Warum sind Menschen ehrenamtlich tätig?

9 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Manche machen das von Herzen, manche aus Zeitvertreib (etwa wenn man in Rente ist und noch was tun will) - und viele tun es, damit sie Aufmerksamkeit erfahren, in die Öffentlichkeit kommen, sich "einen Namen machen können" und sich auf die Schulter klopfen können.

Das Ehrenamt ist vor allem im "sozial-karitativen" Bereich ein Sammelbecken ziemlich heftiger Selbstdarsteller, denen es gar nicht um "die gute Sache" geht sondern darum, sich selbst zu inszenieren und möglichst oft in der Zeitung auf Fotos zu sehen zu sein. Wenn sie dann jemandem helfen oder Konkretes tun und Hand anlegen sollen, können sie nicht oder wollen sie nicht, es ist immer das selbe Spiel ... und meist haben solche Typen ein Dutzend an Posten inne. Auch in der Flüchtlingshilfe 2015/16 erlebte ich so was -----> und gerade diejenigen, die sich immer als mildtätig und ehrenamtlich inszenierten, waren die Ersten, die ihre Bankverbindung angaben, als es um die Ehrenamtsentschädigung ging, die "fürstlich" war.

Mir war das mit der Zeit zu doof, deswegen habe ich mich komplett aus dem Bereich zurückgezogen - das Einzige, was ich noch mache, ist Verkehrserziehung und Prävention für Jugendliche und junge Autofahrer über die Verkehrswacht, weil ich das selber total wichtig finde und die Leute es dort mit Herzblut machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ZiegemitBock  26.02.2024, 16:24

Kann ich so aus meiner Erfahrung her nicht bestätigen. Die Ehrenamtler, die ich kenne, sind nicht scharf darauf, in der Öffentlichkeit zu stehen, ihnen geht es um die Sache.

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rotesand  26.02.2024, 16:26
@ZiegemitBock

Solche gibt es auch - und so einer war ich auch. Ich wollte nie in die Zeitung und habe eine Ehrung abgelehnt, weil mir das zuwider war; es geht um die Sache und nicht um die eigene Ehre. Aber ich war da ziemlich allein auf weiter Flur in meiner Heimat ... die jedoch ohnehin ein spezielles Milieu darstellt, das sicher nicht repräsentativ ist.

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ZiegemitBock  26.02.2024, 16:31
@rotesand

Oh, das ist schade - und ich kann gut verstehen, dass Du da nicht mehr mittun willst. Ich habe zehn Jahre lang einen Kulturverein aufgebaut und auch als Vorsitzende geführt und habe es wirklich gerne getan, aber dann wollte ich auch noch andere Dinge tun und habe den Verein deshalb in andere Hände gegeben. Leider will der derzeitige Vorstand zurücktreten und es ist schwer, jemanden zu finden, der das Amt übernimmt.

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rotesand  26.02.2024, 16:35
@ZiegemitBock

Ich war unter anderem 2. Vorsitzender in einem Heimat- und Kulturverein - das war eine schöne Zeit, bis gewisse Entwicklungen eintraten und Sitzungen zur lästigen Pflicht wurden, die Jahreshauptversammlung zur Qual verkam nach dem Motto "was kommt als Nächstes?" und jede sonstige Aktivität zur Groteske geriet. Ich habe dann nur noch die Amtsperiode vollendet, glaube zwei Jahre waren das noch, alles andere war mir egal. Der Umgangston wurde immer komischer - ich weiß noch, einmal wollte ich mit meinem Cousin auf ein VW-Käfer Treffen fahren; am selben Tag war ein Grillfest vom Verein und mir wurde bei der Absage gesagt, die Tradition des Vereins sei wichtiger als ein Ausflug mit Familie. Das war für mich so der finale Bruch, wo ich merkte, jetzt reicht es einfach. Eigentlich wollte ich mit meinem Cousin danach zum Grillfest, aber das taten wir dann natürlich nicht.

Aktive findet man immer seltener. Das liegt auch oft daran, dass "die Jungen" zwar "vermisst" werden, aber dann "die Alten" doch versuchen zu bestimmen und "die Jungen" eigentlich gar nicht haben wollen wegen der neuen Ideen. Ich habe das in einigen Vereinen so erlebt, teilweise auch aus der Ferne, und hatte da kein Mitleid.

Das Einzige, was ich noch mache ist die Verkehrserziehung, weil es da menschlich passt und wir alle für die gute Sache antreten, ebenso bin ich im Spontanchor, aber das ist eine lose Gruppe ohne Vereinsgedöns, Vorstand, Beisitzer, Schriftführer, Sitzungen, Satzung und Öffentlichkeitsarbeit.

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ZiegemitBock  26.02.2024, 16:40
@rotesand

Oh, sind Eure Alten wirklich so drauf? Wir sind froh, wenn die Jungen sich einbringen und neue Ideen sind immer gut. Was bei uns lästig ist, ist die Bürokratie gegenüber dem Amtsgericht, Protokolle, Vorstandswahlen und der ganze Sums. Wir könnten zwar gut ohne das auskommen, aber leider läuft man in Deutschland dann Gefahr, dass einem die Gemeinnützigkeit nicht geglaubt wird. Als eingetragener gemeinnütziger Verein steht man den Behörden gegenüber einfach besser da, das war auch der einzige Grund, einen Verein zu gründen. Ohne Verein wird einem ruckzuck eine kommerzielle Absicht unterstellt bzw. es kann auch versicherungstechnisch kritisch werden, wenn eine Veranstaltung stattfindet.

