Keinen Platz im Leben finden & sich unverstanden fühlen?
Hey.
Erstmal vorab, ich denke das wird ein längerer Text. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn sich Jemand diesen durchliest. Ich weiß, dass das Alles sehr persönliche Probleme sind, aber ich hoffe hier vielleicht auf Jemanden zu treffen, dem es ähnlich geht. Jemand, der mir vielleicht einen Ratschlag geben kann, wie man besser mit all dem umgehen kann. Achso, und ich bin übrigens jetzt 18.
Ich habe das Gefühl, ich würde nicht in diese Welt gehören. Hier wäre kein Platz für mich. Ich kann nicht sagen, woran dieses liegt & weiß auch dass das so nicht stimmt. Ich fühle mich oft alleine, einsam. Obwohl ich viele gute Freunde habe, fehlt mir die Tiefe. Die Welt fühlt sich kalt an. Überall ist diese Kälte und ich suche nach Wärme.
Ich ertrinke in meinen Gedanken, immer wieder. Das Gefühl, dass Menschen lieber blind & ohne Rücksicht auf Andere ihr Leben leben als sich mit dem auseinandersetzen was sie Anderen mit ihrem Leben antun, zerbricht mich. Ich versuche mich immer von dem Bekannten zu lösen, um mehr zu sehen als die eigene Sichtweise. Lerne gerne Neues. Bin der Überzeugung das Realität relativ ist und dass wir sowieso niemals die Welt begreifen könnten. Oder verstehen. Dass es mehr Wahrheit gibt als die Eigene. Denke, dass es wichtig ist Dinge zu reflektieren und eigenständig zu denken. Dass es im Leben um mehr geht als um den eigenen Erfolg. Um mehr geht, als in ein vorgefertigtes Ideal zu passen. Für mich ist das so selbstverständlich, dass das Gefühl, dass die Mehrheit das so nicht tut, mich immer wieder verzweifeln lässt.
Ich weiß, dass es nicht viel bringt sich davon berühren lassen und trotzdem kann ich nicht anders. Ich weiß, dass man Niemanden damit hilft, wenn man selbst daran kaputt geht. Ich versuche optimistisch zu denken, lösungsorientiert, aber all das holt mich immer wieder ein. Weil es dann doch zu präsent und zu nah ist, um es zu ignorieren. Weil es immer wieder, immer häufiger Momente gibt, wo das Gefühl, dass es für mich und meine Art und Weise die Welt zu sehen, keinen Platz gibt bestätigt wird.
Zum Beispiel durch die Schule werde ich jeden Tag damit konfrontiert. Ich passte immer ins Schulsystem und habe gute Noten geschrieben. Doch gleichzeitig passte das Schulsystem nie zu mir. Und genau das wird immer mehr zu meinem Problem. Ich würde die Wertigkeit oder auch Intelligenz eines Menschen niemals davon abhängig machen, wie gut er in ein System passt. Aber das passiert so oft.
Es gibt noch so viel mehr, das ich hier nennen könnte. Ich verstehe die Gesellschaft nicht, auch wenn ich ein Teil von ihr bin. Gleichzeitig fühle ich mich von ihr nicht verstanden. Ich wüsche mir nur, damit leben zu können. Damit besser leben zu können.
Irgendwie wirkt meine Frage sehr verurteilend gegenüber der Gesellschaft. So sollte diese nicht wirken. Es geht eher um mein Gefühl, als um Überzeugungen, Glaubenssätze oder Tatsachen.
10 Antworten
Hallo ellaemelie, ich bin selbst nicht viel älter als du und ich kenne deine Situation sehr gut, mir geht es genau so. Wenn man die Welt so betrachtet, beginnt man irgendwann leer zu werden und sich einsam zu fühlen. Den einzigen Ausweg kann man bei niemandem finden, er liegt in einem selbst. Versuche offen mit dir und der Welt zu sein und denk lange nach, irgendwann wirst du den Weg finden.
