''Lieber'' Überforderung oder Unterforderung?


17.03.2021, 08:36

*Unterforderung, irgendwie wird meine Frage nicht bearbeitet.

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Ich finde Überforderung schlimmer. 43%
Unterforderung ist schlimmer. 29%
Es ist abhängig von der Persönlichkeit und Situation. 14%
Man kann beides gleichsetzen. 10%
Andere Antwort: 5%
Es kommt auf das Umfeld an. 0%
FrozenArmy  17.03.2021, 08:20

Du hast beim Titel geschrieben "Lieber" Überfordert als Überfordert. Hä?

blurryeyes22 
Fragesteller
 17.03.2021, 08:22

Danke, das war die Korrektur. /:

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Unterforderung ist schlimmer.

Dass hier viele Leute schreiben, dass Überforderung schlimmer sei, liegt daran, dass sie vermutlich selbst zu dumm sind, den einfachsten Inhalten in der Schule zu folgen. Dies ist allerdings meistens ein hausgemachtes Problem. Zudem sind diese Leute nicht in der Lage zu erkennen, was Unterforderung bedeutet. Das spricht natürlich für eine Schwäche einer ganz anderen Art.

Ich selbst war in der Schule massiv unterfordert. Und kenne Unterforderung bei einem Kind in meiner nächsten Umgebung. Weil ich selbst durch die Hölle der Unterforderung gegangen bin, bin ich für dieses Kind im Moment der einzige Mensch, der es wirklich zu verstehen scheint.

Vorab: Wer überfordert ist, der kann sein Smartphone in die Elbe werfen und seinen Gaming-PC bei in den Kleinanzeigen verkaufen. Anschliessend kümmert man sich um die Dinge, die tatsächliche Aufmerksamkeit erfordern. Ausreisser nach unten gibt es leider immer. Das sind dann W&E-Kinder, Förderschüler oder Kinder mit anderen soziokulturellen Bedürfnissen. Ein mittelmässiges Zeugnis lässt sich so für fast jeden realisieren.

Ganz anders jedoch sieht der Alltag einer unterforderten Person aus. Es ist ein Zustand der innerlichen Zerrissenheit. Man fragt sich irgendwann, was eigentlich um einen herum passiert, ob man selbst genial sei oder ob der Rest der Menschheit einfach nur zu blöd zum Kacken ist. Es ist nicht so, dass einem der Schulstoff zufliegt, denn auch bessere Schüler kommen möglicherweise an ihre Grenzen. Denn innerhalb der Möglichkeiten werden diese Schüler auch vom Lehrpersonal individuell betreut. Allerdings sind unterforderte Schüler wesentlich schwieriger zu erkennen als überforderte (abgelenkte) Schüler. Unterforderte Schüler gehen nicht nach Hause und suchen sich einen Mandarin- oder Geigenkurs und erledigen diesen mit Leichtigkeit. Sondern sie suchen sich andere Nischen. Und diese bergen Gefahren.
Und selbst, wenn ein unterforderter Schüler die Schullaufbahn mit links gemeistert hat, so kommt eines Tages der Moment, an dem einem eben nicht mehr alles zufliegt. Diese Leute haben dann aber u.U. niemals gelernt, sich etwas zu erarbeiten und kennen überhaupt gar nicht den Zustand des Dringendetwastunmüssens. Sie können also von einem Extrem ins nächste fallen, was oftmals Schul-/Studienabbrüche nach sich zieht und vermeidbare Konflikte schafft. Die Unterforderung hingegen bleibt. Und somit die psychische Zerrissenheit.

Es ist abhängig von der Persönlichkeit und Situation.

Gerade in der Lockdownzeit haben viele beides parallel erlebt. Überforderung mit Homeschooling etc. und Unterforderung durch mangelnde Sozialkontakte, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten etc. Und beides drückte stark auf die Stimmung, mMn ging die Überforderung tendenziell mehr Richtung Frust, Aggression und die Unterforderung eher Richtung Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung.

Beides ist schlimm.

Ich hatte bei Überforderung ein paar mal Blackouts. Also ich hätte fast wichtige Termine nicht wahrgenommen, weil ich dachte, es wäre ein freier Tag oder weil ich völlig vergessen hatte, was ich machen sollte. Oder mir fielen banalste Dinge nicht mehr ein.

Ich denke, gegen Unterforderung hat das Gehirn weniger effektive Strategien, die spürt man eher, allerdings eventuell oft auch später und eher diffus. Einem ist dann gar nicht klar, warum man so antriebslos ist, nichts schafft, so unzufrieden oder verzweifelt ist, weil es schwer ist, die Abwesenheit von etwas wahrzunehmen. Schwieriger als die Anwesenheit von z.B. zu vielen Aufgaben, zu vielen Forderungen, zu viel Verantwortung.

Man kann beides gleichsetzen.

Um glücklich zu sein, braucht man den richtigen Ausgleich.

Langweile und Stress sind beide schlimm.

Unterforderung ist schlimmer.

Unterforderung führt nur zu stumpfsinnigem Trott. Vom Alltagstrott haben wir alle jedoch schon mehr als uns lieb ist.

Deshalb darf es lieber etwas Anspruchsvolles sein. Etwas, womit man sich besinnen kann. Etwas, dass einen herausfordert. Etwas, dass einem das Gefühl gibt, dass man etwas Eigenes kreiert.

Aber:

Hin und wieder gibt es auch Fälle, in denen man auf der Stelle tritt. Dann braucht man eine schöpferische Pause. In dieser Zeit könnte man etwas tun, womit man sehr viel Übung hat. Aufräumen beispielsweise. Das wäre dann zwar etwas, was einen unterfordert, allerdings mit dem Ziel später dann umso besser weiterzukommen.

Ich habe schon oft meine Arbeit bewusst abgebrochen und Feierabend gemacht, wenn es stagnierte. Am nächsten Morgen hat man dann immer eine passende Idee und es geht dann mit vielfacher Geschwindigkeit weiter.

Was den Einzelnen unterfordert, ist häufig sehr unterschiedlich und muss auch nicht zwingend langweilig oder wenig herausfordernd sein, wie HANS SCHEIBNER zu singen weiß -->

https://www.youtube.com/watch?v=yL5SPjRFYRw

Unterforderung ist schlimmer.

In meinem Leben bin ich schon mal ziemlich unterfordert gewesen - ein schlimmes Gefühl, wenn man sich vorstellt, dass dies womöglich mit Absicht geschieht, was sichbdann bestätigte.

Natürlich sollte sich beides - Unter- wie Überforderung nicht in Extremen bewegen, sonst ist beides nicht erträglich.