Lohnt sich das Informatik-Studium?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich frage mich allerdings, ob sich das lohnt oder ob das eher fünf verschwendete Jahre sind?

Definitiv! Ein Studium ist nie verschwendete Zeit. Ich bin ebenfalls ausgebildeter Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung. Nachdem mein Job nicht so wirklich meinen Vorstellungen entsprach und ich beruflich nicht wirklich weiter kam, nahm ich ein Informatikstudium an einer Hochschule ohne Promotionsrecht (entspricht der früheren "Fachhochschule", die es ja nicht mehr wirklich gibt, da beide Hochschulformen inzwischen denselben Akkreditierungsanforderungen unterliegen und dieselben akademischen Grade verleihen) auf. Nach dem Bachelorstudium hatte ich kurzen Kontakt zur Forschung bei einem staatlich getragenen Forschungsinstitut. Diese können einen allerdings nur als Masterabsolventen längerfristig beschäftigen. Inzwischen bin ich in einem Masterstudium an einer Universität (Hochschule mit Promotionsrecht) eingeschrieben. Hauptfach Informatik, Nebenfach Physik, um einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt zu legen, der mir später hoffentlich den Weg in die Forschung ebnet. In der Forschung unterzukommen ist mein Ziel, da mir diese Tätigkeit sehr gefallen hat. Der höhere Verdienst ist natürlich auch wichtig, aber eher zweitrangig. Es geht mir wirklich in erster Linie um die (erheblich) anspruchsvollere Tätigkeit.

Ein Studium, insbesondere ein Informatikstudium, ist eine Generatlistenausbildung, das heißt Du lernst nicht nur etwas über Informatik, sondern auch über angrenzende Fachbereiche, insbesondere natürlich Mathematik, verwandte Natur- und Ingenieurswissenschaften, z. B. Elektrotechnik, etc. und wirst vermutlich bereits bestimmte Schwerpunkte setzen und Nebenfächer absolvieren müssen. Zumindest sollte das so sein. Als Informatikabsolvent (Absolvent des Studiengangs) hast Du daher sowohl erheblich tieferes, als auch, und das halte ich für wesentlich, erheblich breiteres Wissen. Insbesondere in der Informatik ist es ja so, dass Du häufig Modelle realer Prozesse (Geschäftsprozesse, physikalischen Prozesse, etc.) entwickeln wirst, z. B. für Simulationsanwendungen in der Wirtschaft oder der Forschung. Diese Prozesse können natürlich unterschiedlichster Natur sein. Daher benötigst Du zumindest grundlegende Kenntnisse in so ziemlich allen Bereichen der Wissenschaft. Wenn Deine Hochschule das Informatikstudium ernst nimmt, sollte sie Dir diese Grundlagen auch vermitteln. Solche Informatikabsolventen sind, wie bereits erwähnt, wahre Generalisten und äußerst vielseitig einsetzbar. Wenn Du durch ein Informatikstudium durch bist, kannst Du durch geignete Schwerpunktlegung im Grunde Deine komplette Fachwahl auf den Kopf stellen und in anderen Bereich arbeiten. Umgekehrt arbeiten auch viele Quereinsteiger, die ein anderes natur- oder ingenieurswissenschaftliches Studium absolviert haben, in der Informatik, z. B. als Softwareentwickler. Die Natur- und Ingenieurswissenschaften sind hier relativ universell und "austauschbar", da zumindest Grundlagen verwandter Disziplinen in allen Studiengängen vermittelt werden und insbesondere die mathematischen Grundlagen auch für alle natur- und ingenieurswissenschaftlichen Studiengänge identisch sind. Die Mathematik macht auch einen Großteil solcher Studiengänge aus, dementsprechend groß ist die inhaltliche Überlappung.

Ich meine verdienen FH-Absolventen deutlich mehr als "nur" Fachinformatiker?

Das Einstiegsgehalt für einen Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung lag vor einiger Zeit (habe leider keine aktuellen Zahlen) bei ~1.5k, für einen Bachelor in Informatik bei ~3.0k, für einen Master in Informatik bei ~3.6k. (Zahlen gemäß damaligem TVöD. In der freien Wirtschaft wird wohl überall etwas mehr gezahlt.)

