Musste die Ursünde stattfinden oder hatten Adam und Eva den freien Willen sich dagegen zu entscheiden von der verbotenen Frucht zu essen oder musste es soSein?
9 Antworten
Hallo SnowQueen666 ... Deine Frage ist ein harter Brocken in der Theologie und es gibt hier verschiedene Antworten durch verschieden Interpretationen. Ich versuche es mal sie zu beantworten, anhand meiner Glaubensinterpretation.
Zunächst mal müßen wir hier den Fokus auf die Begriffe "freier Wille", "Vollkommenheit Gottes" und "Willen Gottes" legen, denn diese benötigt man um die Frage verständlicher zu machen.
Gott hat einen festen Willen wie wir aus der Bibel erfahren. Demnach ist der sogenannte Sündenfall kein zufälliges Ereignis, sondern eine Art Inszenierung, um einen neuen Prozess einzuleiten. Dies bedeutet das Gott, dass Böse den Satan als Widersacher bewußt erschaffen hat, genau wie die Schlange, die Eva verführen sollte usw. Das Böse ist nicht aus sich heraus entstanden und hat sich auch nicht entwickelt, sondern wurde genau wie das Gute von Gott erschaffen.
Die Begründung liegt darin, da Gott um Gott zu sein, vollkommen allmächtig und allwissend sein muss. Hätte er den Satan, die Verführung durch die Schlange und Evas Beeinflussbarkeit nicht vorher gewusst, wäre Gott kein Gott, denn dieser würfelt nicht. Und in der Tat läßt sich dieses Konzept an der Genesis ableiten.
Ausgangspunkt: Gemäß der Bibel ist der Wille Gottes, das er mit uns zusammensein möchte. Wir sollen uns daher aus freien Willen für oder gegen ihn entscheiden.
1.Mose 2,9 Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Warum hat Gott den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse in den Garten gepflanzt, wenn er doch vollkommen und allwissend (Omniszienz) ist? Er hätte wissen müßen, was geschieht. Vielleicht diente der Baum aber auch einfach nur als Reifetest, wo Gott bestätigt wissen wollte, dass der Mensch einen freien Willen hat …
1.Mose 3,4-5 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.
Auch dieser Vers ist interessant. Die Schlange gibt hier zu, dass Gott viel mehr weiß. Es gehen Euch die Augen auf und ihr könnt wie Gott zwischen Gut und Böse unterscheiden.
„Gott weiß viel mehr“ In diesem Kontext kann man dieses als Analogie verstehen, im Sinne von, Gott hat einen Plan.
„Euch gehen die Augen auf“ Waren Adam und Eva blind? Nein, aber sie waren willenlos wie ein Kind, das nicht abgenabelt und selbstständig ist. Gott hatte sich um sie gekümmert.
„Erkennen von Gut und Böse“ Was wollte Gott? Mit uns Zusammensein! Wir sollen uns aus freien Willen für oder gegen Gott entscheiden. Dafür benötigt es das Erkennen, was einem zu Gott führt (Gutes) und was einen von Gott fernhält (Böses). = Baum der Erkenntnis.
Gott wollte wie es aus der Bibel hervorgeht keine willenlosen Marionetten, sondern lebendige Wesen, die nach Gottes bilde, geschaffen wurden.
1.Mose 3,22 Dann sprach Gott, der HERR: Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt. Aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben.
Und hier wird ersichtlich das Adam und Eva offensichtlich nicht unsterblich waren. Was ebenfalls für einen durchdachten Plan Gottes spricht.
Was haben wir hier also für eine theologische Interpretation? Der theologische Kompatibilismus!
In diesem Schöpfungskonzept vereinen sich der theologische Determinismus und Libertarismus gleichermaßen und widersprechen sich auch nicht. So geht man davon aus, das der Determinismus zwar für die physikalische Welt zutrifft und gilt, nicht jedoch für die geistige Ebene zutrifft. Mit anderen Worten, das der Determinismus vorherrscht, aber den Freien Wille des Menschen berücksichtigt und Gott zwar auch die Entscheidung des Menschen vorab einsehen könnte, sich jedoch freiwillig dieser Kenntnis entzieht und eine Ergebnisoffenheit auf geistiger Ebene vorherrschen läßt. Dieses Schöpfungskonzept ist theologisch betrachtet zweifelsfrei ein interessanter Ansatz, der sich sogar biblisch ableiten läßt.
Lösung des Theodizee Problems? Diese Sichtweise und der Ansatz des theologischen Kompatibilismus stellt die Idee in den Vordergrund, dass Übel (Böses) nicht unbedingt intrinsisch schlecht ist, sondern möglicherweise auch einen höheren göttlichen Plan oder Zweck hat.
