Muss ich unbedingt Medizin studieren, um Psychiater zu werden?

10 Antworten

Am besten du informierst dich mal über die unterschiedlichen Berufe Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut. Du scheinst diese Begriffe doch recht synonym zu verwenden - es gibt allerdings gewaltige Unterschiede zwischen diesen Berufen. Hier findest du Informationen über die einzelnen Berufsgruppen, sowie eine Tabelle welche Ausbildung für welchen Beruf notwendig ist:

http://www.psychomeda.de/psychotherapie/psychologe-psychiater-psychotherapeut.html

  • Bitte unterscheide ganz klar die beiden deutlich unterschiedlichen Berufe "Psychologie" und "Psychiater". Zwar haben beide Bereich in der Praxis durchaus Überschneidungen, aber im Kern sind es völlig verschiedene Berufe.
  • Psychiatrie ist eine medizinische Facharzt-Ausbildung und erfordert selbstverständlich immer ein volles Medizin-Studium -- genau wie andere Fachärzte wie Gynäkologie, Orthopädie oder Urologie auch. Alle Psychiater sind Ärzte. Punkt. Psychiatrie überschneidet sich zudem im medizinischen Bereich stark mit Neurologie, weshalb sehr viele Ärzte gleichzeitig "Facharzt für Neurologie und Psychiatrie" sind. Psychiatrie beschäftigt sich mit psychischen Störungen, also mit Krankheiten.
  • Psychologie beschäftigt dagegen mit Verhalten und Erleben des Menschen, z.B. für Werbung, Ernährung, Umwelt, Wahrnehmung, Agressionen, Stress, Partnerschaft und so weiter. Die meisten dieser Felder haben nichts mit Krankheiten oder Störungen zu tun. 
  • Es gibt ein Teilgebiet, die Klinische Psychologie, die sich zum Teil mit ähnlichen Fragestellungen beschäftigt wie die Psychiatrie. In diesem Sinne stehen speziell weitergebildeten Psychologen auch Betätigungsfelder wie Psychotherapie offen
  • Dennoch wird ein Psychologe natürlich niemals ein Psychiater -- sonst müsste er zusätzlich Medizin studieren und seinen Facharzt für Psychiatrie machen.
holodeck  19.07.2015, 16:39

Psychiatrie beschäftigt sich mit psychischen Störungen, also mit Krankheiten. (..)

Exakt das ist auch Gegenstand der "Klinischen Psychologie" als ein wählbarer Schwerpunkt des Hauptstudiums Psychologie. Es handelt sich dabei keinesfalls um eine Schmalspurnebenabteilung der Psychologie und es gibt keine Unterschiede zu den Inhalten der Mediziner. Zumal die Psychopathologie und die Psychodiagnostik als jeweils eigenständige Fach- und Prüfungsgebiete im Rahmen der Klinischen Psychologie unterrichtet werden.           

Im Übrigen sind auch die Neurophysiologie und die Neuropsychologie bereits Bestandteil des psychologischen Grundstudiums. Im Fach Allgemeine Psychologie werden darüber hinaus die grundlegenden physiologischen Funktionen der Sinnesorgane sowie der Gedächtnisfunktionen vermittelt.              

Psychologie beschäftigt dagegen mit Verhalten und Erleben des Menschen, z.B. für Werbung, Ernährung, Umwelt

Unter anderem das. Hier sind die Psychologen weitaus breiter und interdisziplinärer aufgestellt, als die Mediziner etwa.     

In diesem Sinne stehen speziell weitergebildeten Psychologen auch Betätigungsfelder wie Psychotherapie offen

Die stehen auch einem Medizinier nur nach spezieller Weiterbildung offen. Die Ausbildung von Medizinern und Klinischen Psychologen verläuft nach dem Staatsexamen Medizin bzw. dem Master / Diplom Psychologie in den Bereichen absolut parallel, die mit Psychotherapie zu tun haben.

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Kajjo  19.07.2015, 16:51
@holodeck

Nichts davon widerspricht meiner Antwort -- warum hat der Kommentar so einen aversiven Duktus?

