Könnte man das als stimming bezeichnen?
Ich bin total verwirrt.
Ich mache seit ich jung bin etwas spezielles. Ich schäme mich ein bisschen das hier preiszugeben, weil ich das nur im privaten mache, wenn ich alleine zuhause bin.
Ich mache ganz laut Musik an und laufe dann die ganze Zeit dieselbe Runde im Kreis. Das mache ich dann für viele Minuten oder Stunden. Es bringt mich runter. Dann fühle ich mich plötzlich glücklich. Das ding ist eben, dass ich es auch mache wenn ich eigentlich entspannt bin. Andererseits fühle ich mich angespannt, wenn ich es längere Zeit nicht machen kann, zum Beispiel weil ich im Urlaub bin mit anderen für mehrere Tage. Dann freue ich mich darauf es Zuhause wieder zu machen.
Wenn ich es länger nicht machen konnte, mache ich es dann meist besonders lange und erlebe umso stärkere Glücksgefühle während dessen.
Es unterscheidet sich aber massiv von anderen "Methoden". Wenn ich gerade in der Öffentlichkeit in unangenehmen Situationen bin, muss ich mich zurückhalten und mache es dann "versteckt". Zum Beispiel in dem ich in meinen Gedanken einen countdown zähle, auch mit den Flingern, dann aber in der Hosentasche. Oder indem ich stark blinzel und meinen Kopf dabei ein bisschen bewege. Da weiß ich, dass es komisch rüber kommt, aber im Vergleich zu anderen Sachen fällt man damit nicht soo sehr auf. Oder kurz mit Muskeln "zucken". Das sind dann aber die "klassischen" Situationen, in denen man das eben macht.
Das mit dem Musik hören und im Kreis rumlaufen aber nicht. Da bin ich zuhause und kaum reizen ausgesetzt. Deswegen frage ich mich was das ist.
Mir ist diese Frage wirklich unangenehm, da ich weiß wie komisch es auf andere Leute wirkt. Eigentlich war es immer ein Geheimnis, damit man mich nicht für verrückt erklärt. Aber ich wundere mich wirklich darüber und frage mich selbst manchmal, ob ich jetzt verrückt bin oder ob es wirklich nur stimming ist
6 Antworten
Stimming kann ganz unterschiedlich aussehen. Ich wackel viel mit den Beinen und muss immer etwas mit den Händen machen.
Es könnte doch auch sein, dass dein Gehirn in diesen Momenten - wenn du laut Musik hörst und im Kreis gehst - unterfordert ist und du deshalb Stimming betreibst.
Ich würde schon sagen, dass es auch Stimming ist. Es hilft dir, dich glücklich zu fühlen, dich zu entspannen, dich eventuell sogar besser auf etwas zu konzentrieren, oder? Und wenn du es länger nicht machst, wirst du nervös.
Vielleicht kann es auch sein, dass du gar nicht bemerkst, dass du überfordert oder angespannt bist, wenn du wieder Zuhause bist. Dann musst du all die Eindrücke irgendwie verarbeiten und da kommt die Musik und das im Kreis laufen zum Einsatz. Besonders, weil du das natürlich schlecht in der Öffentlichkeit machen kannst.
Wobei alleine dieses Verhalten nicht zwingend für Autismus spricht. Dazu gehört mehr. (In den Tags steht unter anderem "Autismus", aber in deinem Text habe ich davon nichts gelesen, deshalb war ich mir nicht sicher ... Ich wollte es nur erwähnen.)
Achso, okay.
Musst du es denn einordnen? Ich finde nicht, dass es etwas Schlechtes ist. Jeder (Autist) hat eben so seine Methoden. Und Stimming ist ja auch sehr wichtig für uns (Ich hab auch Autismus). Meiner Meinung nach ist es etwas Positives.
Wobei ... Es könnte sein, dass deine Nachbarn das nicht so toll finden, wenn du die Musik zu laut aufdrehst, keine Ahnung.
Oh, na dann ist doch alles in Butter! Ich sehe nichts, was dich davon abhalten sollte. 😊
Hallo, nai!
Diesem in der Tat bemerkenswerten Phänomen könnte man wohl erst auf den Grund kommen, wenn man Dich näher und intimer kennt. Dafür kämen dann am ehesten z.B. Deine Eltern/Großeltern oder Dir besonders nahestehende "fernere" Verwandte, Lehrer, Freunde oder Bekannte in Frage... -
Versuche es mal in diesen Kreisen, wende Dich jemandem zu, zu dem Du Vertrauen hast und von dem Du sicher weißt, dass er Dich verstehen würde!