Als Bachelor verdienst Du im Bereich der Informatik also etwa doppelt so viel, wie als Facharbeiter, als Master nochmals etwa 20 % mehr, als als Bachelor.

Insbesondere wird aber auch die Tätigkeit interessanter und anspruchsvoller und insbesondere als Masterabsolvent wirst Du sehr schnell auch Führungsverantwortung übernehmen können. In kleinen bis mittelständischen Unternehmen kannst Du als Masterabsolvent nach einer kurzen "Eingewöhnungsphase" von 6 bis 12 Monaten schon so etwas wie Teamleiter werden.

Hi Du kannst es ja mal versuchen nebenberuflich an der fernuni hagen Ich studiere derzeit auch informatik Es lohnt sich immer, nicht nur wegen geld sondern man hat später auch viel mehr Möglichkeiten

M4RC12 
Fragesteller
 21.06.2014, 18:00

Eigentlich gar keine schlechte Idee. Studierst du auch an der Fernuni? Ist das sehr anspruchsvoll? //e: Also ich meine, dass das anspruchsvoll ist, ist klar, aber hat man denn noch Freizeit, wenn man Beruf und Studium gleichzeitig macht?

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affe2012  21.06.2014, 18:07
@M4RC12

Ja ich studiere informatik an der fernuni hagen bin grad im 3. Semester. Ist halt manchmal nicht so einfach das alles selber beizubringen, aber es lohnt sich Kostet ja nur 150 euro pro semester Wenn du dazu fragen hast schreib mir kurz eine private nachricht mit deiner mailadresse

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NoHumanBeing  30.10.2014, 00:37
@M4RC12

Du wirst zumindest erheblich länger brauchen. Das Studium an einer "Präsenzuni" ist eine Vollzeitbeschäftigung.

Wenn Du nicht gerade in übelsten finanziellen Schwierigkeiten steckst, weil Du z. B. einen Kredit zu bedienen hast, würde ich Dir raten, aus dem Berufsleben auszusteigen und das Studium in Vollzeit zu absolvieren. So bist Du schneller fertig, kannst schneller einen anspruchsvolleren Job aufnehmen und hast schneller (und damit länger) Dein höheres Gehalt.

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Als Bachelor der Informatik verdient man in der freien Wirtschaft meist deutlich(!) mehr. Finanziell lohnt es sich bestimmt, aber so ein Studium ist auch sehr anspruchsvoll, auch wenn man schon gute bis sehr gute Vorkenntnisse hat.

Ich meine verdienen FH-Absolventen deutlich mehr als "nur" Fachinformatiker?

Deutlich mehr.

NoHumanBeing  30.10.2014, 00:39

Aber hallo!

Und das zurecht! Ich habe beide Qualifikationsniveaus (Fachinformatiker, Bachelor Informatik an einer Hochschule ohne Promotionsrecht, also dem, was früher eine "Fachhochschule" war) durchgemacht, bin gerade bei meinem dritten (Master Hauptfach Informatik, Nebenfach Physik an einer Universität) und jeder "Niveausprung" war ein Unterschied wie Tag und Nacht.

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Nun am Einstiegsgehalt kanns was drehen, da sind dann was um 35k p.a. üblich, wohin gegen der FIAE eher mit 30k dasteht. Ob das nun deutlich mehr ist, am Ende ists Netto bei Steuerklasse 1 was um 200 Euro.

Weiteres Geld bedeutet eben in der Regel weitere Verantwortung, sprich sowas wie Projektleitung, Teamleitung usw. Wenn du einfach nur programmieren willst, dann wird sich da Gehaltstechnisch nicht unbedingt ein großer Unterschied auftun.

Nen Informatikstudium ist letztlich viel Theorie, wenn du Bock drauf hast, dann mach es, wenn nicht dann nicht. Des Geldes wegen finde ich, dass es NACH einer normalen Ausbildung nicht unbedingt lohnt, da bringt die Berufserfahrung wohl höhere Gehaltssteigerungen mit sich. Wenn mans nebenbei macht via Fernuni ist das natürlich was anderes.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012
stinkertum  22.06.2014, 08:31

Das ist richtig, aber Einstiegsgehalt ist nicht Endgehalt. Ohne Studium stößt man irgendwann an die "gläserne Decke", und die ist bei diesen Berufsfeldern relativ schnell erreicht.

