Kann man als Autist ein Christ sein?
Die Frage scheint erstmal etwas komisch zu sein. Ich erkläre gerne was ich meine.
Ich bin Autist und lese in der Bibel in christlichen Texten usw. Bin auch im Internet viel unterwegs was das Thema Christentum angeht. Jedoch habe ich brutale Schwierigkeiten mit der Umsetzung.
Zum einen mit dem Thema Liebe. Ich bin wirklich oft sehr unemphatisch. Ich liebe auch nur Menschen die mir schon lange sehr nahe stehen. Oft lassen mich Gefühle anderer kalt und ich kann mich auch gar nicht wirklich in sie reinversetzen. Ich kann diese allumfassende Liebe gar nicht entwickeln, selbst wenn ich es wollte.
Dann kommt oft das Wort "Gemeinde" bzw. "Gemeinschaft" vor. Auch da habe ich wenig Interesse daran, mich in einer christlichen Gemeinschaft aufzuhalten und mit den anderen über Gott und meine Erfahrungen zu reden. Ich mach das lieber alles für mich alleine.
Ich gehe auch gerne alleine in die Kirche. Jedoch gibt es für mich nichts schlimmeres an diesem Ort, wenn andere dazu kommen und man sie reden hört, auch wenn sie nur flüstern. Das geht mir richtig unter die Haut, und anstatt mich zu besinnen, werde ich gestresst. Dann war es das dann auch erstmal mit der Liebe, und ich sitze gereizt in der Kirche, bis diese Personen wieder verschwunden sind.
Ja, nicht alles sehr christlich, aber nun erklärt sich auch meine Ausgangsfrage.
Ist es dennoch möglich den Glauben an Jesus zu leben, auch ohne diese universelle Liebe zu entwickeln und in der Gemeinschaft zu sein?
13 Antworten
Die Agape liebe, die jesus predigte war eine Grundsatztreue liebe, zu Gott. Die grundsätze Gottes versuchen zu halten und umzusetzen, egal welche Gefühle man hat oder ober man keine hat. Ich bin mir sicher wenn du weiter die Bibel studierst und dich mit Jesu Opfer beschäftigst wird deine Liebe zu ihm wachsen und du wirst anfangen seine Grundsätze umzusetzen. Ob du es schaffst oder nicht spielt keine Rolle, dein Wille zählt und das du nicht aufgibst. Du wirst sehen, er wird deine Bemühungen segnen
Im Bezug auf Nächstenliebe könnest du kleine Schritte unternehmen. Jeden Tag eine gute Tat? Nichts großes, eine Kleinigkeit, auch wenn es dir schwer fällt, du kannst danach stolz auf sich sein, das du es geschafft hast und Gott wird deine Bemühungen segnen. Sprich im Gebet mit ihm darüber und mach kleine Schritte.
Eine Gemeinde ist schon wichtig. Wer mit weisen wandelt, wird weise werden. Sie können dir helfen in verschiedenen Situationen, Fragen beantworten und Trost spenden. Gleichgesinnte die dich auf dem richtigen weg halten. Das ist jetzt sehr schwierig für dich, aber es gibt auch andere möglichkeiten wie Zoommeetings oder andere Kommunikations möglichkeiten.
Ich kann mich nicht wirklich in deine Lage versetzen, aber vieleicht hilft dir das ein wenig
Lg
Zum einen mit dem Thema Liebe. Ich bin wirklich oft sehr unemphatisch. Ich liebe auch nur Menschen die mir schon lange sehr nahe stehen. Oft lassen mich Gefühle anderer kalt und ich kann mich auch gar nicht wirklich in sie reinversetzen. Ich kann diese allumfassende Liebe gar nicht entwickeln, selbst wenn ich es wollte.Aus Katholischer Sicht sage ich dazu folgendes:
- Die Christliche Nächstenliebe ist ja auch gar kein Gefühl ,sondern damit ist das richtige tun gemeint ,das du aus deinem freiem Willen heraus zum Wohle deiner Mitmenschen und zur Ehre Gottes tun sollst. Das musst du also gar nicht fühlen ,sondern tun.