Ein zentraler Punkt der Argumentation ist, dass Übel (Böses) einen guten Zweck erfüllen könnte. In einigen religiösen Traditionen wird nach wie vor argumentiert, dass Gott das Böse zulässt, um den Menschen die Freiheit zu geben, moralische Entscheidungen zu treffen oder um charakterliche Tugenden wie Mut und Mitgefühl zu fördern. Die Vorstellung hier ist, dass ohne das Vorhandensein von Übel bestimmte gute Eigenschaften oder Erfahrungen (wie zum Beispiel das Helfen anderer in Not) nicht existieren könnten, was philosopisch als logisch betrachtet werden kann.
Der Sündenfall wäre also demzufolge nicht nur als Notwendigkeit geplant gewesen, sondern auch der Beginn des menschlichen Erwachens in Form der Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Noch leer (unreif) ohne Erkenntnis und einen langen Weg der spirituellen Erleuchtung wie man so schön sagt.
Das der theologische Kompatibilismus eng mit dem Pelagianismus verwandt ist, verwundert also nicht und zählt somit ebenfalls als klare Gegenposition zum Augustinismus. Der Sündenfall führte nicht zur Erbsünde, sondern gehört zu Gottes Plan. Der Mensch erhielt dadurch den uneingeschränkten freien Willen. Die Sünde ist eine Verfehlung, die einen von Gott fernhält und geschieht aus freier Entscheidung. Säuglinge sind daher schuldlos und frei von Sünde. Vergebung der Sünden geschieht aus Gnade, Glaube, Christus und tugendhaften Werk. Sündlosigkeit und Selbsterlösung ist möglich, aber extrem selten. Die Erlösung hängt mit von den zuvor getroffenen Entscheidungen ab, aber nicht ausschließlich. Eine Prädestination gibt es nicht.
Das vorliegende Schöpfungskonzept verdeutlicht, dass Gott nichts dem Zufall überlässt und alles in Übereinstimmung mit seinem Willen geschieht. Der Sündenfall wird dabei als ein „Erwachen“ interpretiert, nicht als Bestrafung. Es ist aber auch wichtig zu beachten, dass auch dieses Konzept letztlich nur eine mögliche theologische Interpretation ist. Im Vergleich zu anderen Ansätzen erscheint der theologische Kompatibilismus jedoch als die wahrscheinlichste Erklärung.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig Klarheit verschaffen, zu einem doch eher komplexeren Thema.
Lieben Gruß und Gottes Segen :-)
Hallo SnowQueen666,
nein, die Ursünde musste nicht zwangsläufig stattfinden! Warum kann man das sagen?
Bedenke bitte, dass der Mensch nicht mit einer programmierten Maschine zu vergleichen ist! Gott hätte zwar grundsätzlich die Macht dazu, die Menschen zum richtigen Handeln zu zwingen, doch spielt er diese Macht nicht aus.
Er wünscht sich, dass Menschen freiwillig das Richtige tun und nicht aus einem Zwang heraus. Für ihn sind Menschen keine Marionetten, die an seinen Fäden hängen!
Willensfreiheit im biblischen Sinn bedeutet nicht, dass man das Recht hat, nach eigenem Gutdünken zu entscheiden, dass aber immer die grundsätzliche Möglichkeit besteht, anders zu handeln, als es Gott will. Das ist ein großer Unterschied!
Mit anderen Worten: Gott räumt dem Menschen zwar die Möglichkeit ein, eigene Entscheidungen treffen zu können, verschont ihn aber nicht vor den Folgen, die sich aus seinen (möglicherweise verkehrten) Entscheidungen ergeben.
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Willensfreiheit bedeutet nicht, dass Gott es dem Menschen gestatten würde, seinen Willen völlig frei auszuleben. Er räumt ihm aber dennoch die Möglichkeit dazu ein! Allerdings: Missbraucht der Mensch seine Freiheit, dann hat das unweigerlich auch Folgen.
Der Mensch ist in gewissem Sinn eine nicht berechenbare Größe und zwar nicht per se durch den hier oft zitierten freien Willen, sondern erst durch dessen Missbrauch!
Es war die individuelle Entscheidung der ersten Menschen, sich ganz bewusst für den Missbrauch ihrer von Gott verliehenen Freiheit zu entschieden! Der Fehler kann also niemals beim Schöpfer liegen! Er hatte alle Voraussetzungen für ein gut funktionierendes Leben im Paradies geschaffen. Und das hätte für immer so bleiben können!
LG Philipp
Wahrscheinlich musste es so sein, sonst hätte er den Baum nicht extra dort hingestellt.
Sie haben ihren freien Willen für das Essen der Frucht genutzt. Sein musste es nicht so, aber sie haben sich dafür entschieden.
LGuGS ♡
Sie hatten nicht nur einen freien Willen, sondern waren auch vollkommen geschaffen worden. Was ihnen fehlte, war die Liebe zu ihrem Schöpfer.
Danke dir, Jehova hatte das echt nicht verdient, das erinnert einen immer wieder daran, dass wir auf seine Gnade angewiesen sind.
Spitzen Beitrag vielen Dank, du hast mir sehr geholfen, LGuGS 🧖♀️