Kann das Jugendamt mich zwingen, in einer Wohngruppe zu bleiben?


14.07.2025, 20:20

Gibt es hier vielleicht jemanden, der beim Jugendamt oder in einer Wohngruppe arbeitet und mir was dazu sagen kann, was ich vllt machen könnte?

9 Antworten

Die kurze Antwort auf deine Frage ist: Ja. Ja, das Jugendamt darf das, weil eine Richterin das so verfügt hat. Wenn du nicht in der Gruppe bleibst, kann die Polizei dich auch holen (hat sie ja auch schon gemacht). Wenn du dir genau erklären lassen möchtest, wieso alles so ist wie es ist, dann frag einen Betreuer oder die für dich zuständige Person im Jugendamt. Die kennen den Fall – wir haben nur deine (einseitige) Schilderung. Deswegen würde ich mir nicht anmaßen, hier irgendwas zu beurteilen.

Wenn eine Richterin schon darüber geurteilt hat, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass du was dagegen machen kannst.

Hallo Leni,

Du ja in ein ziemliches Schlamassel reingeraten, und musst die Suppe nun auslöffeln die dir andere eingebrockt haben.

Das Schlimmste scheint mir zu sein dass du außerhalb von betreuten Wohnen keine vernünftigen Ansprechpartner hast.

Nutze mal die Nummer gegen Kummer und ich hoffe dass du da erstmal jemanden findest der dir nicht nur zuhört sondern auch die rechtliche Seite kennt und dir helfen kann die ganze Situation zu entschärfen.

https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendberatung/

Du kannst mit denen chatten, telefonieren und das Schöne ist das bleibt so lange anonym und vertraulich bis du sagst dass du einverstanden bist dass dein Name genannt wird damit was geändert werden kann.

Aber denke auch daran dass du mit den Erziehern im Betreuten Wohnen auch eine offene Beziehung aufbauen musst, damit die besser beurteilen können ob du z.B schon reif dafür bist mit deiner Mutter alleine ein paar Stunden zu verbringen.

Mit jedem Tag der vergeht kommst du diesem Ziel näher. Ich drücke dir fest alle Daumen und auch noch meine beiden großen Zehe. Und viel Glück

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich fühle was du sagst. Ich war damals in ganz ähnlichen Situationen. Es tut mir ultra leid zu hören, weil du durch diese Erlebnisse in paar Jahren noch mehr psychische Schaden tragen wirst. Die traumatisieren dich! Sowas ist nicht okay, aber was ich dir in dieser Situation machen würde ist sehr schwer zu sagen. Mit Ende 10 als meine Familie richtig aufgelöst war, da mich mein Dad mit meinem Bruder verlassen hat, hieß es meine Mutter würde das niemals schaffen und ich würde nach den Ferien in ein Heim kommen. Ich sehe die Tränen meiner Mutter bis heute noch vor Augen, wobei meine Mom nie für diese drecks Umstände was konnte. Mein Vater war einzig und alleine daran schuld. Ich hatte mich dann dazu entschieden, nach Mallorca zu fliegen und zu meinem Dad zu ziehen. Ging nicht lange gut und schnell war ich wieder in Deutschland. Danach musste ich Gott sei Dank nicht ins Heim, aber du erlebst gerade das, wofür ich mit 11 am meisten Angst hatte. Lass deine Trauer raus und signalisiere den Betreuern/Erziehern, dass das der vollkommen falsche Ort für dich ist. Du wirst offensichtlich daran kaputt gehen… Einfach deine Trauer rauslassen immer und hoffentlich sehen sie dann irgendwann, dass das der falsche Ort ist. Unterdrücke aber niemals dort deine negativen Emotionen. Natürlich solltest du aber nicht aggressiv und rebellisch sein. Du bist aber kaum kooperationsbereit, wenn du dich in so einer Lage befindest und gerade in tiefer Trauer bist. Das wird alles sehr krasse Narben in dir hinterlassen. Das Leben kann sehr ungerecht sein… Du tust mir unfassbar leid und ich wünsche dir nur das Beste 🙏🏼!