- Christlicher Glaube ist als nicht nur etwas für Schwärmer und,Gefühlsschwelgende. Die Erlösung , die Auferstehung die ja der eigentliche Sinn des Christlichen Glaubens doch ist,ist für jeden Charackter möglich.
- Nüchternheit ist sogar laut dem Apostel Paulus besser als Schwärmerei,die oft den Glauben aufkündigt,wenn dann mal die netten Gefühle ausbleiben.Und das wird früher oder später bei jedem einmal passieren .
Dann kommt oft das Wort "Gemeinde" bzw. "Gemeinschaft" vor.
Auch da habe ich wenig Interesse daran, mich in einer christlichen Gemeinschaft aufzuhalten und mit den anderen über Gott und meine Erfahrungen zu reden. Ich mach das lieber alles für mich alleine.Das heisst gar nicht "Gemeinschaft" ,sondern Εκκλησια =heisst wortwörtlich :
"Die Versammlung der Christgläubigen"
Dort geht man natürlich schon hin als Christ .Aber diese Versammlung , die dient nicht Primär als Soziale Auffangstation, (Wie ich in Protestantischen kreisen dagegen oft erkenne.)
Sondern die Kirche dient als eine Garantie nicht den rechten Weg zu verlieren. Die Kirche ist also der Garant dafür dass du nicht im Glauben in die Irre gehst.
1 Tim 3,15Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.
2. Thes 2,15
Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.
2. Thes 3,6
Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat.
Die kirche ist also dazu da :
- Die Sakramente zu spenden in denen Christus in der Kirche weiterwirkt .
- Und ,dass du das Ziel auch erreichen wirst : Die Auferstehung .
- Und dass du auf dem Weg dahin möglichst im Stande der Gnade bleiben kannst .
Alles andere ist nur soziale Zugabe,der du nicht verpflichtet bist . Relevant ist alleine der Liturgische Vollzug und da gibts interaktion ,aber nur zwischen dir und Jesus Christus ,Dem Vater und dem Heiligen Geist .
FAZIT:
- Wenn du also keine grosse Gemeinschaft willst,und brauchst innerhalb der Kirche ,reichts völlig aus,wenn du dir einen Guten spirituellen Begleiter suchst,der am Besten noch gleich dein Beichtvater ist ,und der dir auch Regelmässig das Sakrament der Beichte gleich spenden kann.Und dem du dich anvertrauen kannst in allen Glaubensfragen.
- Am Sonntag ,an Feiertagen und falls du möchtest ,besuchst du täglich die Heilige Messe.Du trittst ein in die Liturgie ,auch hin zur Eucharistie .Da musst du mit keinem ein Wort reden.Du kommst und gehst auch wieder und keiner wird sich dabei irgendwas denken,weil du kommst ja wir wir alle wegen Gott zum Gottesdienst .. Der Caffe findet anschliessend wo anders statt und keiner muss dort hingehen.Und keiner wird komisch finden,wenn du dort nicht hingehst.
Ich gehe auch gerne alleine in die Kirche. Jedoch gibt es für mich nichts schlimmeres an diesem Ort, wenn andere dazu kommen und man sie reden hört, auch wenn sie nur flüstern. Das geht mir richtig unter die Haut, und anstatt mich zu besinnen, werde ich gestresst. Dann war es das dann auch erstmal mit der Liebe, und ich sitze gereizt in der Kirche, bis diese Personen wieder verschwunden sind.
➡️Dann solltest du eine Kirche finden,wo man noch versteht was das für ein Ort ist .
Im alten Ritus bei der St Petrusbruderschaft (Nicht zu verwechseln mit der St.Piusbruderschaft ,dieich leider nicht mehr empfehlen kann) wird selten in der Kirche so unbesonnen daher Gequatscht ,vielleicht wärst du an einem solchen Ort dann daher besser aufgehoben.
Dann solltest du vielleicht mal dort schauen ob es dir mehr entgegenkommt .Dort ist man überhaupt in allen Dingen sehr nüchtern.
