Kann man anhand von Wolken Erdbeben vorhersagen?
Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen
10 Antworten
Und wenn, dann leider nicht wirklich früh genug. Wenn der Dreck erstmal in der Atmosphäre ist und das Wolkenbild verändert, dann ist es schon zu spät für eine angemessene Frühwarnung.
Seismographen an Ort und Stelle ermitteln einen bevorstehenden Ausbruch jedenfalls sehr viel effizienter und vor allem früher.
Im Kaffeesatz kann man nicht die Zukunft sehen und an Hand von Wolken kann man keine Erdbeben vorher sehen.
Einerseits ist eine Vorhersage eine Prognose bevor etwas passiert. Das geht bei Erdbeben nicht. Vorhersagen von Erdbeben im Sinne von "In dieser Woche ist es soweit" sind nicht möglich. Erdbeben entstehen meistens durch plattentektonische Prozesse im Untergrund die sehr langfristig sind. Ab einem gewissen Punkt kann es einfach morgen oder in 100 Jahren soweit sein. Das Wetter an einem Ort kann durch die theoretische Möglichkeit eines baldigen Erdbebens nicht beeinflusst werden. Sonst müssten viele Regionen der Erde wirklich interessante Wetter- und Wolkenstimmungen haben. Allerdings gibt es Regionen der Erde bei denen man sich sicher sein kann, dass das Beben irgendwann kommt. Das beruht auf Erfahrungswerten und der Kenntnis der Bewegung der Erdplatten. Besonders bekannt ist das nächste Beben an der San-Andreas Verwerfung, das kommt ganz sicher, aber ob morgen, in fünf Jahren oder in 50 Jahren weiß man nicht und könnte es auch heute nicht sagen wenn es morgen soweit wäre.
Was möglich ist und in einigen Ländern bereits gemacht wird ist sich Eigenschaften von Erdbeben im ablaufenden Prozess zu Nutze zu machen. Sehr vereinfacht gesagt sind Erdbebenwellen unterschiedlich, manche sind Longitudinalwellen und andere Scherwellen. Besonders zerstörerisch sind die Scherwellen, aber die Longitudinalwellen sind schneller und treffen vom Epizentrum ausgehend an einem bestimmten Ort etwas früher ein. Je nachdem wie weit das Epizentrum weg ist entsteht also ein kurzer Zeitslot von Sekunden bis etwa einer Minute bevor die besonders kritischen Wellen kommen. Das kann reichen, um schnelle, vor allem automatisierte Sofortmaßnahmen einzuleiten: Schnellzüge anhalten, Fahrzüge stoppen, Industrieroboter anhalten, Schweißgeräte und andere abschalten, Feuergefahr reduzieren und erste Warnsignale an die Bevölkerung... Die Zeit reicht natürlich nicht für viel, kann aber Schäden reduzieren und Leben retten. Das ist aber keine Vorhersage, denn das wird gemacht wenn die Sache quasi schon passiert ist. Erdbeben sind viel zu schnell als das da Wolken irgendetwas bringen würden, selbst wenn sie sich verändern würden. Bis Du da in den Himmel schaust und Dir denkst "Oh, ein Erdbeben!", bis dahin hast Du das ganz sicher schon mitbekommen.
Ich weiß, dass vor großen Erdbeben manchmal auch größere Mengen an Radon aus dem Boden entweichen. Die Radon-Methode ist die bisher akurateste Methode. Man nimmt an, dass im Falle eines bevorstehenden Erdbebens die Gesteinschichten durchlässiger für Radon werden. Der Radonwert übersteigt vor Erdbeben manschmal ein vielfaches der normalen Menge. Bei einer Studie im Vogtland mit Schwamrerdbeben wurde festgestellt, dass in 60% der Fälle vor einem Erdbeben vermehrt Radon hochkam.
Es gibt noch einen Ansatz mit seismischen Beben, Neigung der Erdoberfläche und elektromagnetischen Eigenschaften des Gesteins, aber diese sind nicht so akkurat.
Man kann auch noch stärkere Erdbeben vermuten, wenn viel Schwarmerdbeben auftreten, Tiere sich komisch verhalten oder (langfristig) wenn Erdbenen überfällig werden.
Insgesammt muss man jedoch festhalten, dass man Erdbeben noch nicht zuferlässig vorhersagen kann.
Zwar existieren Studien, die tatsächlich nachweisen, dass gewisse Mikrobeben in bestimmten geografischen Regionen der Erde gravitativ die Bildung von Höhenwolken auslösen können, die Vorhersage eines Erdbebens ist jedoch dadurch nicht möglich.
Allenfalls kann eine Häufung von solch ausgelösten Wolken als leise Vorahnung auf ein stärkeres Erdbebenereignis gedeutet werden.