keine liebe von den eltern..auswirkungen?
was sind die auswirkungen wenn man als kind wenig bis garkeine zuneigung und liebe von den eltern bekommen hat..wie wirkt sich das in beziehungen spaeter aus? attachement issues?
5 Antworten
Ich wuchs bei meinen Eltern auf. Meine Großeltern waren im 2. Weltkrieg mit von der Partie und meine Mutter wurde nach dem Krieg geboren, bekam aber die volle Ladung schwarze Pädagogik ab. Was das bedeutet ist: Kein verhätscheln, kein bevorzugen, ruhig mal schreien lassen, wenig bis keine Zuneigung, Abhärtung, hin und wieder mal mit dem Gürtel oder dem Rohrstock versohlt.
Bei mir kam das wie durch einen Filter auch noch an. Ich kann mich heute nur an eine Umarmung seitens meines Vaters erinnern. Da kam ich das erste mal von meinem neuen Job nach einem halben Jahr in der Ferne nach Hause in den Urlaub. Da hat mein Vater mich am Bahnhof in den Arm genommen. Ich stand steif da, arme nach unten, ich kannte das von meinem Vater nicht. Damals war ich 30 Jahre alt. Ansonsten in all den Jahren davor war mein Vater zwar in der Familie, an der Erziehung aber nicht beteiligt. Meine Mutter hat mich nie Umarmt oder mir ein Küsschen gegeben als ich Kind war. Ich erinnere mich noch, das ich meinen Klassenkameraden vor der Schule abholte. Er wohnt im Nachbarhaus. Seine Mutter begleitete ihn zum Tor, grüßte mich, dann hockte sie sich runter auf Augenhöhe, umarmte ihn und sagte, er solle fleißig sein und gab ihm einen Kuss auf die Wange oder die Stirn. Ich fand das als Kind immer befremdlich. Sowohl die Umarmung als auch die Küsse.
Gürtel oder Rohrstock bekam ich nicht mehr zu spüren. Aber anderes. Der Kochlöffel lag als Drohgebärde bei Diktatberichtigungen immer mit auf dem Tisch. Geschlagen hat sie damit nicht. Wenn bei der Berichtigung ein Fehler drin war, wurde die Seite rausgetrennt, dann musste ich neu beginnen. Waren wieder Fehler drin gings von vorne los. Waren Tränen auf der Seite fings wieder von vorne an. So lange bis es sauber und richtig war.
Von den Verwandten war auch nichts anderes zu erwarten. Auch hier keinerlei Zuneigung. Man gehörte zur Familie. Ja, man steht sogar für die Familie ein und ist hilfsbereit. Aber nur, damit die Nachbarn nicht mit dem Finger auf die gesamte Familie zeigen und tuscheln.
Ich bin Erzieherin von Beruf. Als ich in der Ausbildung war, gab das gleich im ersten Ausbildungsjahr Schwierigkeiten. Vor mir stand ein Kind und war am weinen. Oder wie ich es damals noch sagte, plärren.... Die Praxisanleiterin kam dann auf mich zu und meinte, du musst das Kind schon mal hochheben und trösten. Das musste ich lernen. Diese Nähe bei Kindern zulassen.
Was ich bin heute auf den Tod nicht abkann ist, wenn Erwachsene auf mich zukommen und mich zur Begrüßung umarmen oder auf die Wange küssen wollen. Meine Kolleginnen machen das alle. In Gedanken nenne ich sie die Bussi Bussi Gesellschaft. Ich kann das absolut nicht ab. Ich lasse nicht jeden an mich ran. Ärzte, mein Partner und das wars dann auch schon. Die Kinder kann ich heute gut trösten. Aber ich bin da nicht mit dem Herz dabei. Es wirkt für mich wie geschauspielert. Ich verstehe dass der Schmerz weh tut. Ich verstehe das sie Trost brauchen. Aber ich kann dieses Gefühl das sie dabei haben nicht nachvollziehen.
Bei der Beerdigung meiner Mutter stand ich am Urnengrab. Menschen die ich nicht kannte vergossen Tränen weil sie tot war. Ich stand einfach nur da. Einfach auch weil die Todesursache so sinnlos war. Lungenkrebs. Sie hatte ihn 2 mal. Das zweite mal war es endgültig. Sie war starke Raucherin. Sie war nach 6 Jahren krebsfrei, fing aber wieder mit Rauchen an. Sie hätte länger leben können. Ich trauerte ein paar Monate eher so für mich im stillen Kämmerlein. Ging aber gleich weiter zur Arbeit. Andere fallen ja Wochenlang aus.
Das sind so die Dinge die bei mir gemütstechnisch durch fehlende Zuwendung aus dem Rahmen laufen und liefen. Es gibt drei Gründe, warum ich keine Kinder haben wollte. Dies ist einer der Gründe. Heute bin ich fast 50 und habe auch keine Kinder.
Aber das kannst du nicht auf alle anwenden, denn jeder Mensch reagiert anders.
Ich danke dir Belliwell dass du das teilst! ich kann es in Teilen sogar nachvollziehen und fuehle mich weniger alleine.. haettest du dir denn mehr Zuneigung gewuenscht? wenn ich es richtig rauslese,eher nicht oder?
Mangelnde Zuneigung und Liebe in der Kindheit erhöhen das Risiko für Bindungsstörungen, die sich in späteren Beziehungen durch unsicher-vermeidende, unsicher-ambivalente oder desorganisierte Bindungsmuster äußern. Betroffene haben Schwierigkeiten mit Intimität, Vertrauen, Konfliktlösung und Selbstwertgefühl.
Sie wählen möglicherweise auch Partner mit ähnlichem Verhalten und leiden unter einem erhöhten Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suchtverhalten.
Eine Therapie kann womöglich helfen, diese Auswirkungen zu bewältigen.
Betroffene haben Schwierigkeiten mit Intimität, Vertrauen, Konfliktlösung und Selbstwertgefühl.
Betroffene können das alles haben, aber müssen es nicht haben. Jeder Mensch reagiert anders.
aber was fuer eine therapie denn? und danke fuer deine antwort! ich bin erst 19 und koennte mir eine therapie nicht leisten.. von der krankenkasse werdensie ja nur uebernommen wenn es z.b depression ist
Für die späteren eigenen Bezoehungen ist das negativ, da man dann oft selbst nicht in der Lage ist, Liebe zu zeigen.
Das hängt von angeborenen Charaktereigenschaften ab. Manche werden zu liebervollen Eltern ( "ich mache alle anders"). Manche werden narzisstisch. Manche haben nicht mal realisiert, dass sie nicht geliebt wurden und sind halt " normal". Sie pflegen eventuell ihre Eltern im Alter und denken nicht mal daran, dass sie nie geliebt wurden.
Man neigt dann eher dazu Single zu bleiben!
echt? ich z.B versuche diese zuneigung und liebe bei anderen zu suchen und haenge dann an dieser person die mir das alles gibt...und ich kann die person schlecht verlassen..auch wenn es mir nicht gut tut...ist das der grund warum du single bleibst?
ich wuerde mich in die erste charaktereigenschaft einordnen