Lg ⚘
https://www.pro-missa-tridentina.org/heilige-messen/standortkarte.htm
Das heisst gar nicht "Gemeinschaft" ,sondern Εκκλησια =heisst wortwörtlich :
Es gibt das Wort ekklesia (Volksversammlung, im christlichen Sinn Gemeinde bzw. Kirche) und das Wort koinonia (Gemeinschaft). »Versammlung« heißt auf Griechisch übrigens synagoge.
Denno392 hat sowohl sie Gemeinde,also ekklesia erwähnt wie die Gemeinschaft, also die koinonia. Die Gemeinschaft (koinonia) im biblischen Sinn ist sehr praktisch, z.B,gemeinsame Kasse. Reine Wohlfühl-Gemeinschaft ist nicht biblisch, aber es sollte schon so sein, dass man sich kennt,schätzt und gegenseitig hilft (von spiritueller Hilfe bis zur tätigen Nächstenliebe).
Dass das keine Pflicht ist, so dass jemand, der das nicht kann, wie ein Autist, schlechte Karten hat, hast du ja schon gut erklärt.
Auf das speziell katholische gehe ich besser nicht ein …
Hallo Denno392,
um es vorweg zu sagen: Ja, es ist auch als Autist möglich, Christ zu sein! Der Apostel Petrus sagte einmal über Gott:
Jetzt verstehe ich wirklich, dass Gott nicht parteiisch ist, sondern dass er in jedem Volk den Menschen annimmt, der Ehrfurcht vor ihm hat und tut, was richtig ist (Apostelgeschichte 10:34,35).
Worauf es hier ankommt ist, dass Gott niemandem gegenüber parteiisch ist. Ausschlaggebend für Gott ist die Ehrfurcht vor ihm und dass er das tut, was richtig ist. Wenn Dir das als Autist nur in begrenztem Unfang möglich ist, dann weiß Gott natürlich um Deine Grenzen, die Dir gesetzt sind. Er möchte einfach, dass Du das tust, was Du kannst. Außerdem ist er dazu bereit Dir zu helfen, das Christentum so gut wie möglich auszuleben.
LG Philipp
Ja, das geht. Denn es geht hier nicht um Gefühlsduselei. Nächstenliebe heißt, ich verhalte mich allen Menschen gegenüber so, wie gegenüber einer geliebten Person. Es geht also primär um das liebende Verhalten , nicht um zuckrige Gefühle. Auch wer diese Gefühle nicht hat, kann sie in der Regel dennoch abstrakt, verstandesmäßig nachvollziehen, und danach handeln. Dies ist immer möglich, sofern die Fähigkeit zu lieben im Prinzip vorhanden ist.
Niemand kann wirklich alle anderen lieben. Viele machen es einem da auch sehr schwer. Meines Erachtens geht es da primär um das wohlwollende Verhalten. Nicht um Gefühlsduselei.
Die Gemeinschaft ist wichtig. Denn der wahre Glaube hat immer diesen Aspekt. Wir alle sind Kinder Gottes und damit Geschwister. Es ist meine feste Überzeugung, dass Gott uns alle als harmonisch geeinte Gemeinschaft um sich versammeln will. Nicht als chaotisches Durcheinander lauter Egos. Ich möchte hier als Beispiel nur verweisen auf das Vaterunser.
Soweit ich weiß sind auch bei Autismus durchaus Fortschritte und Veränderungen möglich. Ich würde mich daher auf die Gemeinschaft mit anderen so weit wie möglich einlassen. Vielleicht wird es mit der Zeit besser.
Du brauchst NICHTS zu entwickeln! Wenn du das Evangelium gelesen hast und Gott dir Glauben schenkt, dann hast du mit IHM alles, was du zum Leben und Glauben brauchst:
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen [Regionen] in Christus, wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien. In Liebe hat er uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade, In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt — in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Epheserbrief 1:3-7, 13-14 https://bible.com/bible/157/eph.1.3-14.SCH2000
Na ja,man sollte seine Lehre nicht nur auf eine Bibelstelle gründen. Es gibt gute Gründe, warum es im NT Aufrufe zur Nächsten, Feindes- und »Geschwister«liebe gibt. Und di9e Aufforderung, die Gottesdienste nicht zu versäumen.
Aber wie schon andere gesagt haben: Gott kennt die Probleme von Autisten und wird Denno nicht überfordern.