Katze mag mich nicht?

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Erst einmal musst du dir immer und immer wieder bewusst machen "Die Katze ist ein Lebewesen, kein Stofftier".

Eine Katze - also auch deine - hat eigene Bedürfnisse, wird durch Erfahrungen geprägt, hat ihren persönlichen Charakter.

Es gibt Katzen die total auf ihren Bezugsmenschen fixiert sind. Und es gibt Katzen die lassen Nähe nur zu ihren eigenen Bedingungen zu (wann SIE wollen, so lange SIE wollen, so wie SIE wollen).

Überleg mal wie es für dich selbst wäre, wenn da ein Familienmitglied mehrmals pro Stunde zu dir käme (egal was du grade machst, egal ob du grade isst oder schläfst oder etwas lernst oder liest, TV schaust, dir die Zähne putzt, dich grade duschst...) und dich sonstwo an deinem Körper betascht/ streichelt. Wenn dieses Familienmitglied auf kein "Nein" von dir reagiert, nicht darauf reagiert wenn du versuchst Abstand zu gewinnen, dir nachläuft um weiterzumachen....

Dieser Gedanke ist regelrecht gruselig, stimmts? Es fühlt sich ätzend an wenn man darüber nachdenkt das jemand es wagen könnte einen die ganze Zeit so zu belagern.

Zurück zu Katzen. Katzen sind dahingehend genauso wie Menschen. Sie möchten auch mal ihre Ruhe haben, sie möchten ungestört schlafen oder fressen oder sich putzen oder einfach dösen, aus dem Fenster schauen, was auch immer. Sie möchten nicht in einer Tour überall betatscht werden.

Auch Katzen haben Körperregionen die (für sie speziell) sehr empfindlich sind, an denen sie nicht berührt werden möchten. Das ist von Katze zu Katze verschieden intensiv.

Eine Katze reagiert, wenn ihr eine physische Nähe zu einem anderen Lebewesen (egal ob Mensch oder Tier) in dem Moment unangenehm ist (oder sie sich einfach gestört/ eingeengt fühlt) abweisend und zeigt dies mehr oder weniger deutlich.

Ich hab die folgenden Punkte der ungefähren (von mir erlebten) Reihenfolge nach aufgeschrieben. IdR erlebt man davon aber nicht alle zusammen/ hintereinander sondern kapiert "irgendwann" was los ist.

  • Zucken des Fells/ Körperanspannung
  • Wegziehen der Pfote die grade angefasst wird/ die Katze beendet den Körperkontakt zu dem Lebewesen das sie grade berührt
  • verbale Lautäußerung (maunzen beispielsweise). Kennt man diese Katze schon länger, hört man hier dann möglicherweise am Tonfall heraus das sie unwillig ist/ genervt ist
  • Ohren anlegen, Fell sträuben
  • fauchen
  • Warnbrummen
  • mit der Pfote (mit oder ohne Krallen) nach der Person schlagen die sie grade anfasst
  • zubeißen (je nach Temperament, je nachdem wie sie die Person einschätzt, ists vielleicht nur ein sanfter Warnbiss der höchstens ein bisschen zwickt)
  • zubeißen (fester) um klar zu signalisieren "Lass das, sofort"
  • Rückzug (die Katze sucht deutlich räumlichen Abstand)

Mit der Zeit gewöhnt sich eine Katze daran das "dieser Mensch" oder "diese Gruppe Menschen" keine Grenzen respektieren und bleibt daher vorsichtshalber auf Abstand.

Dies war beim Kater meiner Kindheit der Fall. Waren Spielkameraden von mir bei mir daheim, suchte der Kater das Weite - denn er hatte gelernt das er durch eine größere Menge an Menschenkindern nicht in Ruhe gelassen wird.

Ob eine Katze/ deine Katze jemals entspannt neben dem Katzenbesitzer/ menschlichem Mitbewohner/ neben dem Bezugsmenschen schlafen kann.... oder sogar auf dem Schoß des Menschen... das ist abhängig von ihrem Charakter und ihren Vorerfahrungen.

