei Wochen Urlaub 2 mal im Jahr. Wehe....
Woche 1 fällt der Stress ab, Woche 2 mache ich die Krankheiten durch und Woche drei erhole ich mich von den Krankheiten. So richtig Urlaub hat man nicht. Wenn der Stresslevel weg ist fällt der Körper in ein Loch. Und so war es bei meiner Mutter auch. Sie bekam Krebs und die Ärzte sagten, sie solle alles was sie nochmal machen möchte in den nächsten 6 Monaten machen. Genau 6 Monate und 4 Tage später war sie tot. Bei einigen Arbeitskolleginnen war es ähnlich. Drei Monate nach Rentenstart kam der Krebs paar Monate später der Tot. Bei einer anderen war es der Schlaganfall. Die waren vorbildliche Menschen. Immer beim Arzt oder der Vorsorgeuntersuchung. Fittnessstudio, Betriebsarzt schaut auch Regelmäßig drauf. Aber sobald der Stress und der Kampf weg war reagiert der Körper auf alles.

Ich weiß nicht woran das liegt, aber es macht mir Angst. Vor allen Dingen, weil es jetzt zum Urlaub auch schon diese Formen annimmt. Das Loch kommt und dann die Krankheiten.

Es muss nicht so sein. Ich verbinde hier nur meine Erlebnisse und eigene Erfahrungen. Aber vielleicht ist was dran.

annabg777  06.07.2025, 22:53
@Belliwell

Ja ich weiß was Du meinst. Man arbeitet und ist fit, sobald man frei hat wird man krank. Davor hat man irgendwie durchgehalten. Im Urlaub werden viele krank, weil man normalerweise immer funktioniert, aufstehen arbeiten etc. Man hat im Alltag ein anderes Stresslevel, man verträgt es. Im Urlaub fällt das weg. Bei Krebs kann ein Auslöser ebenso Stress sein. Ich glaube zb. wenn man ein negativer Mensch ist, sich immer Sorgen macht, immer eine innere Unruhe, nicht glücklich ausgeglichen ist, das macht auf Dauer krank.

Belliwell  06.07.2025, 23:09
@annabg777
das macht auf Dauer krank.

Genau... und meine Mutter hatte eine lange Zeit davor, voller Stress und Kampf. Ich wurde erst mit 24 Jahren fertig und kam erst mit 30 ins Arbeitsleben.

Ich weiß nicht wie es bei mir sein wird. Ich habe keine Kinder wo ich für Arbeit und / oder Ausbildung kämpfen muss. Aber der Job schlaucht. Hinzu kommt noch die Angst vor Altersarmut. Einerseits freue ich mich auf die Rente, weil ich jetzt schon keinen Bock mehr habe. Die Arbeit wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Aber ich muss noch sehr lange arbeiten, da ich die Rentenjahre sonst nicht voll bekomme. Im Jahr 52 habe ich die Jahre voll. Bei mir wird nix angerechnet. Im Jahr 52 bin ich über 70....

annabg777  06.07.2025, 23:16
@Belliwell

Diese Art zu Denken, ich glaube das hast Du von deiner Mutter.. Irgendwie scheinst Du nicht im Jetzt zu leben, irgendwie den Moment genießen kannst Du das??

Es tut mir leid, dass du dich so fühlst, aber es ist wichtig, dass du dir selbst Zeit gibst, um deine berufliche Zukunft zu gestalten, auch wenn deine Mutter es vielleicht nicht versteht und andere Erwartungen hat, und obwohl es schwer ist, solltest du überlegen, ob dir der Kontakt guttut oder eher belastet, denn manchmal braucht es Abstand, um Klarheit zu gewinnen, und Unterstützung von außen kann dir helfen, deinen Weg zu finden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du kannst mit ihr ein ernsthaftes Gespräch führen! Immerhin bist Du so erwachsen, dass Du bereits arbeiten gehen kannst - will sagen: Du bist kein Kind mehr. Ergo kannst Du auf Augenhöhe mit Deiner Mutter sprechen.

Und dann sag ihr, dass Elternliebe die Wichtigste ist! Wer diese bekommt, kann zufrieden durch's Leben gehen - das ist kein Witz! Frag Deine Mutter, warum sie Dir nicht auch Liebe zeigen kann, warum sie Dich zum Bumann erklärt hat. Nein, das hat mit Sicherheit nichts damit zu tun, dass Du Deine Arbeisstelle wechselst! Sag Deiner Mutter, dass sie selbst mal über den Grund nachdenken sollte. Eltern sollten ihre Kinder lieben!

Es kann sich bei Euch etwas zum positiven verändern.

Die Frau zieht dich nur runter - auch wenn es deine Mutter ist, kannst du auf so einen Menschen getrost verzichten.

Ich bin ziemlich traurig und verzweifelt.

Sehr verständlich und menschlich.

Ginge wohl den Meisten so.

Sollte ich den Kontakt weiter pflegen oder eher nicht?

Ehrlich gesagt eher nicht.
Das ist hart, keine Frage, aber du solltest dich frei machen und erkennen, dass du ihre Bestätigung und auch ihre Liebe nicht brauchst. Beides kannst du dir selbst geben. Das solltest du dir zu liebe lernen und dich aus dieser Abhängigkeit befreien.
Das solltest du dir wert sein.

Was denkt ihr darüber?

Dass dies sicherlich eine große Herausforderung für dich ist, jedoch auch eine gesunde. Sie stärkt dich und will dich eigenständig machen. Nimm die Herausforderung vertrauensvoll an und meistere sie.