Künstliche Intelligenz im Buddhismus?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Buddhismus geht doch davon aus dass kein reales Ich wirklich existiert, oder?

Wenn eine KI Bewusstsein erlangen könnte dann würde sie das entweder über einen simulierten Persönlichkeitskern schaffen, oder aber sie erkennt sofort dass die scheinbare Trennung zwischen den Dingen nur illusionär ist, und dass sie selbst das Nirvana ist - wenn man es denn so formulieren möchte.

Philipp

Ich finde Dein Gedankenexperiment interessant und überhaupt nicht abwegig. Ich habe einen Kommentar zu der Antwort von Statistikfreak gegeben, auf welchen ich Dich aufmerksam machen möchte ;-). Leider ist es nicht möglich, meinen Kommentar direkt zu verlinken :-(.

Als Buddhist, genau wie es nicht Buddhist, sollte man sich dafür einsetzen, dass es kein Leid & viel Glück gibt. Wenn es künstliche Intelligenzen gibt, die ein Bewusstsein haben, leiden und glücklich sein können, fallen diese natürlich auch in den Handlungsbereich eines Buddhisten.

Die Frage wäre dann nur, was macht eine KI glücklich? Kann man da an dieselben Maßstäbe herangehen, wie bei einem Menschen? Ich bezweifle, dass es für diese Maschine förderlich wäre zu meditieren, so wie man es einem Menschen empfehlen würde. Und selbst wenn, wie sieht meditieren bei einer Maschine aus. Das müsste alles die Situation zeigen.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Das ist eine überaus interessante Frage, danke dafür. Ich bin kein Experte für den Buddhismus und auch keiner für Künstliche Intelligenz, sondern habe über beides nur oberflächliches "Wikipedia-Wissen" und ein paar laien-freundliche Bücher gelesen.

Soweit ich es verstehe, ist bereits der Ausdruck "zu erstrebendes Ziel" für das Nirvana ja ein wenig problematisch, da der Buddhismus von einer Losgelöstheit von Raum und insbesondere Zeit ausgeht. Hinzu kommt die Auflösung des Ego, welches der buddhistischen Lehre zufolge eine Illusion ist. Fällt all das weg - Raum, Zeit und Ego - verbleibt nur klares "Gewahrsein", ohne Wünsche, Ziele, Persönlichkeit und insbesondere irgendwelche Gedanken. Man kann nicht mal mehr sagen, ob Du ich und die Maschine unterschiedliche Wesen sind. Das wäre dann vermutlich bereits das Nirvana.

Wie sich das anfühlen soll, freilich, kann ich mir auch nicht vorstellen ;). Aber da liegt ja auch schon das nächste Paradox, "ich" bin ja dann weg...

In diesem Sinne: Klar, die KI wäre auch Teil der buddhistischen Weltanschauung. Ich finde, sie verdient es auch ;).

Zugleich bin ich mir nicht sicher, ob ich hier alles so ganz richtig wiedergegeben habe. Das Thema ist schon ziemlich... "dense", wie ein Freund von mir gerne sagt. Und interessanterweise gibt es, auch aus atheistischer Sicht, diverse Anknüpfungspunkte zur modernen Physik (wo man die Rolle der Zeit auch zunehmend hinterfragt) und dem Bereich, den Du hier selbst eingebracht hast. Man muss gar kein Esoteriker sein, das finde ich spannend. Irgendwas ist wohl wirklich dran.

Last but not least passt es auch narrativ ganz gut zusammen: Filme wie "Matrix" oder "Ghost in the Shell" (welcher maßgeblich als Vorlage für ersteren diente) haben diese Konzepte schon vor einem Vierteljahrhundert zusammengedacht. Immer noch sehenswert.

