Märkerlied (Steige hoch, Du roter Adler) ein Nazi-Lied?
Ich suche gerade eine Aufnahme des Märker-Liedes (Steige hoch! Du Roter Adler!) in Youtube. Auf drei Seiten Suchtreffern finde ich nur Aufnahmen mit zweifelhaften Bildern Richtung Nazitum, sogar mit SS-Verherrlichung.
Ich hatte das Lied eigentlich für eine unpolitische "Heimathymne" sowie die Bayernhymne gehalten. Wie kommt es zu diesem einseitigen Fankreis?
Weiss jemand was dazu und kann mich orientieren?
6 Antworten
Wikipedia kann dir da helfen.
In der DDR war das Lied wegen seiner Bedeutung in der Nazi-Zeit unerwünscht, ab 1952 möglicherweise auch, weil seit der Gebietsreform mit der Abschaffung der Länder und der Schaffung von Bezirken das Land Brandenburg nicht mehr existierte. In der Bundesrepublik zählte die „Märkische Heide“ wie viele alte Marschlieder zum Liedgut der Bundeswehr. Im Oktober 1990 wurde es bei der konstituierenden Sitzung des ersten brandenburgischen Landtages gesungen. Ebenso erklingt das Lied zu offiziellen Anlässen der Landesregierung Brandenburg, so zu Empfängen, aber auch zu Ehrungen von Personen. Versuche der SPD (1994) und der DVU (2007), dem Lied den Status einer offiziellen Landeshymne zu verleihen, scheiterten im Landtag.
Seltsam. Irgendwie bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass Wikipedia dazu was wissen könnte. Warum weiss ich selbst nicht (?).
Es war ein Lied aus der Wandervogel-Bewegung...schon deshalb ist es völlig unverdächtig...
Das Lied wurde nach Angaben von Gustav Büchsenschütz (1902–1996) an Himmelfahrt, dem 10. Mai 1923 von ihm selbst gedichtet und komponiert. Die Idee für das Lied sei ihm als Mitglied der Wandervogelbewegung bei einer Übernachtung in der Jugendherberge von Neu Vehlefanz gekommen. Angeblich verschwieg er den Jugendlichen zunächst seine Urheberschaft, um zu testen, wie es bei ihnen ankomme.[1] Ein Gedenkstein erinnert dort heute daran. Die in einem Interview befragte Margarete Seidel aus Schöneiche berichtet dagegen, dass der Text von einer Jugendgruppe des Bismarckbundes in Berlin-Friedrichshain gemeinsam gedichtet wurde. Büchsenschütz habe in der Jugendgruppe „Friedrich Wilhelm von Seydlitz“ nur die Melodie beigesteuert.[2] Deren letzte Refrainsequenz ähnelt dem russischen Arbeiterlied von 1895: Smelo, towarischtschi, w nogu (Brüder, zur Sonne, zur Freiheit). (Auch aus Wikipedia)
Die Melodie-Verwandschaft sollte weitere Empörung abklingen lassen...
Man sollte nicht immer alles durch die große Ideologie-Mühle drehen, die DVU ist keineswegs so mächtig, dass sie sich alter Volksweisen bemächtigen könnte...
Ich habe die Zeit erlebt und das Lied ebenso gesungen wie viele andere Marschlieder. So z.B. das Lied vom schönen Westerwald. Niemand hat sich darüber Gedanken gemacht, woher es kommt und was es bedeutet. Im Nachhinnein denke ich, dass ein roter Adler (Rot wurde immer mit dem Kommunismus in Zusammenhang gebracht), nicht in das Welbild der Nazis gepasst hat.
Allerdings ist der rote Adler das Hoheitszeichen der Askanier...einem deutschen Adelsgeschlecht aus dem 11. Jh...also diesbezüglich unverdächtig...:-)
Und genau so etwas ist es auch, ich kenne es sogar aus der DDR-Zeit, obwohl es wohl als politisch-inkorrekt gesehen wurde. Die DDR hatte in der ersten Verfassung noch Länder vorgesehen, nach der Wende waren viele Brandenburger stolz auf Ihr Bundesland, als man die Vereinigung mit Berlin andachte und eine Kampagne in die einzelnen Ortschaften brachte, erschallte das 'Brandenburger Lied' wie ein Antwort...
