Themenspecial 08. Mai 2023
Veganismus - ein Thema, zwei Meinungen!
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Lierre Keith hat 20 Jahre benötigt um zu erkennen, dass Veganismus eine Sackgasse ist. Wie lange wird es bei dir brauchen?

1 Antwort

Ich möchte dazu selber etwas sagen, da ich auch das Buch von Lierre Keith gelesen habe.

Erst einmal, sie ist eine Feministin & keine Ernährungswissenschaftlerin bzw. Ökologin. Das muss zwar noch nicht heißen, ist aber in Anbetracht dessen, wie populär ihr Werk ist, zumindest erwähnenswert.

Lierre Keith spricht in ihrem Buch immer wieder davon, dass sie jahrelang gesundheitlich gelitten hat, bis sie irgendwann einen Bissen Fleisch gegessen hat. Hier wäre es interessant gewesen mehr zu erfahren. Zum Beispiel, welche Beschwerden sie hatte & was die Ärzte gesagt haben. Und vor allem hat sie nie erzählt, wie sie sich vegan ernährt hat. Vegan kann nämlich alles mögliche bedeuten, z.B. junkfood-vegan oder roh-vegan. Viele die an einer veganen Ernährung aus gesundheitlich Gründen gescheitert sind, haben eine spezielle Form des Veganismus praktiziert. Zum Beispiel der YouTuber Nebelniek, der in seiner veganen Zeit fast nur Nudeln & Bohnen gegessen hat & für seine gesundheitlichen Probleme "den" Veganismus verantwortlich gemacht.

Dann ist ihre Erfahrung nicht sehr repräsentativ. Ja, es gibt viele Ex-Veganer (& auch Ex-Vegetarier), aber da war es eher gesellschaftlicher Druck, schlechte Umsetzung & die Sehnsucht nach kulinarischen Genüssen, die zum Umkehr einer Mischkost angeregt haben. Außerdem waren die wenigsten von ihnen ethisch motiviert. Dazu gibt es eine Studie, die sog. Fanaulytics Study mit 11 000 Probanden, die ich hier verlinken möchte: https://faunalytics.org/a-summary-of-faunalytics-study-of-current-and-former-vegetarians-and-vegans/

Als nächstes geht sie, wenn sie über Tierhaltung spricht, von idealen Bedingungen aus. Sie gibt das auch offen & ehrlich zu. Meines Wissens nennt sie an einer Stelle sogar den nötigen Breitengrad auf dem man Tiere halten muss, um die von ihr erwartete Menge an Tierprodukten zu erzeugen. Einen globalen Blick, zum Beispiel in kalte Regionen, wo im Winter die Tiere viel im Stall stehen & Heu essen, gewährt sie dem Leser nicht. Was Lierre Keith fordert wäre von der Fläche nicht möglich. Sie gibt sogar zu, dass landwirtschaftliche Pflanzenfläche, um ein vielfaches ertragreicher ist. Wenn ich mich recht entsinne, hat sie irgendwo geschrieben, dass selbst unter idealen Bedingung ein Quadratkilometer Mais sechs mal so viele Menschen ernähren kann, wie eine gleichgroße Tierweide.

Sie geht auch kritisch auf Stickstoffdünger ein. Ist an & für sich berechtigt. Sie stellt dann diese Chemie dem Tierdung gegenüber. Aber die Alternative von pflanzlichem Dünger spricht sie nicht an (wenn ich mich richtig erinnere). Das ist klar eine falsche Dichotomie. Auch die Tatsache, dass die Menge an tierischem Dung gerade die Felder eher zerstört, wegen zu viel Ammoniak & Nitrat, erwähnt sie auch nicht.

Es kommen auch noch viele andere Dinge hinzu, die mich an ihrer Kompetenz zweifeln lassen. Zum Beispiel, dass sie aus dem Verhalten der Tiere eine Moral für den Menschen ableitet. Oder sie führt die Sesshaftwerdung der Menschen tatsächlich nicht auf den Anbau von Getreide aufgrund des Ende der Eiszeit zurück, sondern auf den Wunsch Drogen anzubauen. Aber auf all das kann bzw. möchte ich gar nicht eingehen.