Auf keinen Fall solltest Du - zumindest nicht vorschnell - einen (vorgeblichen) Psychologen aufsuchen, denn das könnte einen Schuss nach hinten bzw. in eine falsche Richtung bedeuten. Nur all zu schnell "diagnostiziert" man heutzutage spezifisch individuelle auffällige Verhaltensphänomene entweder als pathologisch, d.h. krankhaft - oder man überhöht sie zu etwas außerordentlich Besonderem, worauf man sogar stolz sein könne und das man regelrecht kultivieren solle. Das kann zum Einen ungerechtfertigte Schamgefühle erzeugen und in die Absonderung von den Mitmenschen führen, und zum Anderen kann die Stilisierung eines einzigartigen Verhaltens zu einer exklusiven "Fähigkeit" oder "Begabung" im Betroffenen narzisstische Empfindungen erregen und ihn dazu bringen, sich durch herablassendes und verächtliches Gebaren den Mitmenschen gegenüber von der Gesellschaft zu emanzipieren. -
In beiden Fällen würden alsdann wirkliche psycho-soziale Probleme erzeugt - mithilfe der modernen "Psychologie", die zwar die "Seele" in ihrer Bezeichnung trägt, aber durch ihre gänzlich einäugig-materialistische Sichtweise das Seelische gänzlich aus den Augen verloren hat... -
Ich wurde in meiner Kindheit mit Autismus diagnostiziert. Meine Familie und mein Mann wissen das und nehmen es so hin. Das sind die einzigen, die es wissen.
Na, dann ist ja die Sache klar. Ich hoffe aber doch, dass dieses "Hinnehmen" etwas tiefer und empathischer ist als es hier anklingt...
Ja, also sie finden es nicht schlimm und lassen mir dann meine Zeit für mich
Hallo 🙋🏽 ja das könnte man als stimming bezeichnen und das ist auch vollkommen in Ordnung ich hab sehr viele Fidget Toys die ich auch mit raus nehme und ich schüttel gern meine Hände vor mich hin oder zappel mit den Fingern und ich lauf auch gern ziellos hin und her und sowas dafür muss man sich nicht schämen und man darf das ruhig ausleben
Danke dir, nai96, für deine Bereitschaft, offen über die für dich so wichtige eigene Therapie zu schreiben!
Es freut mich auch, dass du schon einige ermutigende Antworten bekommen hast.
Ja, ich finde du bist dein eigener Therapeut!
Ich vermute, du nimmst besonders sensibel wahr, wenn du mit belastenden Eindrücken konfrontiert wirst. Für die mangelhafte Empathie mancher Menschen kannst du nichts.
Aber die aufgestauten Belastungen kannst du mit Musik und Bewegung bewältigen.
Wunderbar!
Es könnte allerdings sein, dass engstirnige Vorstellungen von „Normalität“ deine eigene Kreativität beeinträchtigen.
Du hast ja eine bestimmte Musik gewählt, die auf eine dir vielleicht gar nicht bewusste Weise deine Bewegung lenkt.
Im Kreis laufen – da lässt du dich doch schon einmal von der Vollkommenheit des in sich geschlossenen Kreises leiten.
Ich wünsche dir, dass du selbstbewusst das wahrnimmst, was dein Gehör und deine Bewegungen im Raum dir mitteilen.
Vielleicht hast du ja mal Lust eine andere Musik – andere Rhythmen, andere Melodien, andere Instrumente – auszuprobieren. Und vielleicht entdeckst du dann auch, dass sich deine Bewegungen verändern.
Ja, und vielleicht entsteht sogar einmal der Wunsch, solche Erfahrungen mit anderen zu teilen.
Was auch immer dir in den Sinn kommt, nimm es ernst!
Viel Freude dabei!
Danke für deine Antwort. Also die Bewegung ist immer gleich, unabhängig von der Musik.
Ich würde meine Belastungsgrenze als "normal" bis hoch einschätzen. Aber ja, es ist für mich eine Methode, um mit allen Gefühlen und Eindrücken fertig zu werden. Es bringt mich auch runter und hilft mir sehr.
Also die Bewegung ist immer gleich, unabhängig von der Musik.
Als Kind habe ich - wenn ich allein zuhause war - oft eine Platte aufgelegt und mich dazu bewegt. Wenn ich mich recht erinnere fielen die Bewegungen anders aus, je nach dem ob es sich beispielweise ein 3/4 oder ein 4/4 Takt, oder um sehr langsame und schnelle Rhythmen handelte.
Bist du ganz sicher, dass deine Bewegungen ganz unabhägig von der Musik sind?
Wenn du das so wahrnimmst ist es natürlich auch okay!
Nun kann ich noch schnell meine Fehler verbessern ;-)
Wenn ich mich recht erinnere fielen die Bewegungen anders aus, je nachdem ob es sich beispielweise um einen 3/4 oder einen 4/4 Takt, um sehr langsame oder schnelle Rhythmen handelte.
Bist du ganz sicher, dass deine Bewegungen ganz unabhängig von der Musik sind?
Solange es für dich passt, ist es doch völlig ok. Jeder hat so seine Methoden, runterzukommen. Als ich stationär in Therapie war wegen meiner Angststörung, haben wir was ähnliches als Körperpsychoterapie (KPT) gemacht. Musik an, durch den Raum laufen und „den Körper spüren“ durch verschiedene Bewegungsgesten. Hätte mir das jemand erzählt, hätte ich sofort gesagt, so was mache ich nicht, da komme ich mir ja blöd vor. Man war aber schnell drin und es hat wirklich super beruhigt. Andere tanzen galt wie wild durch die Gegend, du läufst im Kreis. So what?
Ja, also ich habe die Diagnose. Ich weiß wie gesagt nur nicht so recht wie ich dieses Verhalten einordnen soll.