Fakt ist und bleibt aber, dass Psychiatrie und Psychologie grundverschiedene Fächer sind und es nur eine ganz gewisse Schnittmenge im Bereich der Klinischen Psychologie gibt -- während Psychologie auch ganz andere Schwerpunkte umfassen kann. 

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psychhelp  21.07.2015, 21:43
@holodeck

Ähem, also, Klinische Psychologie und Psychiatrie beschäftigen sich mitnichten mit dem selben Gegenstand.

Psychiatrie befasst sich mit Prävention, Diagnostik und Behandlung (auch Psychotherapie) psychischer Erkrankungen.
Psychiatrie kann oftmals als nicht-psychologisches Wahlfach im Psychologiestudium belegt werden.

Klinische Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie in dem alle psychologischen Grundlagen systematisch auf klinische Fragestellungen angewendet werden; dabei ist eine starke Forschungsorientierung (insbes. experimentelle Forschung) und Fokussierung auf die psychologische Messtheorie zentral. Klinische Fragestellungen schließen Erleben und Verhalten bei psychischen Störungen mit ein.

Klinisch ausgerichtete Psychologen können seit 1999 nach dem Diplom oder gleichwertigem Master (bis auf Weiteres) eine zusätzliche Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten absolvieren, die eine Approbation und damit Teilzulassung zur Heilkunde (beschränkt auf Psychotherapie) ermöglicht. Dies wird voraussichtlich bis 2017 abgeschafft. Psychologen, egal welcher Ausrichtung, können dann nicht mehr psychotherapeutisch tätig sein. Klinische Psychologie und Psychotherapie haben dann endgültig nichts mehr miteinander zu tun. Es wird ein am Medizinstudium orientiertes Studium zum Heilberuf des nicht-ärztlichen Psychotherapeuten geben.

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holodeck  21.07.2015, 23:07
@psychhelp

Ähem, also, Klinische Psychologie und Psychiatrie beschäftigen sich mitnichten mit dem selben Gegenstand.    

Gute Güte. Es handelt sich um einen StudienSCHWERPUNKT und um ein Fachgebiet. Ich beschrieb, finde ich, ebenso eindeutig wie unmissverständlich den Studienschwerpunkt "Klinische Psychologie". Nicht das Forschungsgebiet.        

Psychiatrie befasst sich mit Prävention, Diagnostik und Behandlung (auch Psychotherapie) psychischer Erkrankungen.     

Exakt damit befasst sich die Klinische Psychologie als Studienschwerpunkt. Oder lernt man im Master bzw. Diplom Hauptstudium heutzutage nichts mehr über Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie? Sowie im Grundstudium nichts über Neurophysiologie, Wahrnehmung, Gedächtnis ff.? 

Das wäre ja noch realitätsferner als vormalige Diplom Studiengänge. Zumindest angesichts der überwiegenden beruflichen Selbstverwirklichungswünsche all jener, die diesen Schwerpunkt wählen. Die mit dem Psychologie Diplom erworbenen fachlichen Voraussetzungen für die Ausübung der Heilkunde nach psychiatrischen Regeln wurden als derart erfüllt angesehen, dass für Psychologen allein schon der Nachweis der bestandenen Prüfung Psychopathologie ausreichend war, als Heilpraktiker Psychotherapie durch die Amtsärzte zugelassen zu werden. Und ich meine, das ist sogar heute noch so.    

Klinisch ausgerichtete Psychologen können seit 1999 nach dem Diplom oder gleichwertigem Master (bis auf Weiteres) eine zusätzliche Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten absolvieren, die eine Approbation und damit Teilzulassung zur Heilkunde ...    

Ein Mediziner kann sich nach dem 3. Staatsexamen "Arzt" nennen, ggf. Dr.med. Aber er ist noch lange kein Psychiater. Dazu gehört eine Facharztausbildung.    