Die Welt, wie du sie beschrieben hast und wie viele sie sehen ist deprimierend. So ist das Leben, es wird nie befriedigend sein. Das Leben ist voller Leid und das ist bei jedem so, wir sind da alle zusammen drin. Der Grund, warum Menschen so sind wie sie sind ist Leid und indem sie so handeln tragen sie zu einem Kreislauf bei, aus dem sie nicht ausbrechen können. Es gibt aber einen Weg wie man aus diesem Leid kommen kann. Betrachte Die Welt immer genau mit dem Wissen, dass alles seinen Grund hat und dass alle Leiden. Und dann beginne, die Menschen trotzdem zu lieben und ihnen zu vergeben. Das ist nicht leicht und braucht viel Übung, aber dadurch wird es dir gelingen, eine andere Sicht zu entwickeln. Sei geduldig und versuche selbst immer richtig zu handeln. Hilf den Menschen. Der Ausweg ist wirklich nur Liebe.
Das ist wirklich selten, dass man hier im Forum so eine gut formulierte und differenziert ausgestaltete Gesamtproblematik angeboten bekommt. Da will ich gerne einen Versuch starten.
Ich bin sicher nicht jemand, dem es so ähnlich geht, dennoch hatte ich viel Gelegenheit mit Menschen zu sprechen, die eine vergleichbare Problematik zu bewältigen hatten.
Wenn man das Gefühl bekommt, nicht dem Mainstream zu entsprechen, ist das zunächst einmal eher eine Auszeichnung als ein Mangel. Dass die Zahl derjenigen, die deiner differenzierten Herangehensweise an Problemkonstellationen des täglichen Miteinanders klein ist, wird immer so bleiben; zu verlockend sind die einfachen Formeln, die robusten Strategien des heute üblichen Umgangs, das laute und überschnell festgelegte Urteil, das simple Schwarz-Weiß-Denken, Freund-Feind, Links-Rechts und andere Schubladen.
Ich würde dir zur Geduld raten. Wenn du 18 bist, ist das Abitur sicher nahe und an den Unis findest du mit großer Sicherheit die Leute, die deiner Sehnsucht nach gutem Gedankenaustausch, nach emotionaler Sensibilität, nach permanent reflektiertem Dialog, bei dem ständig die Stimmung des Gegenübers abgetastet wird, um mögliche Kränkungen und Irritationen schon im Vorfeld zu unterbinden.
Gesellschaft als Ganzes wird immer so sein, dass die Vereinfachung in allen Bereichen das vorrangig praktizierte Konzept ist, und mit diesen Vereinfachungen werden die Dinge pervertiert, verfälscht, in unredlicher Weise entstellt. Und damit werden sie bei eben den Leuten, die sich mit der Komplexität arrangieren können, dann substantielle Unlustgefühle - bis hin zu deinen recht depressiv klingenden - fast schon resignativ anmutenden Lebensgefühlen führen.
Doch dass es diese von dir gesuchte Welt noch gibt, darauf kannst du sicher bauen. Ich selbst habe so viele Leute gefunden, die ebenfalls erkannt haben, dass es fast kein Problem im täglichen Leben, in der Gesellschaft und ganz besonders in menschlichen Beziehungen gibt, das nicht aus unterschiedlichen Blickwinkeln, mit unterschiedlichen Vorerfahrungen mit heterogenen Grundkonzepten und Haltungen im Hintergrund und vor allem mit der Aussicht anzugehen ist, dass es keine eindeutigen Lösungen geben wird, sondern dass man es aushalten muss, sich mit vorläufigen Strategien zu arrangieren. Es braucht also die heute so wichtige Ambiguitätstoleranz, und eben die ist eine Sache von Intelligenz, Lebenserfahrung und Ichstärke, was ich in deinen Ausführungen jedoch auf alle Fälle meine erkennen zu können.
Vielen Dank für deine Antwort, sie hat mir wirklich geholfen. :)
Hi Herr oder Frau Anonym.
Es geht dir genauso wie mir. Nur bin ich mittlerweile 25 und noch unentschlossen.
Den Rat den ich dir geben kann: Manchmal ist der Weg das Ziel. Manchmal ist das lose treiben auf einem aufgewühlten Ozean in Ordnung. Es fällt schwer aber ich denke das wichtigste für dich ist jetzt:
1. Halte dich an die Menschen die dich unterstützen, dir eine Zuflucht bieten für deine Ansichten und Gedanken (diese Menschen findet man nicht Mal eben aber wenn du so darüber nachdenkst fallen dir hoffentlich einige wenige ein ^^)
2.Was ich nicht unmittelbar verändern kann, das lege ich nach vorne bis sich mir eine Möglichkeit erschließt.