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NoHumanBeing  30.10.2014, 00:27

Des Geldes wegen finde ich, dass es NACH einer normalen Ausbildung nicht unbedingt lohnt, da bringt die Berufserfahrung wohl höhere Gehaltssteigerungen mit sich.

Da muss ich deutlich widersprechen!

Im öffentlichen Dienst zum Beispiel sind es komplett andere Laufbahnen. Masterabsolventen sind "höherer Dienst", Bachelorabsolventen "gehobener Dienst", Absolventen einer Berufsausbildung vermutlich "einfacher Dienst". Ein Aufstieg von einer Laufbahn in eine andere ist in der Regel nicht möglich (außer eben durch die geforderte formale Qualifikation, sprich einen Masterabschluss). Da kannst Du Dienstjahre schieben, bis Du schwarz wirst. Ein frischer Masterabsolvent wird immer mehr verdienen, als Du und sein Gehalt steigt auch mit steigender Berufserfahrung schneller an, sodass die Unterschiede immer größer werden.

Die Unterschiede beim Einstiegsgehalt bleiben jedoch wesentlich verglichen mit den Gehaltssteigerungen durch "Stufenaufstieg", insbesondere da der Stufenaufstieg "invers exponentiell" erfolgt, was bedeutet, dass das Gehalt mit zunehmender Dienstzeit immer langsamer ansteigt. Ist ja gewissermaßen auch logisch. Je länger Du dabei bist, desto weniger Unterschied macht es von Deinen Kenntnissen her, ob Du NOCH ein Jahr mehr auf Deinem Buckel hast oder nicht. Irgendwann lernst Du schließlich kaum noch etwas dazu, das heißt Dein Wert für die Behörde steigt mit zunehmender Dienstzeit kaum noch. (Im Gegenteil! Bei sehr langer Dienstzeit wirst Du wohl eher "verbraucht" und die "frischen, spritzigen Absolventen" werden Dir "davonlaufen".)

Ich habe auch NACH einer Berufsausbildung (und Berufserfahrung) studiert und das war der größte Karriereschub, den ich hätte bekommen können. 5 Jahre Studium bekommst Du nicht einmal durch 10 Jahre Berufserfahrung rein, da Du im Studium ja AUSSCHLIESSLICH lernst (und das bei extrem hohem Tempo), während Du im Job ja vorwiegend produktive (und dadurch auch oft routinemäßige) Tätigkeiten vollbringst. Natürlich gibt es Unternehmen, die in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, aber alles in allem sind das vielleicht ein paar Wochen alle halbe Jahre. Das ist wohl kaum mit einem Vollzeitstudium zu vergleichen.

Außerdem ist das, was Du in Deinem Beruf lernst, in der Regel sehr spezifisch für das Unternehmen, für das Du tätig bist, wodurch diese Kenntnisse bei einem Wechsel in ein anderes Unternehmen kaum noch von Wert sind. Die Kenntnisse, die Du im Studium erlernst, sind bewusst abstrakt gehalten und Du wirst sie in sehr vielen Bereichen anwenden können.

Wenn Du das Zeug für ein bestimmtes Qualifikationsniveau hast, würde ich IMMER dazu raten, dieses auch zu erlangen. Wenn Du das nicht tust, verkaufst Du Dich "unter Wert" und damit schadest Du letztlich Dir selbst (geringerer Verdienst, langweiligere Tätigkeit), als auch der Gesellschaft als ganzes, da Du mit der höheren Qualifikation ja eine anspruchsvollere Tätigkeit, für die nicht so viele Menschen "das Zeug haben", ausüben könntest, Dich aber dieser gegenüber "verweigerst", indem Du das geforderte Qualifikationsniveau nicht erzielst, obwohl Du es von Deinen geistigen Fähigkeiten her erreichen könntest. Ich hätte gewissermaßen "ein schlechtes Gewissen", wenn ich nicht studieren würde, obwohl ich die Möglichkeit hätte.

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