Der Kater meiner Kindheit lag gern mal auf meinen Beinen oder direkt neben mir. Bei meinen jetzigen Katzen ist es verschieden. Der Kater schmeißt sich neben mich und sucht intensiv Körperkontakt (fordert diesen auch ein), oder springt auf meinen Schoß, oder legt sich einfach auf meine Beine/ meinen Oberkörper wenn ich irgendwo liege. Meine Katze dagegen ist da wesentlich zurückhaltender. Als Jugendliche lagen sie alle Nase lang auf mir (auf den Beinen oder dem Oberkörper oder sogar auf meinem Rücken), mit Erreichen des Erwachsenalters veränderte sich das bei unserem Katzenweibchen. Viele Jahre ließ sie nur durch unseren Nachwuchs Streicheleinheiten zu. Uns Erwachsenen wich sie aus.

Mittlerweile hat sie gelernt das wir ihre Grenzen vollkommen respektieren und sie die Art/Dauer/ den Zeitpunkt des Körperkontaktes (streicheln) bestimmt. Mittlerweile setzt sie sich auch manchmal auf meine Oberschenkel, noch seltener legt sie sich dort entspannt drauf für mehrere Minuten.

Aber dieser Prozess (von "Rühr mich nicht an!" bis hin zu "Okay, jetzt bin ich da und will gestreichelt werden" bzw. "Hey, ich will genau jetzt ganz intensiv kuscheln") dauerte Jahre.

verreisterNutzer  23.01.2021, 16:42

Ich bedanke mich sehr, doch wenn ich jetzt Ihren Rat nachgehe, denken Sie, dass sich die Katze daran gewöhnen wird? Denken Sie, dass zwischen uns wieder alles gut wird? Denn sie distanziert sich von uns schon ziemlich lang und versucht auch immer wegzulaufen, wenn wir zu ihr kommen. Sie läuft nur nicht weg, wenn sie gerade in ihrem Bett liegt

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Rockige  23.01.2021, 18:03
@verreisterNutzer

Da jede Katze anders ist, jede Wohnsituation mit den dortigen Menschen anders ist, kann man das als Außenstehender nicht einschätzen.

Bei uns half Ruhe, Geduld dem Katzenweibchen gegenüber. Wir lernten, sie einfach im Raum zu respektieren - ohne ihr auf die Pelle zu rücken oder sofort zuzugreifen (streicheln) wenn sie an uns vorbeikam.

Sie gewöhnte sich im Laufe von Monaten (!) daran und konnte irgendwann auch mal total entspannt auf meinem Tower neben meinem Computertisch entspannen. Ich denke auch das mein Hobby (häkeln) mit dazu beitrug. Denn dafür setze ich mich gemütlich aufs Sofa, konzentriere mich da drauf, strahle Ruhe aus. Mein Katzenweibchen begann sich neben mich zu legen (erst mal nur auf Abstand, mit der Häufigkeit kam sie immer näher bis sie anfing sich genau neben mich zu legen) und chillte dort dann solange ich häkelte.

Andere zeichnen oder schreiben oder puzzlen (oder sonstiges).... eben ruhige Beschäftigungen bei denen man keine hektischen Bewegungen macht.

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Wenn man die Ursache für ein Problem kennt, ist es nicht mehr schwer es zu lösen.

Da du in der Lage bist, den Grund zu erkennen, wirst du wohl auch in der Lage sein zielorientiert und zum Wohlbefinden des Tieres zu handeln, was dir ja nun einmal den gewünschten Erfolg bringen wird.

Wo ist jetzt das eigentliche Problem?

L. G. Lilly

Katzen sind zwar sehr anhänglich und können ihr ganzes Herzchen ihrem Menschen schenken, aber sie erwarten auch größten Respekt.

Ich streichel meine Katzen auch mal, wenn sie schlafen, aber dann nur ganz leicht über die Fellspitzen. Dann grummeln sie, strecken sich und schlafen weiter. Man darf ihre Würde nicht verletzen.

Wenn man dann so ein richtiges Liebes- und Vertrauensverhältnis mit seiner Katze hat, kann man mit ihr auch richtig viel unternehmen.

Meine Kiki liebt zum Beispiel stundenlange Spaziergänge im Wald, weit ab von Menschen und Hunden. Sie fühlt sich in meiner Nähe sicher und weiß, dass ich ihrer Neugier freien Lauf lasse. Sie hat nie Anstalten gemacht wegzulaufen.

https://www.youtube.com/watch?v=tExn27RPxgw

Bei meiner ersten Katze, mit der ich das probiert hatte, war es etwas anders. Sie kam aus dem Tierheim und war als Wohnungskatze sehr unglücklich. Dann habe ich sie nach einne halben Jahr in den Katzenkorb gesteckt und ins Auto verfrachtet. Dann bin ich tief in den Wald gefahren mit ihr, wo weder Menschen noch Hunde zu erwarten waren. Und ich habe drauf geachtet, dass keine Haufen von vertrockneten Ästen da waren, wo sie sich verkriechen konnte.