Regine Hildebrand war eine märkische Seele und sie konnte dieses Lied nicht nur sehr gut bei allen Gelegenheiten anstimmen, es war für sie auch ein Stück Heimat...
Lasst die Assoziationen mit den Soldaten oder Rechten...
Wie gesagt, zu DDR-Zeiten war Ostberlin der Moloch, dem alles zufloss, da waren die Brandenburger eben etwas Stolz, dass sie eine eigene Regierung bekamen.
Aber zwischen den Brandenburgern und Berlinern schwelte schon immer eine Konkurenz, Berlin war eine freie Hansestadt bevor der Kurfürst von Brandenburg diesen Zustand beendete...
Unter den Preußen vergrößerte Berlin sein Stadtgebiet durch Eingemeindung, dass ging auch unter Kaiser Wilhelm so weiter. Viele Forste in Brandenburg gehören dem Berliner Senat, ein Überbleibsel aus der Weimarer Republik...
Der Rest ist dem Ost-West Konflikt geschuldet:
Ok, der Artikel arbeitet heraus, dass es mehr mit überkommenen Erinnerungen als mit Gegenwartsrealität zu tun hat. Aber daswar auch 1996 und müsste heute, drei bis viermal so lange nach der Wende vergessen sein. Die Nachgeborenen dürften die Ost- uind Antikommunismuserinnerungen der Alten ebensowenig stören wie mich Zugezogenen.
Mittlerweile ist die Zahl der 'Wessis' in Brandenburg so hoch, dass man allein dadurch ein anderes Ergebnis erwarten könnte...
Die Zeiten haben sich geändert und viele 'Ossis' versöhnt, trotzdem ist die Frage weiter aktuell, welche Auswirkung hat der Zusammenschluss zweier Armenhäuser, bei dem Brandenburg die bessere Bilanz hat?
Viele solcher Lieder werden von manchen Nazi Gruppen missbraucht und eingenomen für deren eigenen Ziele, Propaganda / Öffentlichkeitsarbeit. Danach sollen die Leute glauben das es sich um Nazikulturgut handelt.
Und ausser den Braunen benutzt es niemand mehr? Beim Bayernlied ist das nämlich ganz anders. Das wird sogar von der bayer. Landesregierung überall hochoffiziell verbreitet und von staatlichen Orchestern eingespielt.
Hat das speziell "östliche" Gründe?
Anfangs war es wohl die Hymne des Bundeslandes Brandenbur wurde später jedoch etwas umgeschrieben und in die "Hakenkreuz-Version" verwandelt. Wurde also später als Nazilied in der jeweiligen Zeit gesungen und hat sich halt auch weiter in die zukunft getragen. Das Ursprüngliche Lied ist aber kein Nazi Lied. Hoffe ich konnte dir helfen.
"nach der Wende waren viele Brandenburger stolz auf Ihr Bundesland, als man die Vereinigung mit Berlin andachte und eine Kampagne in die einzelnen Ortschaften brachte, erschallte das 'Brandenburger Lied' wie ein Antwort..."
Das ist eine Aversion, die ich nicht verstehe und eine Auslegung von Stolz,die mir absurd erscheint. Ich als "Neuberliner" erlebe die Teilung in ein Land ohne Stadt und eine Stadt ohne Land als besonders künstlich und weltfremd. Ich komme aus einem LAnd (NRW), wo Städte und ihr Umland eine Einheit bilden, was so natürlich und vernünftig ist.
Für mich ist Berlin daher Teil des Landes und der Region Brandenburg, kulturell, wirtschaftlich und in der Geschichte immer so gewesen. Dass die das politisch so zerlegen, erscheint mir albern und kindisch.