Lenileni947 
Beitragsersteller
 13.07.2025, 18:38

Danke für deine liebe Antwort und tut mir echt voll leid für dich, dass das bei dir auch so schwierig war… wie hast du es dann geschafft, das Jugendamt zu überzeugen, dass du bei deiner Mutter wohnen kannst?
Und ja, ich muss das auch mehr zeigen, wie’s mir geht, das stimmt… ich habe dann nur irgendwie das Gefühl, ich würde aufgeben und die hätten sozusagen “gewonnen”. Weiß nicht, ob das Sinn ergibt… aber ich werde trotzdem versuchen, mich mehr zu öffnen (ohne auszurasten, wird spannend haha)

mestiza  13.07.2025, 19:42
@Lenileni947

Wenn du denen nicht den Eindruck machen wirst, dass du dich da in der Gruppe anpassen kannst, dann werden die irgendwann selber sehen, dass das aussichtslos ist. Ich weiß selber nicht genau wie ich das geschafft habe, dass ich nicht ins Heim komme. Wie gesagt war ich mit meiner Mom alleine in Deutschland und es hieß, dass ich ins Heim komme. Ich bin dann nach Mallorca gezogen, aber nach 2 Monaten wieder zurück zu meiner Mom, weil da alles schief gelaufen ist mit meinem Dad. Wahrscheinlich dachte sich das Jugendamt: „Okay, die ist bei ihrer Mom und wir müssen weiterhin öfters zu Besuch kommen, um zu gucken wie sich das entwickelt. Falls du irgendwann wieder bei deiner Mom bist, dann wird regelmäßig das Jugendamt kommen, um nach dir zu schauen. Da solltest du nichts negatives sagen. Wenn die merken, dass das mit deiner Mom gut klappt, dann werden sie nicht weiterhin kommen.

Lenileni947 
Beitragsersteller
 13.07.2025, 23:41
@mestiza

Ja, ich hoffe, dass sie uns irgendwann eine Chance geben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, hier zu bleiben bis ich 18 bin…

Hallo, ich kenne mich zwar mit dem Jugendamt nicht aus und auch nicht, welche Rechte es hat. Aber ich finde deine Situation ganz schlimm und irgendwie auch unmenschlich.

Jedoch kenne ich auch nicht deine familiären Verhältnisse und den Grund, warum sie dir Schaden zufügt hat.

Deshalb denke ich, es liegt sehr viel an deiner Familie. Wenn sie will, dass du zurückkommst und auch die Aussicht besteht, dass sie dir in keinem Fall mehr schadet, kann eigentlich nur sie allein bewirken, dass du wieder nach Hause kommst.

Ich fürchte, du alleine kannst dabei nichts ausrichten. Du solltest also mit deiner Mutter reden, denn sie müsste dir sagen können, warum oder wielange du überhaupt noch in der Wohngruppe bleiben musst.

Du bist noch sehr jung und es kann sein, dass du den Grund nicht verstehst, deshalb versuche dich mit den Gegebenheiten abzufinden. Es ist mit Sicherheit eine schlimme Zeit für dich, aber du bleibst ja dort nicht ein Leben lang.

Dennoch, wenn du zweimal in der Woche etwas beantragen darfst, würde ich jedesmal schreiben, dass es dir nicht gut geht und du nach Hause möchtest. Ich würde auch darum bitten, in der Familie noch einmal alles genau zu überprüfen, ob sich inzwischen nicht einiges zum Guten gewandt hat. Ansonsten versuche das Beste aus deiner Situation zu machen und sorge immer dafür, dass es deiner Psyche einigemaßen gut geht. Das kannst du aber nur, wenn du die Dinge, die unabänderlich sind akzeptierst wie sind.

Wenn ich dein Schreiben lese denke ich, du bist ein sehr starkes Mädchen und du schaffst das ganz bestimmt. Ich wünsche dir alles Gute.


Lenileni947 
Beitragsersteller
 13.07.2025, 23:51

Danke für deine lieben Worte, es tut so gut das zu hören, dass jemand anders die Situation auch so sieht, dass es schwierig ist!
Das mit dem beantragen ist halt so eine Sache… wir müssen wirklich jeden kleinen Müll beantragen, so was wie darf ich ne halbe Stunde länger nach draußen, darf ich mehr Zeit in meinem Zimmer verbringen, darf ich eine Zwischenmahlzeit außerhalb der Gruppe essen… allein davon werde ich schon bescheuert. Und dann kann ich halt nicht jede Woche das gleiche schreiben, wo ich eh weiß, dass immer die gleiche Antwort kommt (“wir verstehen, dass es schwierig ist, aber es ist nur zu deinem besten” in allen erdenklichen Variationen). Dann habe ich halt einen von meinen zwei Anträgen schon verschwendet für was, was ich eh nicht bekomme, verstehst du?