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rotesand  26.02.2024, 19:59
@ZiegemitBock

Ich wohne da nicht mehr, habe keine Ahnung, was läuft oder nicht läuft - aber vor rund fünf Jahren war das schon noch so (bin 2019 weggezogen). Ich habe kaum noch Kontakte außer zu zwei ehemaligen Nachbarn; der eine spuckt Gift und Galle, der andere verkauft grad sein Haus bzw. versucht dass er einen findet, der in diesen Moloch überhaupt bereit ist zu ziehen.

Einige der "Alten" waren cool, aber sobald es so typische Darsteller waren, die das nicht der Allgemeinheit zuliebe machten, sondern der Pressefotos wegen und die überall mitmischten (und bei vielen Sitzungen "nicht konnten" ohne sich abzumelden; egal, Hauptsache, man wurde gewählt und in der Zeitung benamt und stand auf dem Foto ganz vorn lachend mit Sakko und Krawatte, sobald wieder ein presserelevanter Termin war ... da ging es dann doch wieder, dass man erschien, so lief der Hase), war es unmöglich und nicht selten beleidigend oder auch einfach nur blöd.

Heftig waren auch die Typen, die immerzu auf "Bimbos" hetzen und dann doch so taten, als seien sie für Flüchtlinge und wollen denen helfen - die taten das nur, damit die anderen sonst was von ihnen dachten und weil gelegentlich der Redakteur der Lokalzeitung als Zaungast aufkreuzte, um nachzuhorchen und ein Foto zu machen.

Das mit der Gemeinnützigkeit war auch so ein Thema - aber es ist noch vertretbar wenn man weiß, es lohnt sich; das Menschliche war in meiner Heimat schlimmer.

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ZiegemitBock  26.02.2024, 23:39
@rotesand

Fürchterlich, sowas ist wirklich nicht zum Aushalten. Da bin ich doch sehr froh, dass unsere Vereinsmitglieder anders drauf sind.

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ErikG172  26.02.2024, 16:54

In Deutschland engagieren sich rund 29 Millionen Menschen freiwillig und unentgeltlich für das Gemeinwohl. Davon sind vll. die Wenigsten Selbstdarsteller.

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kuestenflueger  26.02.2024, 17:25

*rotesand !

schade das du so wenig ahnung hast ! freiwillige feuerwehr , thw , rotes kreuz , asb , dlrg ALLES ehrenamtliche helfer !

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Weil es ihnen einen Freude macht anderen Menschen helfen zu können und zu wissen, das man etwas gutes leistet.

Und wahrscheinlich um sich die Zeit zu vertreiben

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ✨️Ich beantworte gerne eure Fragen✨️

Ich selbst arbeite auch ehrenamtlich, seitdem ich Rentner bin.

Ich mag einfach nicht den ganzen Tag nichts tun, am Fenster sitzen und raus starren oder wie viele andere Bier in mich hineinschütten.

So fahre ich jeden Morgen behinderte Jugendliche zu ihren Werkstätten und hole sie Mittags wieder ab. Mir macht es Spaß und es ist eine sinnvolle Tätigkeit, die mir auch das Gefühl gibt, noch gebraucht zu werden.

ZiegemitBock  26.02.2024, 16:46

Schön, das glaube ich, dass das Freude macht. Gerade als Rentner braucht man Struktur im Tag, wer zum Beispiel keinen Hund oder Garten hat, für den kann so ein Ehrenamt quasi ein Heilmittel gegen Depressionen sein. Aber natürlich macht ein Ehrenamt auch Spaß, wenn man Hund und/oder Garten hat... lach...

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Ich "arbeite" (ich bin minderjährig, habe zwar einen Job aber helfe halt ohne Geld zu bekommen als Trainerin bei Ferienkursen oder in meine Verein) auch ehrenamtlich. Einfach weil es mir spaß macht.

Weil Sie angeben wollen und denken sie wären besser. Dabei beachten sie nicht ihre Ausgaben für den Lebensalltag... Ich arbeite ja ,um zu Leben. Wie ehrenamtliche Leute durch den Monat kommen ist mir nach über 20 Jahren schleierhaft

ZiegemitBock  26.02.2024, 16:32

Die meisten Ehrenamtler sind doch auch berufstätig, so ein Ehrenamt ist ja kein Vollzeitjob, sondern fällt unter Freizeitgestaltung.

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FuhlMichDisco  26.02.2024, 16:39
@ZiegemitBock

Scheinen viel zu viel Langeweile zu haben... Wenn ich 10 Stunden am Tag arbeite dann will ich nach Feierabend meine Ruhe haben. Ohne Witz

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ZiegemitBock  26.02.2024, 16:43
@FuhlMichDisco

Die meisten Menschen arbeiten nur 8 Stunden täglich, manche sind auch nur teilzeitbeschäftigt. Wochenenden gibt es auch noch. Und nicht jeden gelüstet es nach Ruhe. Kommt sicher auch darauf an, welchen Beruf man ausübt. Wenn ich tagsüber im Büro sitze und Buchhaltung mache, dann bin ich am Feierabend auch mal froh, Menschen zu sehen, mit ihnen zu reden oder zu singen.

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FuhlMichDisco  26.02.2024, 16:45
@ZiegemitBock

Boah ne. Können froh sein dass wir überhaupt arbeiten... Nichts ehrenamtlich ... Dann zocke ich nach Feierabend lieber

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ZiegemitBock  26.02.2024, 17:09
@FuhlMichDisco

Naja, andere Leute aber auch. Für den einen ist das Ehrenamt Freizeit, für Dich halt das Zocken. Zwingt Dich doch keiner, etwas anderes zu tun.

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