Mein Recht als Erzieherin in dieser Situation?

6 Antworten

Das kenne ich. Und ich kann dir auch sagen, wie das weiter eskalieren wird, weil ich das alles schon erlebt habe.

Ich hatte einen fünfjährigen Jungen in meiner Gruppe. Selbes Verhalten wie du es schilderst. Hinzu kam noch, die Mutter war unfähig das Kind zu erziehen und hat auch gegen die Kita gearbeitet. Wir haben versucht Regeln und Grenzen zu setzen und die Mutter hantierte mit Belohnung und Bedrohung, wobei es sich immer hochschaukelte und er dennoch alles bekommen hat was er wollte, obwohl er nie machte was seine Mutter sagte. Die Mutter setzte nie Regeln und Grenzen und konnte sich, seitdem er 3 Jahre alt war, auch nicht durchsetzen.

Das Kind hatte auch alles. Er war im SPZ, hatte seine Diagnosen, war immer in Fallgesprächen, aber geholfen wurde nie. Ich habe Gefahrenberichte und Überlastungsanzeigen geschrieben. Die anderen Eltern liefen Sturm und standen täglich bei der Chefin im Büro.

An einem Nachmittag gabs zum Vesper Berliner Pfannkuchen. Für jedes Kind war eins da. Und es gab Tee dazu. Er verschlang seinen Pfannkuchen innerhalb von 2 Minuten und plemperte mit dem Tee rum. Da gabs von mir die erste Ansage. Er kippte seine Tasse dann bis zum Anschlag voll und meinte er hat kein Bock mehr. Dann sah er, dass da noch ein Pfannkuchen auf dem Tablett lag. Er ging hin und nahm es sich. Ich sagte ihm, du hast schon eins gehabt das reicht. Trinke bitte deinen Tee aus und dann gehen wir in den Garten zum Spielen.... Er sagte er wolle das unbedingt haben. Ich erklärte ihm dann, dass die anderen Kinder vielleicht auch gern ein zweites haben wollen, aber es ist nur noch das eine da. Das reicht nicht für 9 Kinder. Er sah das nicht ein und wurde laut. Ich habe ihm dann gesagt das er nicht schreien braucht, du bekommst es nicht. Dann fing das "Nein-Doch" Spielchen an und nach meinem zweiten Nein war für mich der Dropps gelutscht. Für ihn leider nicht.

Als erstes flog mir das Teeglas entgegen, dann der Teller, dann griff er sich von anderen Kindern den Teller und schmiss damit. Weil die Sicherheit der anderen Kinder vor allem anderen liegt habe ich die dann in die Gruppe von gegenüber gebracht. Das dauerte keine 2 Minuten. Als ich dann wieder in meinem Bereich war, da hat er sich die Bauklotzkiste und die Autokiste in der Mitte ausgekippt und nutzte die Dinge wie Geschosse. Ich hab ein paar mal versucht an ihn ran zu kommen, aber da war kein rankommen, so viel wie der mir entgegen geschmissen hat. Als nächstes rannte er wie wild durch 2 Räume, Stühle flogen in die Fensterscheiben, Motorikschleifen flogen in meine Richtung, Messer und Gabel auch. Eine Kollegin hat die Mutter verständigt und einen Krankenwagen, weil ich inzwischen nochmals mehrfach versucht habe an ihn ranzukommen. Eine der Motorikschleifen flog dann in eine Glasscheibe die direkt da war wo ich stand und davon hatte ich dann einen Splitter im Arm und mein Gesicht war grün und blau von den Geschossen. Nachdem ich dann verarztet war haben die Männer sich so Schutzhauben mit Sichtschutz angezogen und sind hinter ihm her. Selbst die haben 5 Minuten gebraucht um ihn einzufangen und ruhig zu stellen. Die Mutter kam ein paar Minuten später.