Und das mit dem sich damit abfinden sagt meine Bezugsbetreuerin auch immer. Hat sie wsl auch recht und ich sag dann auch, dass ich’s versuche und dann liege ich abends aber wieder heulend im Bett. Bekomme ich ja super hin haha

Samoa253  14.07.2025, 03:05
@Lenileni947

Wie du die Situation in der Wohngruppe beschreibst, hört sich echt bescheuert an. Dennoch denke ich, dass nicht alle Kinder es so empfinden wie du. Du scheinst mit deinen 11 Jahren ziemlich reif zu denken. Das ist zwar sehr gut, doch andererseits macht es dir wahrscheinlich viel mehr zu schaffen als den anderen Mitbewohner.

Ich glaube, jeder hier würde dir gerne helfen und es ist frustrierend, dass wir das nicht können. Das mit dem abfinden ist immer leicht gesagt, doch jeder weiß, dass das sehr hart ist. Dennoch bleibt dir leider keine andere Wahl.

Da du über deine Familie nichts schreibst, nehme ich an, dass die Dinge nicht zu ändern sind. Es wäre also gut, wenn du deine Situation akzeptieren würdest, denn nur dann kannst du besser damit umgehen und vieles wird erträglicher.

30Hektar  14.07.2025, 19:35
@Samoa253

Daß sie/er(?) für diese Bitten seine/ihre Anträge aufbrauchen soll, ist eine bescheuerte Idee. Vor allem wenn sie/er(?) unerfüllte Anträge nicht für etwas anderes verwenden kann. Diese Regelung ist dafür da, damit sie/er sich sinnvolle Gedanken macht, was gewünscht wird und nicht jeden Scheiss auf Glück Gott versucht. Es geht dabei, darum, daß sich ein Kind seiner Wünsche und Pläne bewusst wird und nachdenkt und nicht aus einer chaotischen Spontanität entscheidet. Im Grunde eine kluge Vorgehensweise, wobei vielleicht in der Einrichtung etwas zu übertrieben.

Viel wichtiger als die Anträge für so etwas zu verbraten, wären zwischendurch Gespräche mit vertrauten Erziehern und das äußern der Gefühle, Sorgen und ggf. auch depressiven Verstimmung. Aber bitte daran bedenken, daß die Profis schnell zwischen echter depressiver Verstimmung und Nörgelei und Unzufriedenheit unterscheiden können.

Was sehr bitter ist und ziemlich sicher vorkommen wird, ist der Fall, daß Niemand Zeit haben wird und niemand zuhören wird. In solchen Einrichtungen ist es auch so, daß nicht der Schützling über den Zeitpunkt des Gespräche entscheidet, sondern IMMER die Erzieher. Das Kind kann nur Gesprächsbedarf signalisieren. Das ist auch sehr gemein, aber hat denselben Sinn, wie die limitierten Anträge die verfallen, wenn man sich Blödsinn wünscht. Die Erzieher wollen keine Null Bock Gespräche mit den Kindern führen, sondern nur die wichtigen. Leider können das Kinder nicht immer erkennen und verschließen sich zunehmend. Das sollte sie/er nicht tun!!! Einfach dranbleiben und immer wieder Gesprächsbedarf signalisieren.

Bei mir (bei uns) leider war das so, daß man uns beigebracht hat, am besten nicht zu fragen, unauffällig zu sein und gehorsam zu sein. Für eine Falsche Frage im falschen Augenblick konnte man sich eine Ohrfeige, oder sonstige Schläge holen, oder was manchmal schlimmer sein konnte, negativen Eintrag und widerwärtige Strafarbeiten. Das hing vom Erzieher ab, was davon schlimmer war. Das wird sie/er hoffe ich nicht befürchten müssen für eine einfache Frage.