Im Rahmen dieser Ausbildung wird der angehende Psychiater idealerweise eine Psychotherapieausbildung besuchen. Diese Ausbildung ist absolut identisch mit der eines Psychologen. Es gibt im Bereich Psychotherapie keine Ausbildung extra für Psychiater. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ein Arzt die Ausbildung mit dem "Ärztlichen Psychotherapeuten" abschließt.

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ElPsyCongroo  22.07.2015, 17:36
@holodeck

Wenn ich auch noch meinen einfach gestrickten Senf dazugeben dürfte: Psychiater und Psychologen unterscheiden sich größtenteils in der Art der Behandlung. 

Zusätzlich zur üblichen Psychotherapie (beispielsweise die Gesprächstherapie) behandeln Psychiater viel mit Medikamenten und Psychopharmaka, wozu Psychologen und Psychotherapeuten keineswegs befugt sind. So wird eine schwere Schizophrenie vorzugsweise von einem Psychiater behandelt.

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garfield262  13.09.2015, 22:21

Nahezu alles korrekt, nur der Vollständigkeit halber: Es gibt keinen kombinierten Facharzt für Neurologie und Psychiatrie mehr. Der Facharzt für Neurologie unterscheidet sich in seinen Kompetenzen, seinem Arbeitsumfeld und seinen Therapien mittlerweile sehr von denen eines Psychiaters. Gemäß Weiterbildungsordnung (WBO) der jeweils zuständigen Landesärztekammer kann ein gewisser Anteil der Weiterbildungszeit in einem verwandten Gebiet (Neurologie<>Psychiatrie) abgeleistet werden (oft ist die Grenze der Zeit, welche auf die FA-Ausbildung anrechenbar ist 6 Monate), jedoch wird zwischen den Fachärzten ganz klar unterschieden. Dennoch, wie bereits erklärt ist aufgrund der Tatsache, dass ein Psychiater ein approbierter Arzt ist, ein Medizinstudium selbstverständlich obligat. Man stelle sich nur vor, der Psychiater habe nach 5 Jahren Berufszeit nunmehr Lust, einen Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie zu machen.

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Ja Psychiater ist ein Facharzt.
Daher 6 Jahre Studium und 5.-6Jahre Facharztausbildung

medizinstudium ist die grundlage von allem; da kommste nicht dran vorbei

Guru1004 
Fragesteller
 19.07.2015, 13:12

Das weiss ich ja.. aber in Psychologie macht man ja noch sein Master und kann sich auf die klinische Psychologie spezialisieren.. kann man dann nicht Psychotherapeut werden?

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alvajaro  19.07.2015, 13:38
@Guru1004

Ich dachte du wolltes unbedingt Psychiater werden und jetzt schreibts du auf einmal was von Psychotherapeut? Was denn nun?

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Hallo Guru1004,

du musst unterscheiden zwischen Psychiater und Psychologe:

  1. Der Psychiater ist Arzt mit einer Zusatzausbildung zum Psychiater. Dazu muss man/frau unbedingt Medizin studieren.
  2. Der Psychologe hat auch studiert, aber "nur" Psychologie und sich dann weitergebildet, damit er über entsprechende Berufserfahrung verfügt.

Wie du siehst, sind das zwei Paar Schuhe :)

Liebe Grüße

ichausstuggi

Guru1004 
Fragesteller
 19.07.2015, 13:13

also kann ich , wenn ich Psycholigie studiere, über eine Weiterbildung auch Psychiater werden?

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alvajaro  19.07.2015, 13:18
@Guru1004

Wenn die Weiterbildung aus einem Medizinstudium besteht - natürlich. 

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beamer05  19.07.2015, 21:40
@Guru1004

In "deiner" Weiterbildung als Psychologe müßte dann aber auch z.b. Pharmakologie* - und deren Grundlage, also Physiologie und Biochemie und wiederum deren Grundlage die klin. Chemie etc. enthalten sein...

d.h., du möchtest ein Medizinstudium als "Weiterbildung" machen...

*medikamentöse Intervention / Behandlung ist bei einigen psychischen Zuständen / Krankheiten oft Voraussetzung, um psychotherapeutisch einwirken zu können...

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