Ihre erste Frage nach dem Eintreffen in der Kita werde ich nie vergessen. Sie stand inmitten dieser Trümmerlandschaft. Sie fragte nicht wie es ihrem Kind geht. Sie sah mich mit blutendem Arm, grün und blau und fragte nicht wie es mir geht. Sie fragte nicht mal, ob ein anderes Kind verletzt wurde. Das alles interessierte sie gar nicht. Ihre Frage war, ob sie durch diese Sache jetzt finanzielle Repressalien zu erwarten hätte.

Da fällt einem nichts mehr ein. Die Chefin war an diesem Tag nicht da, aber sie rief am Abend an, nachdem jemand vom Betriebsrat sich bei ihr meldete. Ich habe 2 Wochen Sonderurlaub "geschenkt" bekommen. Das Kind war auch 2 Wochen von der Kita zwangsbeurlaubt.

Der Schaden belief sich auf über 6000 Euro. Von Fenster über Lampen, über Geschirr bis hin zum Spielzeug, da musste alles neu beschafft werden. Die Gruppe war eine halbe Woche geschlossen weil in den Raum keiner rein konnte.

Zuvor wurde alles gemacht was gemacht werden konnte, aber es musste erst eskalieren, bevor wirklich eine Veränderung geschah. Der Junge bekam danach starke Tabletten wegen ADHS, man wies ihm einen Einzelfallhelfer zu. Er musste dann auch für 6 Wochen in eine Tagesklinik. Die Elternsprecher sind bis zum Träger vor, haben die Chefin übergangen und haben gleich beim Träger Druck gemacht, weil sie ihre Kinder in Gefahr sahen. Noch nie war ich Elternsprechern so dankbar. Ich habe zuvor fast ein Jahr geredet und gebeten das sich was ändert. Aber nichts passierte.

  • Gefahrenanzeigen
  • Überlastungsanzeigen
  • Betriebsrat und Elternsprecher auf deine Seite holen
  • Hoffen das alles gut bleibt

Mehr bleibt dir nicht.

Weil, hier steht das Geld im Vordergrund. Egal wie schlimm es wird, du kannst es aushalten. Du musst, denn das ist dein Job. Das Kind ist eine Geldmaschine. Solange das Kind nicht mehr Kosten verursacht als es einbringt, so lange machen die auch nicht. Aber wenn da mal ein Schaden von über 6000 Euro vorkommt, und das jeder Zeit wieder eskalieren kann, dann reagieren die erst. Ansonsten geht das auf die Nerven der Erzieherin und der Kinder. Das Kinder nur Geldposten sind, das sieht man auch wenn Familien abgeschoben werden. Freitags hatte ich noch zum Kind "Bis Montag" gesagt, Samstags wurden sie abgeschoben und Montags stand ein neues Kind in der Gruppe zur Eingewöhnung. So schnell geht das. Es geht hier nur ums Geld.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen

Als Auszubildende trägst du keine Verantwortung, die trägt am Ende die Kindergartenleitung. Deswegen ist es wichtig, dass die Leiterin über alle Vorkommnisse und über euren gesundheitlichen und psychischen Zustand informiert ist.

Der Träger hat leicht reden, er muss mit dem Kind ja nicht arbeiten, er muss es nicht ertragen und ihm passiert aiuch nichts.

Man kann den Eltern den Kindergartenplatz jederzeit kündigen. Keine Einrichtung ist verpflichtet, jedes Kind aufzunehmen und da zu behalten. Wir haben auch schon Eltern gekündigt, weil sie an keiner Mitarbeit interessiert waren (diese Kinder waren auch unerträglich).

Gründe zur Kündigung gäbe es genug: Schutz der anderen Kinder, Schutz der Erzieherinnen, mangelnde Mitarbeit der Eltern, aggressives Verhalten des Kindes, Verhaltensauffälligkeiten, -störungen, vielleicht sogar geistige Behinderung.

