Hi
Ich glaub ich muss ein bisschen weiter ausholen, um die Situation zu erklären. Mein Vater (Freund/Ehemann meiner Mutter seit 30 Jahren) lag ein halbes Jahr im Krankenhaus, was insgesamt natürlich eine sehr stressige Zeit war. Was genau es war, war lange nicht bekannt (im Nachhinein Lungenkrebs, was in sechs Monaten Krankenhausaufenthalt und fast täglichen Untersuchungen aus irgendeinem Grund nie jemandem aufgefallen ist), es wurde nach einem Intensivstationaufenthalt aber ganz langsam besser. Meine Mum ist Kinderkrankenschwester und daher ein wenig drin in dem Thema (nicht ihr Fachgebiet natürlich, aber sie hat Ahnung), sie war auch die ganzen sechs Monate jeden Tag quasi von morgens bis abends da.
Er ist jetzt vor gut zwei Monaten verstorben, zwei Tage zuvor hat er seine Diagnose bekommen (wir denken auch darüber nach, ob wir das Krankenhaus verklagen, da hier eindeutig einiges schief gelaufen ist, das hab selbst ich als 14/15jährige ohne jegliche Ahnung gesehen). Seitdem ist es ... nun schwierig, um es freundlich auszudrücken.
Ich hatte davor schon psychische Probleme (depressive Episoden und Essstörung), war auch in Therapie, die war halt ziemlich beschissen. Glücklicherweise habe ich mittlerweile eine neue Therapeutin, sehe diese aber auch nur alle zwei Wochen, weil sie noch keinen besseren Platz hat, aber alles ist besser als das, was ich davor hatte. Meine Mum hingegen redet lieber viel mit Freunden, lenkt sich so ab, aber natürlich gehts ihr auch beschissen.
Es ist einfach dauerhaft angespannt im Moment, ich bin im tiefsten Loch meines Lebens, ich hab keine Ahnung, wie ich mit allem umgehen soll und meiner Mutter geht es wahrscheinlich ähnlich, auch wenn sie das nicht so direkt sagt.
Ich bin im Moment einfach froh, wenn ich einen Tag nach dem anderen rumkrieg. Ich gehe fast regelmäßig in die Schule, ich gehe zu meiner Therapie, ich gehe zu meinen Hobbies aber sobald ich zu Hause bin krieg ich gar nichts mehr auf die Reihe und sitze meistens nur noch da und scrolle durch Instagram o.ä. Dass meine beste und quasi einzige Freundin aktuell auf einem Austausch ist und mir nur selten antworten kann und ich in einer Fernbeziehung bin, die auch nicht immer perfekt läuft, macht alles nur schwieriger.
Aktuell ist es einfach so, dass sowohl meine Mutter als auch ich sehr leicht gereizt sind. Ich muss nur eine kleine Sache falsch machen und sie ist angepisst und mich zieht sowieso jede Kleinigkeit herunter.
In den letzten Tagen kam es vermehrt vor, dass ich einfach nicht die Kraft aufbringen konnte, zu ihr zu gehen und Zeit mit ihr zu verbringen, ich hab Hausarbeiten vergessen und es morgens nicht ganz aus dem Bett geschafft, sie war immer sofort genervt, super beschissen drauf und während ich das verstehe, macht es mich im Umkehrschluss eben auch fertig.
Sie hat sich heute morgen an mein Bett gesetzt und mich fast angeschrien, dass ich komplett unterschätze, wie schlecht es ihr geht und dass ich auf sie auch mal Rücksicht nehmen soll. Ich will dazu sagen, ich unterschätze das nicht, ich kann es nur nicht wirklich zeigen. Aber ja, ich nehme im Moment nicht viel Rücksicht auf sie -- einfach weil ich das Gefühl habe, dazu nicht in der Lage zu sein, wenn ich nicht mal mit mir selbst klarkomme.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich hier auch falsch verhalte, dass das besser geht und dass ich kein Recht habe, auf sie sauer zu sein. Sie hat nichts falsch gemacht und das weiß ich. Ich will mich bei ihr entschuldigen, aber jedes mal, wenn ich es versuche, bekomme ich nur ein "entschuldigen bringt nichts". Ich weiß, dass ich lieber etwas tun sollte und ja, ich versuch es auch. Ich kriegs einfach nicht hin.
Wie reagiere ich jetzt am besten bzw was soll ich tun, wie kann ich damit umgehen und wie kann ich mich bei meiner Mutter richtig entschuldigen? Ich bin einfach echt verzweifelt.
Danke an alle, die bis hier her gelesen haben und ich wäre so dankbar für jede Antwort <3