Magdalenensekunde:Was passiert, als Maria Magdalena Jesus erkennt?


18.01.2021, 11:40

Zur Ergänzung: Ich meine als Maria Jesus sieht und merkt das es Jesus ist.


18.01.2021, 15:37

Es soll glaube ich zu Joh 20,1-18 gehen

7 Antworten

Also zunächst einmal: Vorsicht mit dem Wort "Erkennen"! In der Bibel steht das Wort für "Geschlechtsverkehr haben". ;)

Dann: Ob es dieses Ereignis so überhaupt gegeben hat, ist fraglich. Matthäus, Lukas und Markus berichten ebenfalls davon ... aber völlig(!) anders. (guckst du Matthäus 28, 1-10, Lukas 24, 1-11, Markus 16, 1-8)

+++++++++++++++++++++++++++++++

Davon abgesehen: Als "Madgalenensekunde" wird - in Anlehnung an Johannes - ein Ereignis bezeichnet, das "in einer Sekunde dein ganzes Leben ändert":

Eben noch war Magdalena todtraurig, dann jedoch bekommt sie in einer einzigen Sekunde Zuversicht, von der sie den ganzen Rest ihres Lebens zehrt. Immer, wenn sie schwache Momente hat und an allem zweifelt und hadert, kann sie sich an diesen einen kurzen Moment in ihrem Leben erinnern und wieder Kraft und Zuversicht schöpfen.

+++++++++++++++++++++++++++++++

Und schließlich: Es ist eines der vielen sexistischen und frauenfeindlichen Momente bei Johannes und Paulus. Jesus beauftragt die Frau, den Jüngern zu berichten, dass er Auffahren werde. Doch anscheinend traut er ihr nicht einmal das Überbringen einer Botschaft zu: Er macht's am Ende selbst.

(Tatsächlich hat es damit zu tun, dass Johannes seine Lüge wieder geradeziehen musste: Jesus traf die Jünger sowieso. Das wird auch von Matthäus, Markus und Lukas so berichtet. Also war der Auftrag an Magdalena überflüssig.)

16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.

Und mehr steht da nicht! Alles weitere wäre dann Interpretation.

(eigentlich: mein Meister) Auffallend ist, dass M. ein hebräisches Wort verwendet. Die Umgangssprache war eigentlich aramäisch.)

Angilenny 
Fragesteller
 19.01.2021, 15:32

Ok, dankeschön

0

Hallo Angilenny,

dass man hier einen besonderen Begriff geprägt hätte, ist mir neu - aber ich lerne ja nicht aus. Da werde ich jedesmal, wenn ich etwas Besonderes an einem Menschen erkenne, damit eine Sekunde innehalten, von einer Magdalenensekunde sprechen.

Etwas besonderes war Jesus in meinen Augen: er war Göttlich und hatte damit die Liebe (in diesem Sinne) - die ich heute als universale Liebe bezeichne - verkörpert. Das mag Maria zunächst bemerkt und sie in der Folge angesprochen und berührt haben. Sie könnte sich auch in ihrer Attitude in Göttlichkeit erkannt und gefunden haben - oder sich dahin verändert haben.

Wenn damit Joh. 20 gemeint ist, geht es um Jesus im "ewigen Leben" - oder etwas abstrakter ausgedrückt: als zeitloses Sein. Das zeitlose Sein - mir ist der abstrakte Begriff sympathischer und genauer - lässt sich als unmittelbare Folge von Göttlichkeit und Liebe allgemein (in der Konsequenz einer plausiblen Zeitlosigkeit eine "Jenseits" der Raumzeit) darstellen. Das mag in dieser Geschichte der Maria vielleicht nochmals umso bewusster geworden sein.

Ich kann nicht sagen, ob diese Geschichte sich so zugetragen haben kann - oder ob sie fiktiv das, was Jesus verkörpert hatte, verdeutlichen wollte. Sie ist zumindest Glaubensinhalt geworden und darf das alles verdeutlichen. So darf auch Maria zu einer Botschafterin dessen werden - als ein Mensch direkt "nach" Jesus.

Hätte sie die Göttlichkeit Jesu vorher nicht so wahrgenommen, dann "spätenstens" in dieser Geschichte. Doch kommt es unter Zeitlosigkeit und in einem Leben, wo immer ein Bewusstwerden oder eine Entscheidung möglich ist, nicht auf den Zeitpunkt an.

Von ihr ist nicht mehr viel überliefert - aber vielleicht ist es diese Sekunde, in der einem etwas ganz besonderes und auch einschneidendes bewusst werden mag.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge

Theologisch gedeutet wird dieser Augenblick als Begegnung zwischen Gott und Mensch.

In dieser Sekunde wird Maria von Magdala erkannt und erkennt selbst. Sie erkennt Jesus als Auferstandenen wieder, aber in jenem Augenblick erkennt sie auch, wer er wirklich ist, Rabbuni, der auferstandene Herr der Welten, der Sohn Gottes, Gott selbst. Blitzartig erkennt Maria Magdalena: Jesus ist Gott!

earnest  19.01.2021, 15:55

Irdisch gedeutet zeigt diese Antwort viel Fantasie. Aber sie würde der Reli-Lehrkraft wahrscheinlich sehr gut gefallen.

0