Dann habe ich die Autotür aufgemacht und dann den Katzenkorb. Und wusch, war sie weg, aber ich bin nicht hinterher. 30 Sekunden später kam sie zurückgerannt. Dann bin ich ganz langsam ausgestiegen, hab leise die Autotür zugemacht, bin ein paar Schritte gegangen und hab mich dann auf den Waldboden gesetzt. Katz hat dann immer größere Kreise um mich gezogen und wenn sie in hohem Gras verschwunden war, hat sie gerufen und ich habe geantwortet. Dann bin ich langsam aufgestanden und losgegangen und sie hinterher, oder an mir vorbeigedonnert, Bäume hoch und runter, ähnlich wie Kiki in dem Video. Wir haben noch viele Umzüge zusammen gemacht und obwohl sie dann immer Freigänger sein konnte, sind wir trotzdem weiter spazieren gegangen.

Man muss die Körpersprache von Katzen genau lesen lernen. Schau dir Kevin Richardson an, wie er mit den Löwen umgeht. Er läßt sie genau in dem Moment in Ruhe, wo er annimmt, dass es sie stören könnte, wenn er weiter macht.

https://www.youtube.com/watch?v=6Cntb-BRED4

Unsere kleineren Katzen sind genauso. Wenn ich eine auf dem Schoß habe und streichel sie, und sie macht irgendwelche Anstalten, dass sie weg will, dann lasse ich sie sofort los. Oft genug scheint sie dann zu denken: Ach nein, eigentlich will ich ja doch nicht weg. Eine andere Katze mag eigentlich gar nicht auf den Arm genommen werden. Jetzt ist sie 4 Jahre alt und läßt sich das manchmal gefallen. Dann hängt sie über meiner Schulter und schnurrt sogar, aber lange hält sie das nicht aus. Sobald ich das merke, setze ich sie ganz vorsichtig auf dem Boden ab. Ein anderer ist ein ziemlicher Einzelgänger, hat aber Phasen, da braucht er ganz intensive Nähe. Ich merke das daran, wie er irgendwo sitzt, mich anschaut und welchen Ton er von sich gibt. Dann nehme ich ihn auf den Arm und er saugt sich am Pullover fest, gerät richtig in Trance. Das kann ein paar Tage so gehen, und dann ist das wieder für eine Weile vorbei. Jede Katze ist ein Abenteuer für sich.

verreisterNutzer  22.01.2021, 17:14

Ich bedanke mich sehr bei Ihnen! Danke, dass Sie so viel nur für mich geschrieben haben!!!

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Was kann ich dagegen tun?? Genauergesagt, wie kann ich mich dazu bringen, sie nicht immer zu atören und zu nerven

Reicht es nicht, dass sie dich nicht mag? Das sollte als Tierhalter wirklich Ansporn genug sein.

verreisterNutzer  22.01.2021, 19:54

Naja, ich bin mit nicht sicher ob sie mich nicht mag, manchmal leckt sie meine Hand ab oder schnurrt, wenn ich sie streichle. Andererseits beist sie oder kratzt (jetzt nicht so extrem, dass die Kratzer anfangen zu bluten) mich. Ich verstehe ihre Gefühle zu mir nicht so genau...

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verreisterNutzer  22.01.2021, 20:20
@verreisterNutzer

Sie kratzt und beißt dich nicht, weil sie es so toll findet, dass du sie ständig nervst.

Lass sie in Ruhe. Sie wird dann von selbst auf dich zukommen, wenn sie es möchte.

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Die Katze einfach in Ruhe lassen. Sie will selber entscheiden, wann sie zu dir kommt. Lass sie einfach mal. Du wirst sehen, dann kommt sie.

verreisterNutzer  22.01.2021, 16:16

Sollte ich sie komplett ignorieren? Meine Mama füttert sie immer, sie braucht mich theoretisch nichteinmal...

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Hugito  22.01.2021, 16:19
@verreisterNutzer

Ja. Das ist gut. Möglichst ignorieren. Wenn sie merkt, dass Du nichts machst, dann kommt sie. Vor allem sollte immer die Katze entscheiden, wer sie anfasst und wo sie schläft.

Du kannst mit Deiner Mama vereinbaren, dass Du die Katze fütterst. Dann wird die Katze auf Dich aufmerksam.

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