3. Du kannst keine Menschen ändern. Du kannst du nur dich ändern. Arbeite also an dir. Finde heraus was deine größten Herausforderungen Schattenseiten und Laster sind. Ziehe dich zurück wenn es sein muss aus deinem Umfeld. Finde gute Argumente für Neuerfindung und Findung. Dann, setze um. Geh da raus aufs offene Wasser und setz deinen Kurs. Beschäftige dich mit Menschen. Beschäftige dich mit deiner Arbeit.
Das Leben ist nicht die und wir und ich.
Das Ich bestimmt den Rest. Wie ich mich entwickeln tue, ergibt mein Umfeld, ergibt meine Freunde, ergibt meine Arbeit, ergibt meine Zukunft und so viel mehr.
Ich hab mich 2 Jahre (Korona sei Dank) aus dem Leben zurückgezogen. Es war mir ein Geschenk und eine gute Gelegenheit. Ich bin durch diese isolation mit mir selber gewachsen. Denn ich habe verstanden dass allem voran du dich UND NUR DICH verändern kannst.
Versuch Mal und du wirst sehen dass sich die Welt um dich herum mit dir ändert.
Gib nicht die Gesellschaft auf. Lerne in ihr gut zu leben. Versuch nicht das Leben anderer nachzuleben. Versuch deinen eigenen Stil zu leben. Und wage es nicht dieses Konzept von dir auszulöschen denn ohne dieses Konzept gibt es kein DU.
Lass dir gut gehen und ich hoffe ich bin nicht zu stark ausgeschweißt.
Du bist sicher ein sehr netter Mensch. Mache Dir bitte nicht zu viele Gedanken, da Du sonst kaputt gehst.
Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft, jeder ist sich selbst der nächste...
Das Misstrauen gegenüber anderen Menschen wächst. Der könnte mir ja etwas wegnehmen! Das gilt auch für Freundschaften.
Außerdem ist Einsamkeit ein großes Deutsches Problem.
In den südlichen Ländern findet man das kaum. Es gibt große Familien, die sich gegenseitig unterstützen.
Das soziale Netz bei uns ist komplett weggefallen. Die Personen vereinsamen und sterben leise.
Ein trauriges Ende in einer unsozialen Gesellschaft, geknechtet vom Kapitalismus und getrieben von Gier.
Wir vergessen die wahren Werte eines Menschen.
Mir tut so etwas auch leid und ich denke viel darüber nach und bin auch so wie Du besorgt. Es leben ca. 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt und trotzdem sind wir irgendwie alle alleine.
Ok - du bist 18. Sagt überhaupt nichts aus. Entweder da kommt mehr, oder vergiß es.
Oder?
Kein Wort über deine Lebensumstände?
Oder?
Wenn dann deine Lebensumstände unwichtig sind, was ist denn wichtig für dich?
Obwohl, das frage ich mich selbst auch des Öfteren. Und die Antwort ist immer Dieselbe: Ich erfreue mich an meinem bisherigen Leben. Was Besseres hätte mir gar nicht passieren können. Gestern war "Schei..Morgen ist ein Tag mit millionenhaften Möglichkeiten. Leicht gesagt - schwer umzusetzen: Aber denk positiv.
Oder?
Meine Lebensumstände sind mir wichtig, ja. Ich habe nur nicht verstanden, warum sie für diese Frage von so wichtiger Bedeutung sind.
Ich sehe die Welt auch so, mit millionenhaften Möglichkeiten & bin sehr dankbar für mein Leben. Trotzdem ist mir aber eben auch die andere Seite sehr präsent. Und diese Tatsache ist eben zu meinem Problem geworden, auch wenn ich es eigentlich besser weiß. Darum ging es in meiner Frage.
Warum sind denn meine Lebensumstände dafür bedeutend? Und in wie weit & welche?
Ich meine, wäre da eine Erfahrung gewesen oder ein Umstand, der Grund für mein Empfinden hätte sein können, hätte ich diesen ja genannt. Den gibt es so aber nicht. Deshalb bin ich nicht davon ausgegangen, dass das entscheidend ist.