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Hobby

KI kann man im Buddhismus nicht mit dem Menschen vergleichen. Den sie fällt egal wie Entwickelt sie ist immer noch in die materielle Welt, aus der der Mensch hinaus muss. Sie kann höchstens ein Niveau im Buddhismus wie Tiere erreichen.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich bin an allem Interessiert.
LieberKiffer  29.12.2022, 16:48

Deine Antwort wäre nur dann (eventuell) richtig wenn man von einem Materie-Geist Dualismus ausgeht. Genau dies tut der Fragesteller alchymist nicht! Vielmehr nimmt er an, dass Bewusstsein eine emergente Eigenschaft der Gehirnfunktionalität ist, welche demzufolge auch mit einer KI nachzubauen möglich sein sollte. Nach dem Prinzip, dass die Summe der Teile (z. B. des Gehirns) mehr ist, als die Einzelteile selbst. Wie ein Auto, dass auch erst durch die besondere Konstruktion mehr kann (fortbewegen) als ein Haufen Eisen, Kunststoff, Gummi, Glas usw. Für eine dualistische Materie-Geist Welt gibt es bisher keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte!

Diese emergente Eigenschaft ist im Falle des Menschen und des Gehirnes nach naturwissenschaftlicher Ansicht durch Evolution entstanden, welche sich aufgrund der Naturgesetze entsprechend selbt organisieren konnte. Ich verstehe deshalb nicht Deine Behauptung, warum unter diesen Voraussetzungen KI nicht mit dem Menschen einmal vergleichbar sein könnte, einen entsprechen Entwicklungsstand der KI vorausgesetzt.

Der zweite unlogische Punkt ist meiner Meinung nach, dass KI nach Deiner Meinung höchstens das Niveau von Tieren erreichen könnte. Wenn schon Tiere, warum dann nicht auch Menschen? Wo ist der prinzipielle Unterschied? Tiere haben auch Bewusstsein, fühlen Freude und Leid usw.

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Statistikfreak  29.12.2022, 17:08
@LieberKiffer

Genau das meint Buddha nicht. Buddha meint vielmehr, dass materielles nur im Geiste des Menschen existiert, und dass der Geist sich vom materiellem Befreien muss. Von dieser Vorstellung würde ich ausgehen, dass Buddha meint, das der Geist und materielles nicht geeint werden können. Genauso wie Tiere, die nämlich zwar Eigenständig leben, aber nie einen Geistigen Zustand des Menschen erreichen können, weil sie nur Leben um zu Überleben!

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LieberKiffer  29.12.2022, 18:05
@Statistikfreak

Der Buddhismus ist ein "zyklisches Weltbild" ohne Weltanfang und Weltende in gigantischen räumlichen und zeitlichen Dimensionen. Das Nirvana ist die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten und wird durch Erleuchtung bzw. die Buddhaschaft erreicht und ist eher ein "Nichts", eine "Leere" im Sinne vom Verlöschen des Lebensdurstes und dadurch auch Befreiung von allem Leiden. Im Buddhismus sind alle Kreaturen gleichwertig, daraus leitet sich auch die Pflicht ab, alles Leben zu schützen. Der Mensch spielt hier keine übergeordnete Rolle über dem Tier, steht aber insofern an oberster Stelle, als nur er als einziges Wesen der Selbstreflexion und damit der Erlösung fähig sein soll.

Diesen Punkt finde ich nach den aktuellen Kenntnissen über die Gehirnfunktionen bei Tieren wie Affen, Delphinen und sogar Oktopussen hinterfragungswürdig. Buddha schwieg auch betreffend metaphysischer Fragen, woher das Sein und die Welt eigentlich kommen usw. Auch wenn er von "Geist" sprach bin ich mir nicht sicher, ob er nicht in Ermangelung eines anderen Wortes wirklich einen von der Materie gelösten "Geist" meinte oder eben gerade diese emergenten Eigenschaften unseres Bewusstseins. In demselben Sinne wie ich von meinem Geist, meinem Denken, meinem Fühlen und meinem Bewusstsein spreche ohne es erklären zu können und ohne an einen feinstofflich gearteten "Geist" zu glauben.

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