Ich finde es schon gut, wenn Kinder und Eltern die Möglichkeit bekommen, dass man sich in besonderem Masse um sie kümmert, sich um sie annimmt, dem Kind die Chance lässt, Integrationshilfe beantragt... und gibt, aber nicht für diesen Preis, den ihr alle bezahlt.

Ihr werdet verletzt, ihr werdet krank, euch vergeht die Lust an diesem schönen Beruf, nur wegen eines gestörten Kidnes?! Das ist zu viel.

Ich würde mit der Leiterin ein Gespräch suchen und dann zum Träger gehen und sagen, entweder das Kind oder wir. Wir machen das nicht mehr mit.

Jeder von euch findet sofort eine neue Anstellung in einem anderen Kindergarten, auch du, als Azubine findest einen anderen Kindergarten. Ich würde es darauf anlegen. In der Gruppe seid ihr noch stärker.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein erfahrener und vielseitiger Sozialpädagoge

Das Problem ist, dass ihr die Aufsichtspflicht verletzt habt, wenn einem Kind etwas passiert. Da hängt ihr ganz alleine!

Anwalt, Jugendamt, Psychologischer Dienst, Notfall Psychiatrischer Dienst

Allerdings verstehe ich nicht, warum man mit einem Kind das Ja- Nein Spiel etc. spielt und nicht einfach sofort handelt, bevor das Kind zum Zug kommt.

Wenn immer das Kind zum unschönen Ziel kommt, ist das selbst belohnend und ein Gewinn, wenn auch ein sehr zweifelhafter.

Am besten mit dem Leiter Kita in Verbindung setzen und den Erziehungsberechtigten zu empfehlen zum SPZ u.s.w. zu gehen

Woher ich das weiß:Recherche
Leylablau122345 
Fragesteller
 18.01.2023, 20:25

Ist schon alles getan.

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"Es ist schon 2 mal jetzt vorgekommen, dass eine Kollegin von mir ins Krankenhaus wegen ihn musste"

Ausschluss. Ohne wenn und aber. Wenn ein Kind mehrfach so gewalttätig wird, hat man jedes Welt der Recht die Betreuung zu verweigern. Ihr teilt den Eltern geschlossen - schriftlich mit - dass die Weiterbetreuung mit Datum x eingestellt wird. Dazu hat eure Leitung ebenso die Befugnis.

Die Eltern dann abweisen wenn sie da stehen. Sollen sie sich den Platz halt einklagen wenn sie es drauf anlegen.

Das war längst überfällig und die anderen Kinder sind ebenso gefährdet.

Schade für das Kind, aber ihr seid keine psychologische Einrichtung.

Sollte euch Jemand zur Aufnahme zwingen: Geschlossen krank melden

Leylablau122345 
Fragesteller
 18.01.2023, 20:23

Die Leitung sagt, dass wir ihn nicht einfach nicht betreuen können, wenn der träger ihn nicht kündigt. Der Träger kriegt Geld von ihm und ich befürchte, dass sie das alles lang ziehen wollen.

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LePetitGateau  18.01.2023, 20:26
@Leylablau122345

Dann erzähl mal der Leitung, dass sie sich hier durchaus mit strafbar macht wenn sich die Gewaltätigkeit dieses Kindes auf euch und auch auf die anderen Kinder auswirkt.

Abgesehen vom Arbeitsschutzfaktor, der hier nicht eingehalten wird

Bin entsetzt darüber, dass eure Leitung (!) augenscheinlich ihre eigenen Befugnisse nicht kennt

Ich sags ehrlich: Im Eigenschutz solltet ihr euch alle für mindestens mal 4-5 Wochen krank schreiben

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October2011  18.01.2023, 20:27
@Leylablau122345

Der Kindergarten kann den Platz jederzeit und ohne Angabe von Gründen kündigen. Der Kindergarten muss lediglich die Kündigungsfrist einhalten (das sind in der Regel 3 Monate).

Für Kindergartenkinder gibt es keinen Kündigungsschutz

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