Mögt ihr bei Büchern eher alte oder neue Übersetzungen?

4 Antworten

Ich stimme dir in allem zu. Zu moderne Sprache oder Themen stoßen mich auch deswegen eher ab, weil ein wichtiger Grund zu lesen ja gerade ist, aus der öden Gegenwart temporär auszusteigen.

Und gibt es nicht in der Sprachentwicklung den Trend zu immer schlichterer Grammatik? Das Gefühl hat man auch beim Deutschen, wenn man ältere Texte liest.

Wichtig ist mir auch wie dir, dass sich nicht der aktuelle Zeitgeist in den Übersetzungen wiederfindet. Die neue Rechtschreibung mache ich noch mit, aber spannend wird es werden, wenn in allen neuen Übersetzungen gegendert und sonstige politische Unkorrektheiten ausgebügelt werden. Dann setze ich meinen Suchfilter standardmäßig auf vor 2020 oder so.

Natürlich finden sich in alten Übersetzungen auch die jeweiligen Zeitgeiste der damaligen Zeit wieder, die dem Original damals schon unrecht taten, außer sie existierten in beiden Sprachen/Kulturen. Dafür kann eine neue Übersetzung schon mal helfen.

Mir persönlich helfen auch Prosaübersetzungen von Homer, weil ich mich eher schwer tue, Lyrik zu lesen.
Ich habe neulich noch einmal Romeo und Julia mit Leonardo DiCaprio gesehen. Dort wurde für die deutsche Übersetzung scheinbar auf eine alte Übersetzung, wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert, zurückgegriffen. Wenn man die als Untertitel parallel zum englischen Original liest, merkt man, dass vieles selbst im Shakespeare-Englisch viel einfacher und ungestelzter klingt als in diesem alten Deutsch. Da hätte eine modernere Übersetzung gutgetan.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – B.Sc., M.A., M.Sc. & Doktorand

Kann man pauschal so nicht sagen. Viele ältere Übersetzungen sind oft eher ein Werk des Übersetzers, als dass es eine Übertragung des Originals ist.

Viele ältere Übersetzungen bilden auch nicht den Duktus, Stil usw. des Originals ab, sondern sind so gefasst, als sei das Buch von einem deutschen Autor geschrieben worden, um Lesegewohnheiten zu bedienen und und und ...

Hinzu kommt, dass oftmals neue Editionen der Originale bestehen, wie z.B. nach Auswertung von Manuskripten, in denen nachträgliche Änderungen der Erstausgabe durch Verleger, Erben usw. offenkundig werden und dann herausgearbeitet wurden.

Letztlich fährt man m.M. am besten, indem man z.B. ins Geschäft geht und Übersetzungen vergleicht. Die, die einem selbst am besten gefällt, wird dann gelesen, evtl. auch dann, wenn ggf. bekannt ist, dass sie das Original verfälscht wiedergibt.

Eine pauschale Verurteilung neuer Übersetzungen halte ich aber für unsinnig.

Bei neuen Übersetzungen und anderen Anpassungen wäre ich auch eher skeptisch, worin denn dabei die Verbesserung bestehen sollte.

Wenn das Werk dadurch näher ans Original rückt, wo eine alte Übersetzung einfach schlecht war, oder ähnliche Verbesserungen mit einfließen, ist das sicherlich sinnvoll. Überarbeitungen müssen dabei aber auch gerechtfertigt sein.

Als solches bleibt aber ein Buch immer an seine Entstehungszeit und dem Schreibstil des Autors gebunden. Modernisierungen werden dabei leicht zu Verschlimmbesserungen.

Das sprachliche Original kann durch eine Übersetzung aber ohnehin nicht erreicht werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich kann mir keine moderne Übersetzung von Shakespeare vorstellen und Homer in Prosa ist auch fürchterlich.