Minderwertigkeitskomplexe? Abitur, Medizinstudium, Doktor?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Aus welchen Gründen möchtest du das Medizinstudium anfangen? Möchtest du nur Arzt/Ärztin werden, damit du gesellschaftlich gut gestellt bist und dich andere bewundern?

Kein Abitur zu haben, ist alles andere als ein „Makel“. Ich finde es eher bewundernswert, wenn man eine Ausbildung macht, Erfahrung sammelt und dann mit dem vielen Wissen ins Studium geht. Diese Leute haben mir („bloß“ Abitur) so viel beim Lernen voraus und können einfacher Zusammenhänge herstellen. Unter Kommilitonen fragt kein Mensch nach irgendeiner Abinote oder sowas. Wenn du kein Abi hast, passt das auch! Keiner wird da ein Fass aufmachen und wenn doch: distanzier dich von den Personen :)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Medizinstudium
gafexej529  12.09.2023, 15:54

Kein Abitur zu haben ist ein Makel, erzähl keine Märchen, das wirft gutefragepost nur zurück.

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Denken wir doch mal weiter:

Irgendwann, Jahre später hast du Abi und jahre später studierst du Medizin.

Und dann bist Hautarzt oder so und fühlst dich Chirurgen unterlegen.
Oder Psychiatern oder Gynäkologen.
Vielleicht kommen auch nur Frauenärzte in die VIP Golfclubs oder die Cheffärzte von Rehakliniken.

Also wenn es dir sooo wichtig ist, nicht unterlegen zu sein, dann wurschtelst du dein Lebenlang daran rum, dich nicht unterlegen zu fühlen.

Es gibt immer Menschen deren Status höher ist.

Status macht auch nicht glücklich übrigens.

Aber Überforderung macht unglücklich.

Ich kann dich gut verstehen, habe auch kein Abitur und mich oft gefragt, ob andere deshalb was besseres sind, zumindest benehmen sich einige so. Aber ich kann dir sagen, es ist nicht so. Ich hab eine Ausbildung gemacht, mit 28 mein Medizinstudium begonnen und in Regelstudienzeit abgeschlossen. Ich dachte, danach würde ich mich besser fühlen, stolz sein oder so, aber es ist nicht wirklich anders als vorher. Also wenn du Medizin studieren willst, dann tu es, aber nur weil du es willst und nicht weil du irgendeinen Status brauchst. Du bist genauso viel wert ohne Abitur und ohne Doktortitel.

gutefragepost 
Fragesteller
 14.08.2023, 10:07

Danke für deine verständnisvolle Antwort. Man fühlt sich verstandener, wenn Personen mit ähnlichen Lebenslagen ihre Sichtweise teilen. Grundsätzlich denke ich, ist es sehr bewundernswert, dass du dieses lernintensive Studium auf dich genommen hast. Ich habe auf deinem Blog gesehen, dass du lange Pendelzeiten hinter dir gelegt hast. Das ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin, nichtsdestotrotz bist du sehr bescheiden. Es ist wirklich interessant, dass sich dein Selbstbild dadurch nicht sehr verändert hat. Hat mich erstmal Baff gemacht und zum Nachdenken angeregt. War es für dich ein Leben auf Strom oder konntest du in dieser langen Zeit auch inne halten, dem Hier und Jetzt Achtung schenken?

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Schokohexe88  14.08.2023, 18:34
@gutefragepost

Schön, wenn ich dir etwas weiterhelfen konnte. Man sollte immer bescheiden sein, auch ein Chefarzt war irgendwann mal ein kleiner Student oder Assistenzarzt, leider vergessen das viele irgendwann. Also ich hab nebenbei immer gearbeitet an den Wochenenden und meine demenzkranke Oma mit gepflegt, das war insgesamt alles sehr zeitintensiv. Ich hatte immer Bedenken, dass ich das nicht schaffe und dann im Endeffekt, wie man es auch öfter mal vorgeworfen bekommt als jemand ohne Abitur, jemandem den Studienplatz weggenommen hätte. Das hat mich angespornt und auch weil ich mir selbst was beweisen wollte. Ich hab mir glaub ich unterm Strich mehr Stress gemacht als nötig, daher hatte ich sehr wenig Freizeit. Das wäre auch deutlich entspannter möglich gewesen. Und danke für deine netten Worte :-)

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